Fenster Abdichten © Pi-Lens/shutterstock.com

Bauwerksabdichtung: Die typischen Schwachstellen

Anschlüsse, Durchdringungen und Fugen sind die größten Schwachstellen in der Gebäudehülle. Wie Sie Ihr Haus effizient vor Wind und Feuchtigkeit schützen? Mit einer Bauwerksabdichtung. Wir haben die Infos.

Wasser und Feuchtigkeit können einem Gebäude massiv zusetzen. Man muss also schon vor Baubeginn wissen, in welcher Höhe sich etwas der Grundwasserspiegel befindet, ob Hangwasser drücken könnte und ob der Boden durchlässig ist, das aufkommende Wasser also abfließen kann. Wenn Sie die örtlichen Gegebenheiten auf Ihrem Grundstück nicht genau kennen, ist ein geologisches Bodengutachten unbedingt notwendig.

Gut planen, sich genug Zeit nehmen

Gut Ding braucht Weile. Um Fehlerquellen bestmöglich auszuschalten, ist es wichtig, keinen Zeitdruck aufzubauen. Planung, korrekte Ausführung und die Austrocknung vor der Weiterbearbeitung erfordern eben Zeit. Ebenfalls wichtig ist, den Arbeitern genügend Platz zur Verfügung zu stellen. Der Aushubraum sollte um mindestens einen Meter je Seite breiter sein, als das geplante Gebäude. Ein zu enger Arbeitsgraben erschwert die Arbeit und gefährdet sie unnötig. Für die spätere Dichtheit eines Gebäudes ist die Qualität der Betonierarbeiten von größter Wichtigkeit. Beachten Sie speziell die Ebenheit, die Oberflächenfestigkeit, die Haftfähigkeit sowie die Ausarbeitung von Rundungen und Ecken. Scharfe Kanten, spitze Steinchen, Rippen und Löcher in der Oberfläche verhindern eine sichere Abdichtung und erfordern eine zusätzliche Ausgleichsschicht. Auch der Anschluss der Wand an die Fundamentplatte kann eine Schwachstelle darstellen. Die korrekte Ausführung einer Hohlkehle sollte Bedingung sein, Abdichtstreifen sind nur die zweitbeste Lösung. Außerdem dürfen Betonwandoberflächen nicht zu glatt ausgeführt werden, da sonst die Abdichtung ins Rutschen gerät. Gegebenenfalls müssen sie aufgeraut, eventuell sogar sandgestahlt werden.

Weiße oder schwarze Wanne

Bei einer „weißen Wanne“ ist der Keller in wasserundurchlässigen WU-Beton gepackt. Dieser Beton hat keine Dehnfugen, sodass auch kein Wasser eindringen kann. Bei der „schwarzen Wanne“ handelt es sich um eine Bitumen-Abdichtung der Kelleraußenwand. Meist wird zusätzlich eine Perimeter-Dämmung verbaut.

Was kostet eine nachträgliche Gebäudeabdichtung?

Oft ist eine nachträgliche Abdichtung bei älteren Häusern notwendig, da hier kein oder nur ein unzureichender Feuchtigkeitsschutz für die Kelleraußenwand verbaut ist. Wegen dem notwendigen Aufgraben entlang der Hausseiten sind die Kosten für eine Abdichtung im Nachhinein hoch. Sie belaufen sich auf rund 350 bis 450 Euro pro Meter. In Anbetracht dessen ist es verständlich, dass solche Arbeiten in vielen Fällen immer wieder verschoben werden. Bedenken Sie aber, dass ein ständiges Eindringen von Feuchtigkeit ins Mauerwerk dramatische Schäden an der Substanz des Gebäudes anrichten und damit noch viel höhere Kosten verursachen kann.

Kapillar aufsteigende Feuchtigkeit erkennat man an Feuchtehorizonten und Salzausblühungen an den Stellen, an denen das Wasser austritt und verdunstet. Der erste Schritt zu einer Trockenlegung: eine nachträglich errichtete Horizontalsperre. Für die Errichtung einer Horizontalsperre stehen mehrere Methoden zur Auswahl.

Typische Schwachstellen: Anschlüsse, Durchdringungen, Fugen

Wo dringt am meisten Feuchtigkeit und Wind ins Gebäude? An den Anschlüsse, Durchdringungen und Fugen. Die Industrie bietet hier eine Menge an Produkten für geeignete Anschlusskonstruktionen, wie etwa Klebe,- Klemm,- oder Anschweißflansche und Dichtungsmanschetten. Auch Kunststoffrohrdurchführungen, die einbetoniert werden, stehen zur Verfügung und werden vor allem im Zusammenspiel mit „weißen Wannen“ verwendet.

Sämtliche Abdichtungen müssen gegen mechanische Beanspruchung und Witterungseinflüsse mittels Schutzschichten oder andere geeignete Maßnahmen dauerhaft geschützt werden! Im Kellerbereich könnte dies beispielsweise die Perimeterdämmung übernehmen, die auch gleich als Wärmeschutz fungiert und wiederum mit einer Noppenbahn zu schützen ist, welche das Einschlämmen von Feinteilen in die Perimeterdämmung verhindern kann.

Abdichtungsbahnen

… müssen immer versetzt verlegt (ähnlich einem Laminatboden) und vollflächig verklebt werden. Die Überlappungen müssen mindestens zehn Zentimeter betragen und fest angedrückt werden!

Kann der Arbeitsgraben endlich geschlossen werden, ist noch ein Parameter zu bedenken: Das Verfüllmaterial sollte nicht aus Bauschutt oder Restmaterialien bestehen. Dafür sollte ausschließlich Schotter oder Kies verwendet werden, um Niederschlagswasser schnell versickern zu lassen. Der Arbeitsgraben ist als Endlager für Bauschutt oder Restbetonmengen völlig ungeeignet. Regenwasser kann so nicht ungehindert versickern, es entsteht erhöhte Bodenfeuchtigkeit und drückendes Wasser. Darauf ist die Abdichtung in der Regel nicht ausgerichtet, sie wird beschädigt und die Feuchtigkeit kann ins Mauerwerk eindringen. Folgeschäden sind programmiert.

Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser!

Bei der Auswahl der verwendeten Baumaterialien sollte das Hauptaugenmerk auf der Qualität liegen. Billig gekauft ist in diesem Fall nämlich immer teuer. Und noch ein Tipp: Achten Sie darauf, ob auch wirklich das verbaut wird, was Sie bezahlen! Leider gibt es auch schwarze Schafe in der Branche...

Lagerung der Baustoffe

Achten Sie unbedingt auf die sachgemäße Lagerung der Baustoffe! Speziell Dichtungsbahnen, Klebstoffe, Anstriche usw. erfordern eine bestimmte Lagerung bzw. Lagertemperatur, um ihre schützenden Eigenschaften zu erhalten. Auch die Verarbeitungstemperatur kann wichtig sein. Kontrollieren Sie daher immer, ob die entsprechenden Empfehlungen auch eingehalten werden!

AutorIn:
Datum: 27.01.2022
Kompetenz: Bauunternehmen

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