WDVS und Brandschutz - was ist zu beachten?
Wenn es um das Thema Wärmedämmung und Feuer geht, gehen die Emotionen vielfach hoch. Wir haben mit Clemens Hecht von der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme über Mythen und Wahrheiten gesprochen.
„Wärmedämmverbundsysteme begünstigen die Brandausbreitung", diese Aussage begegnet einem immer wieder, in den Medien wie auf der Baustelle. Was ist dran an dieser These? Wir haben Clemens Hecht, Sprecher der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme, zum Gespräch gebeten:
Welchen Ausschlag gibt die Art der Wärmedämmung in Sachen Brandgefährlichkeit? Gibt es hier Unterschiede oder ist Feuer nicht vielmehr einfach gleich Feuer?
Hecht: Aufgrund der Eigenschaften der Dämmstoffe können sie entsprechend der OIB Richtlinien eingesetzt werden. Jedem Topf sein Deckel. Je nach Dämmstoff ist das mögliche System für das Gebäude zu wählen und entsprechend auszuführen. Das heißt: kein Dämmstoff ist per se gut noch schlecht! Das Gesamtpaket, also das entsprechend geprüfte System des Systemhalters, entscheidet.
Das beste Feuer ist das, das nicht passiert. Was sind die wichtigsten Punkte der Brandprävention?
Hecht: Unabwendbar ist die Einhaltung aller einschlägigen Normen, Richtlinien, Landesbaugesetze und Herstellerangaben. Der Brandschutz muss in der Planung rechtzeitig mit der zuständigen Brandschutzbehörde detailliert geplant werden. Auch sollten natürlich nur für den entsprechenden Anwendungsfall zugelassene Systeme verwendet werden und regelmäßige interne und externe Kontrollen der Bauprodukte passieren.
Die korrekte Verarbeitung der Dämmsysteme nach Verarbeitungsrichtlinie VAR der QG sowie die Verarbeitung durch entsprechend qualifiziertes und geschultes Personal, wie auch in der LBH gefordert, wird von uns ganz dezitiert empfohlen. Solche Profis sind zum Beispiel die zertifizierten Fachverarbeiter WDVS (ZFV), die an den Bauakademien in ganz Österreich auf Basis der Verarbeitungsrichtlinie (VAR) der QG geschult werden. Und als letzter Punkt der Brandprävention: Die professionelle Kontrolle der Ausführung.
Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Woher kommt Ihrer Meinung nach die These, dass Wärmedämmverbundsysteme besonders problematisch in Sachen Brandschutz wären?
Clemens Hecht: Zuerst einmal vorweg: jeder Todesfall ist dramatisch und ist zu vermeiden. Andererseits wird das Thema auch hochstilisiert. Basierend auf der jährlich in Österreich veröffentlichten Todesursachenstatistik treten - abgesehen von den Folgen des Alkohol- und Drogenkonsums, im langjährigen Durchschnitt etwa der Straßenverkehr, die Arbeitswelt und der Freizeitbereich in den Vordergrund. Diese Risiken haben in unserer Gesellschaft offenbar eine höhere Akzeptanz als das Brandrisiko. Das Risiko, durch einen Gebäudebrand sein Leben zu verlieren, ist mit sechs Toten pro Million Einwohner – statistisch gesehen – nämlich als relativ gering einzustufen. Dazu kommt, dass eine Auswertung der Fassadenbrände als Ursache überhaupt nicht erhebbar ist, da schlicht und einfach nicht relevant.
Die These über die Brandgefährlichkeit von WDVS ist meiner Meinung nach ein Mix aus journalistischem Zwang nach Storys, dem Ignorieren von Fakten, fehlendem physikalischem Wissen und ungefiltertem Übernehmen von Aussagen. Die entsprechenden Richtigstellungen werden dann einfach ignoriert beziehungsweise nicht gelesen.