Besonders beliebt und in Altbauten wohl am häufigsten sind Erker im Wohnzimmer. Die winklige Fensternische eignet sich hier vor allem gut für eine Sitzecke. © Patrick Perkins

Erker: Das Revival eines Klassikers

Erker sind nur etwas für den Altbau? Von wegen! Wie sie auch immer öfter in modernen Gebäuden umgesetzt oder im Nachhinein angebaut werden, erfahren Sie hier. Plus: Die schönsten Einrichtungsideen für Ihren Erker!

In der kubischen, energieeffizienten Architektur haben sie eigentlich schon seit Jahren keinen Platz mehr, diese runden oder mehreckigen, mit Fenstern ausgestatteten Vorsprünge. Doch jetzt ist eine moderne Interpretation des klassischen Erkers am Vormarsch: Indem ein Raum an einer Seite geöffnet wird oder vorhandene Fenster nach außen erweitert werden, zeigt sich der altmodische Mauervorsprung in neuem Gewand. Das Resultat? Der Wohnraum wird größer, der Tageslichteinfall steigt.

Ein imposanter Erker auf Balken ziert den Eingangsbereich dieses Hauses. © www.baufritz.ch

Was ist ein Erker?

In seinem Wortursprung ist der Erker eine Mauerausbuchtung, die über ein oder mehrere Geschoße reicht. Er ist begehbar und mit Fenstern versehen - klassisch mit drei Erkerfenstern. Seine Grundfläche kann rund, viereckig oder sechseckig sein. Eine Sonderform des Erkers ist die Auslucht oder der Standerker, der allerdings vom Boden ausgeht - ein Erker im Erdgeschoss sozusagen. Erker, die sich über die Dachkante hinaus fortsetzen, heißen Dacherker.

Einer weitere Erker-Art ist der Fenstererker. Hier beginnt der Fassadenvorbau ab der Brüstungshöhe des Fensters. Das herausstehende Erkerfenster im Bild schützt die Bewohner dank des speziellen Winkels vor störenden Einblicken. © www.baufritz.ch

Erker oder Gaube?

Vereinfacht gesagt ist ein Erker also ein Gebäudeanbau, der ein eigenes kleines Dach besitzt. Eine Gaube hingegen ist ein Dachaufbau, z. B. für den Einbau senkrechter Fenster. Gauben werden gerne bei ausgebauten Dachböden miteingeplant.

Moderner Erker: mehr Tageslicheinfall, aber auch mehr Einblicke von außen. © Collov Home Design

Vorteile: mehr Platz, mehr Licht

Während der Vorbau an den Außenwänden vieler Gründerzeithäuser und anderer Altbauten zum gewohnten Bild gehört, schafft es der verglaste Erker im Rahmen der Modernisierung alter Wohnblöcke zu neuen Ehren. Nicht nur, dass er die Fassade belebt und individualisiert, auch bringt er viel Licht und einige Quadratmeter mehr in die Wohnungen. Speziell Eck-Erker können den Lichteinfall optimieren, da durch sie ein Blickwinkel von 45 bis 270 Grad möglich wird. Gleiches erzielt man mit einem Erker an der Fassade, jedoch in etwas abgeschwächter Form.

Ein moderner Standerker mit naturbelassener Holzverschalung aus Lärche. © www.baufritz.ch

Was kostet ein Erker?

Die Kosten für einen Erker beginnen bei ca. 6.000 Euro und variieren natürlich je nach Größe, Bauweise und Material. Bei einem Neubau lässt sich einiges sparen, denn viele Hausbaufirmen bieten Häuser an, in deren Grundriss ein Erker bereits miteingeplant ist. Teurer wird es, wenn der Erker nachträglich an die Immobilie angebaut wird, weil Wände und eventuell auch das Dach rückgebaut werden müssen und der Fußboden dem Wohnraum angepasst werden muss – nichts für ein kleines Budget!

Wie sich Erkerfenster auf die Heizkosten auswirken

Bestehende Erker, etwa im Altbau, haben häufig schlechte Dämmwerte und halten kaum Lärm ab – besonders störend ist das bei straßenseitigen Erkerfenstern. Grund für die schlechte Wärmedämmung ist die größere Oberfläche des Erkers, denn neben dem Dach kommen noch die Außenwände hinzu, durch die aufgrund von Wärmebrücken hohe Wärmeverluste enstehen können. Und diese schlagen sich bekanntlich auf die Energiekosten nieder.

 

Auch Lowboards oder filigrane Regale lassen sich unterhalb der Erkerfenster platzieren. Geschmackvoll dekoriert wird der Erker im Schlafzimmer, im Wohnbereich oder in der Küche dann zum Blickfang. © OKA UK

Alten Erker umbauen und modernisieren

Viele Einfamilienhäuser – besonders aus den späten 80er und frühen 90er Jahren – haben einen Erker. Ein solches Bauelement aus dem Altbestand lässt sich architektonisch ins 21. Jahrhundert holen, indem schmale Rahmen eingezogen werden, aus den Fenstern deckenhohe Verglasungen gemacht werden und eventuell auch ein Glasdach eingezogen wird. Auch bereits vorhandene Fenster können vergrößert und mittels Vorsprung nach draußen gezogen werden.

Leichte, bodenlange Vorhänge vor den Sprossenfenstern machen den Erker zu einem behaglichen und privaten Wohnbereich. © Go Modern Furniture

Modernen Erker anbauen

Wollen Sie einen Erker nachträglich anbauen, sollten Sie also bedenken, dass er– wie jedes Fenster– eine Schwachstelle im Mauerwerk ist. Das erfordert, dass Sie bei Erkerfensten auf einen möglichst geringen Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) von Rahmen und Verglasung achten. Sparen Sie nicht am falschen Ende, sondern setzen Sie auf hochwertige Energiesparfenster mit Dreifachverglasung – die Mehrkosten amortisieren sich sehr schnell dank geringerer Heizkosten! Unterschätzen Sie außerdem nicht den Aufwand, einen Erker nachträglich anzubauen: Ein Statiker muss die Tragfähigkeit der Fassade überprüfen, ein Fachbetrieb die alte Dämmung der Hausfassade aufschneiden und mit den neuen Dämmschichten verbinden.

Brauche ich eine Baugenehmigung?

Ja, für den Erker brauchen Sie eine Baugenehmigung. Es muss ein Antrag bei der zuständigen Baubehörde oder bei der Gemeinde eingereicht werden. Dieser Antrag muss die Einreichpläne mit Grundriss, Schnitt und Ansichten, die Baubeschreibung mit Energieausweis und einen aktuellen Grundbuchauszug beinhalten. Auch eine Planskizze kann beigefügt werden. Um Zeit zu sparen, sollten Sie sich vorab darüber informieren, welche Dokumente der Antrag enthalten muss.

Die Bogenfenster des Erkers sorgen in diesem Schlafzimmer für einen hohen Lichteinfall. © TOM TAILOR

Welcher Raum eignet sich als Erkerzimmer?

Im Wohnzimmer bietet sich ein Erker an, um eine Sofalandschaft oder andere Polstermöbel unterzubringen. Sofern keine bodentiefen Fenster eingebaut werden, kann auch eine zusätzliche Sitzgelegenheit auf der Fensterbank bzw. -nische mit Blick ins Freie geplant werden. Gut macht sich eine Erkernische auch in Schlafräumen: Platziert man das Bett gegenüber dem Erker, gibt's den Weitblick vom Bett aus.

Der Klassiker: eine Leseecke im Erker! Schaukelstuhl, Tageslicht und die Bücher gleich griffbereit - was will man man mehr? © TOM TAILOR

Wie Sie Ihren Erker einrichten können

Grundsätzlich braucht jeder Erker eine individuelle Lösung und das bedeutet meistens: Einbaumöbel. Kleine Erker lassen sich dank schmaler Bücherregale z. B. in eine Bibliothek verwandeln. Will man einen Tisch in den Erker stellen, benötigt man eine Raumtiefe von mindestens vier Metern, wobei ein großer Esstisch auch in den angrenzenden Raum hineinragen kann. Genau an die Erkerform angepasst wird ein Schreibtisch oder eine umlaufende, fest eingebaute Sitzbank unter den Fenstern.

Ein Ort zum Abschalten: Wohnzimmer-Erker mit gemütlichen Polstersesseln und Beistelltisch. © Sweetpea & Willow

Zimmer mit Erker günstig einrichten

Maßanfertigungen sind natürlich teuer. Was aber tun, wenn man seinen Erker möglichst kostengünstig einrichten möchte? In diesem Fall bietet es sich an, einen schönen Ohrensessel in Szene zu setzen oder einen Hängestuhl, z. B. aus Weidengeflecht, an der Decke des Erkers zu befestigen. Dabei sollte man nicht auf seine Privatsphäre vergessen: Rollläden, Jalousien oder Gardinen schützen vor fremden Blicken und der Sonne.

Halten Sie sich an Ihren Wohnstil beim Erker einrichten! Mit Pflanz-Übertöpfen aus Weidengeflecht, Sofakissen mit Ethnomustern und einer gefransten Wohndecke verpassen Sie dem Erker z. B. natürlichen Boho-Chic. © Kate Darmody

Erker gestalten mit Pflanzen

Da Erker auch in den Wintermonaten hell und warm sind, sind sie ein guter Standort für tropische Zimmerpflanzen. Der Erker wiederum erhält dank der Pflanzen optisch mehr Tiefe, besonders dank Pflanzampeln oder Rankpflanzen. Auch bepflanzte Glaskolben oder Glühbirnen, dezent im Fensterrahmen angebracht, zaubern eine schöne Stimmung.

AutorIn:
Datum: 22.06.2023
Kompetenz: Wintergärten

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