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Blitzschutz: Was gehört dazu und wie funktioniert's?

Mehr als 1,2 Millionen Blitze im Jahr 2022, eine elektrische Spannung von 200.000 Volt pro Blitz und Schäden, die in die Millionen gehen. Nicht ohne Grund sind in Österreich bauliche Blitzschutzanlagen gesetzlich verpflichtend vorgeschrieben. Wir sagen Ihnen, welche Komponenten zu einer fachgerechten Blitzschutzanlage gehören, wie diese überhaupt funktioniert und welche Kosten Sie einrechnen sollten.

Das Klima verändert sich, auf Hitzetage folgen immer öfters gewittrige Entladungen mit vielen registrierten Blitzen und damit auch Blitzeinschlägen. Diese verursachen mitunter riesige Schäden, nicht nur an Gebäuden, sondern auch an der Elektrik und den an ihr hängenden Anlagen und Geräten, Stichwort Überspannung. Ein Blitzschutzsystem, nicht ganz korrekt oft als Blitzableiter bezeichnet, ist ein absolutes Muss, wenn Sie Ihr Eigentum und Ihr Leben schützen wollen.

Was gehört zu einer kompletten Blitzschutzanlage?

In der ÖVE/ÖNORM EN 62305-3 werden für Blitzschutz-Systeme die Schutzklassen I bis IV definiert. Sie stellen einen Satz von Konstruktionsregeln dar, wobei z. B. Maschenweiten, Schutzwinkel und Blitzkugelradien für Fangeinrichtungen, Abstände von Ableitungen und Ringleitern oder Mindestlängen von Erdungsleitern entsprechend den Gefährdungspegeln festgelegt sind. Die Wirksamkeit nimmt von Schutzklasse 1 zu Schutzklasse IV ab.

Grundsätzlich besteht eine Blitzschutzanlager aus einer Fangleitung, einer Ableitung, der Trennstelle und einer Erdungsanlage. Der Blitz wird von der Fangleitung abgefangen und sicher in den Erdboden abgeleitet - ein Schaden am Gebäude bzw. an den elektrischen Leitungen im Gebäude kann so nicht entstehen. Am besten greifen Sie zu einem Komplett-Blitzschutz-System LPS (Lightning Protection System) und arbeiten nicht mit Einzelkomponenten. Im folgenden schauen wir uns die einzelnen Komponenten einer Blitzschutzanlage genauer an.

Blitzschutz - Komponente 1: Äußerer Blitzschutz

Dazu gehören Auffangeinrichtungen und Ableitungen, die den Blitzstrom zur Erdungsanlage weiterleiten. Fangeinrichtungen sind wie ein grobmaschiger Faradayscher Käfig aus metallischen Leitungen anzuordnen. Dabei darf kein Punkt der Dachfläche weiter als fünf Meter von einem geerdeten Bauteil entfernt sein und es sind auch Regenrinnen, Schneefanggitter etc. in die Fangleitung mit einzubeziehen. Die Ableitungen verbinden die Fangeinrichtungen des Daches mit der Erdungsanlage. Die erforderliche Anzahl der Ableitungen richtet sich nach der Größe Ihres Hauses.

Blitzschutz - Komponente 2: Innerer Blitzschutz

Zur zweiten großen Kompontente einer Blitzschutzanlage gehört der innere Blitzschutz. Er besteht aus

  • der Blitzschutz-Potentialausgleich zur leitenden Verbindung der metallenen Komponenten im Gebäude mit der Erdungsanlage sowie zum direkten oder indirekten (mittels Überspannungs-Schutzgeräten) Anschluss aller in das Gebäude eintretenden Versorgungsleitungen an die Erdungsanlage,
  • die Einhaltungen von Trennungsabständen zwischen den zu schützenden metallenen Komponenten im Gebäude und der Fang- und Ableitungseinrichtung zur Vermeidung von Funkenüberschlägen infolge magnetisch induzierter Spannungen.

Durch die Maßnahmen des Äußeren und des Inneren Blitzschutzes wird innerhalb des Gebäudes ein geschütztes Volumen gegen mechanische Schäden, Feuer und Lebensgefahr geschaffen. In diese Hülle können keine gefährlichen Spannungen mehr über die Versorgungsleitungen von außen eindringen.

Blitzschutz - Komponente 3: Erdungsanlage

Die Erdungsanlage dient dem Übergang des Blitzstromes in das Erdreich, sprich: Sie sorgt dafür, dass der Blitz unter die Erde abgeleitet wird. Es werden mehrere Varianten von Erdungsanlagen bzw. Erdern unterschieden:

  • Der Oberflächenerder ist ein geschlossener Ringerder, der in geringer Tiefe verlegt wird.
  • Der Fundamenterder liegt im Betonfundament eines Gebäudes und kann auch als "Blitzschutzerder" genutzt werden. Er ist bei einem Neubau in jedem Fall nicht nur die sinnvollste, sondern auch die günstigste Lösung.
  • Der Tiefenerder ist ein Einzelerder, der senkrecht in größere Tiefen eingebracht wird.

Blitzschutz - Komponente 4: Überspannungsschutz

Der Überspannungsschutz schließlich hat die Aufgabe, an spannungsführenden Leitungen auftretende Blitzteilströme abzuleiten. Die Erdungsanlage wird durch eine Potentialausgleichsschiene mit den metallischen Gebäudeinstallationen verbunden. Dadurch werden bei einem Blitzschlag Spannungsunterschiede mit möglichen Überschlägen verhindert. Die Anpassung der Überspannungsableiter muss dabei genau auf die jeweils auftretenden Spannungen, Ströme und Frequenzen erfolgen.

Was kostet eine Blitzschutzanlage?

Normalerweise wird der Blitzschutz im Zuge des Neubaus hergestellt, aber auch im Zuge von Sanierungen kann die Anlage noch ergänzt werden. Wir haben uns die Preise verschiedener Anbieter angesehen - das sollten Sie bei der Angebotseinholung übrigens auch machen. Im Schnitt können Sie für ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit etwa 5.000 Euro für die komplette LPS rechnen. Der Blitzableiter auf dem Dach plus Ableitungen (äußerer Blitzschutz) macht rund 2.000 bis 3.000 Euro aus, der innere Blitzschutz (Ableitungen, etc.) kommt auf rund 1.500 Euro, eine Erdungsanlage schlägt mit etwa 2.000 Euro zu Buche.

AutorIn:
Datum: 13.06.2023
Kompetenz: Elektroinstallation

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