Jubiläumsbilanz zum 20. Wiener Architektur Kongress
Internationale Expertendichte beim wissenschaftlichen Jubiläumskongress: Drei Tage lang (vom 18. bis 20. November) mutierte das Wiener Architekturzentrum im Rahmen der "Vienna Art Week 2016" zum Hotspot der internationalen Architektenszene. Praktiker wie Theoretiker diskutierten anlässlich des Abschieds von Dietmar Steiner die Rolle der Architekturgeschichte nach 1950 bis heute.
Der französische Architekt, Autor und Kunsthistoriker Jean-Louis Cohen eröffnete den Themenreigen und nahm das Publikum auf eine Reise der letzten 65 Jahre mit. Er forderte u.a. dazu auf, die Krise als bestimmende und permanent antreibende Kraft zu verstehen, die beitrage, den Architekturdiskurs nachhaltig zu befeuern. Dem stellte die designierte Architekturzentrum Wien-Direktorin Angelika Fitz einen Ausblick gegenüber, was Architektur in Zukunft leisten solle und welche Rollen ein Architekturmuseum in diesem Zusammenhang einnehmen könnte.
Dimension „Zeit“ als Konfliktbringer und Ideenmotor
Die Panels der darauffolgenden Tage behandelten nach Dekaden strukturiert die Einflüsse der Vergangenheit auf die Gegenwart und Zukunft der Architektur. Während bei den Panels über das 20. Jahrhundert in erster Linie die individuellen Geschichten, Herangehensweisen und Karrieren dominierten, wurde in den beiden Panels zum 21. Jahrhundert vermehrt über die gesellschaftspolitische Dimension und soziale Verantwortung der Architektur und insbesondere die politischen Umbrüche allerorts gesprochen.
Globalisierung und architektonische Identität
Einigkeit herrschte unter den Anwesenden darüber, dass Architektur, die sich ausschließlich einer kapitalistischen Globalgesellschaft zuwende, Gefahr laufe, ihre Glaubwürdigkeit und Eigenständigkeit über kurz oder lang einzubüßen. Wie das Architekturzentrum Wien in seiner Rückschau anmerkt, sei es daher von essenzieller Wichtigkeit, die Geschichte zu kennen und zu verstehen, um mit den Werkzeugen von heute adäquate Architektur realisieren zu können.
Blick in die Zukunft: ein Hauch von Optimismus
Auch wenn das Gros der Diskutanten vor Ort nur schwer an eine rosige Zukunft der Architektur glauben wollte: Ein Grundoptimismus und ein kämpferisches „Wir schaffen das“ ist den Veranstaltern zufolge durchgeklungen. Ihr Fazit: Die Bedeutung von Architekturmuseen als Orte der Diskussion und der Vermittlung von Architektur hat sich bestätigt.
Beim Jubliäumskongress u.a. mit dabei waren: Wiel Arets, Petra Čeferin, Jean-Louis Cohen, Hermann Czech, Irina Davidovici, Marco de Michelis, Nathalie de Vries, Roger Diener, Marc Dubois, Dagur Eggertsson, Oliver Elser, Angelika Fitz, Kathrin Golda-Pongratz, Anna Heringer, Jacques Herzog, Andreas Hild, Steven Holl, Ulrike Jehle-Schulte Strathaus, Elke Krasny, Rob Krier, Wilfried Kühn, Bart Lootsma, Peter Märkli, Karoline Mayer, Vedran Mimica, Akos Moravánszky, Maroje Mrduljaš, Shane O'Toole, Juhani Pallasmaa, Dominique Perrault, Wolf D. Prix, Bruno Reichlin, Andreas Rumpfhuber, Yehuda Safran, Dietmar Steiner, Martin Steinmann, Stephan Trüby, Jean-Philippe Vassal, Georg Vrachliotis, Wilfried Wang, Ana Maria Zahariade und Mirko Zardini.