© Ulrike Biberschick

Fertighaus am Gründerzeitdach

In Wien wird der Wohnraum immer knapper. Ein enormes Potential liegt auf den Dächern der Gründerzeithäuser. Beispiele zum Dachgeschoßausbau und einer thermischen Sanierung mit Fertigteilelementen.

In Wien wird der Wohnraum immer knapper. Wolfgang Forster, Städtebaulicher Stratege der Stadt Wien warnt: "Wir haben nur noch gewidmeten Raum für 90.000 Wohnungen und jährlich brauchen wir 10.000 neue Wohnungen. Also in weniger als zehn Jahren haben wir keinen Platz mehr."

Neue Lösungen müssen also her: Ein enormes Potential liegt auf den Dächern der Gründerzeithäuser, sagt Robert Gassner, von der Baumanagement GmbH Gassner & Partner beim 32. Fertighaus-Symposium in Krems. Österreichweit existieren mehr als 600.000 Wohnungen in Gebäuden aus der Bauperiode vor 1919 – das ist knapp ein Fünftel des gesamten Wohnungsbestands. Allein in Wien befinden sich rund 249.000 Hauptwohnsitzwohnungen in diesem Segment.

Bei einer Sanierung mit Fertigteilelementen geht es Gassner nicht darum, "die Gründerzeithäuser einfach einzupacken und damit ein städtisches zentrales Gebäudesegment einem banalen Effizienz- und Modernisierungsansatz zu opfern". Die wesentliche Herausforderung besteht für ihn vielmehr darin, innovative Lösungen für Gründerzeitgebäude zu entwickeln, die gestalterisch angemessen und technisch-wirtschaftlich umsetzbar sind.

Als wesentliche Ziele nennt Gassner die Verbesserung des Wohnkomforts, Verringerung des Energieverbrauchs, Einsatz effizienter und möglichst CO2-neutrale Heizsysteme, Verbesserung der architektonischen Qualität und damit die Gewährleistung eines zeitgemäßen Wohnstandards. Ein guter statischer Zustand des Gebäudes ist ebenso wichtig, vor allem bei einem geplanten Ausbau des Dachgeschoßes: Eine eventuelle statische Ertüchtigung des Objekts rechnet sich laut Gassner meist nicht.

Als Beispiele präsentiert Gassner zwei Projekte, die seine Firma gemeinsam mit Ulreich Bauträger ausführte:

Projekt Neubergengasse 3b, Wien 15

Das Haus wurde generalsaniert und ein Dachgeschoßausbau mit Fertigteilelementen errichtet. Im Jänner 2009 wurde mit der energetischen Sanierung mit Passivhauskomponenten begonnen. Nach zwölf Monaten Bauzeit wurde das Haus im Dezember 2009 fertiggestellt. Neben der Wohnungssanierung wurden auch die Innenhöfe und –räume neu gestaltet.

Durch die Sanierung wurde ein hochwertiges Wohnklima auf Niedrigenergiestandard geschaffen. Bei einer Verdoppelung der Nutzfläche konnte eine Energieeinsparung von 90 Prozent erreicht werden.

Projekt roofjet, Wißgrillgasse 10, Wien 14

Das Gebäude wurde um die Jahrhundertwende errichtet, steht in unmittelbarer Nähe zur Westbahnstrecke und hat einen sehr hohen Anteil an freistehenden Feuermauern. Das Gründerzeithaus befand sich in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand.

Nach der thermischen Sanierung des Bestandsgebäudes (u.a. Erneuerung aller Fenster und Türen, Integration von thermischen Solarpaneelen im Fassadenbereich, hoher Dämmstandard aller Außenbauteile, Pellets-Zentralheizung) und dem Dachgeschoßausbau mit integrierter Begrünung der Schräg- und Flachdächer, konnte der Heizwärmebedarf um mehr als 80 Prozent reduziert werden.

Die Wohnungseigentümer, die in die Ausbaupläne miteinbezogen wurden, freuen sich jetzt über Balkone und Terrassen, die im neu begrünten Hofbereich geschaffen wurden, und den neuen Aufzug.

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Datum: 16.05.2012

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