Herkunftsnachweis für Baustoffe gefordert
Die Initiative Bau!Massiv! fordert eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung von Baustoffen, denn "der effiziente Einsatz von Ressourcen heißt vor allem: Regionales Gewinnen und regionales Einsetzen von Ressourcen“, sagt Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie.
Auf der Suche nach der Bauweise, die langfristig umweltverträglich und wirtschaftlich ist, hat BAU!MASSIV! eine Zusammenschau aus vier aktuellen Studien in Auftrag gegeben. So verfasste das Institute of Building Research & Innovation eine Metastudie betreffend 26 wissenschaftlicher Arbeiten, in denen die Thematik Kostenoptimalität und Nachhaltigkeit beim Wohnungsneubau untersucht wurde. Das Institut für Industrielle Ökologie nahm die Klimarelevanz von Baustoffen unter die Lupe und die TU Graz beleuchtete zusätzliche Ökoindikatoren zur Bewertung der Umweltwirkung von Bauprodukten. Die Austrian Cooperative Research (ACR) unterzog seinerseits 45 Variationen energieeffizienter Häuser einem Test.
"Das beste Haus gibt es nicht"
In den Studien zeigt sich: Das zentrale Einsparungspotenzial liegt bei der Gesamtenergieeffizienz, die nicht zuletzt auch von den Bewohnern und Nutzern eines Gebäudes abhängt. Die ACR Studie stellt fest: Es gibt nicht „das“ beste Haus, sondern sowohl Baustoffwahl, als auch Energiestandard müssen im Kontext der Gesamtsituation betrachtet werden. Dabei sind etwa Standort, Klima, Sonneneinstrahlung und das Wohnverhalten der Bewohner ausschlaggebend. „Das größte Thema auf Ebene des einzelnen Hauses ist die Haustechnik und wie sie bedient wird. Daher fordert die ACR Studie im Ergebnis vor allem auch die Vereinfachung von haustechnischen Systemen, damit diese kostengünstiger werden“, erläutert Sebastian Spaun, Geschäftsführer Vereinigung Österreichische Zementindustrie.
Kostenfaktor Bauweise
Dass aber auch die Bauweise ein wichtiger Faktor für leistbares und nachhaltiges Wohnen ist, zeigt ein Kostenvergleich von einschaliger Ziegelbauweise und zellulosegedämmter Holzleichtbauweise (Studie „Bauen 2020 - Gebäudesystemvergleich, DUK“ - betrachtet in der Metastudie). Die Holzbauweise verursacht demnach im Vergleich zum Massivbau Mehrkosten von bis zu 141 Euro pro Quadratmeter Bruttogeschoßfläche.
Herkunft wichtig für Nachhaltigkeit
"Holz ist auch nicht immer per se ein Garant für CO2-neutrales Bauen", sagt Martin Leitl, Geschäftsführer Bauhütte Leitl-Werke GmbH und Techniksprecher des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie. So sei CO2-Neutralität nur dann gegeben, wenn das verwendete Holz aus nachhaltiger - am besten heimischer - Waldbewirtschaftung stammt. Spaun ergänzt: „Wir sind heute alle der Nachhaltigkeit verpflichtet und da Herkunft und lange Transportwege die CO2-Bilanz entscheiden, fordern wir für die Nachhaltigkeitsbewertung einen Herkunftsnachweis von Baustoffen ein. Das Herkunftszeichen Schweizer Holz könnte hier als gutes Beispiel dienen."
Baustoffe sinnvoll einsetzen
Neben dem Herkunftszeichen fordert BAU!MASSIV! auch eine bundesweite Vereinheitlichung der Kriterien für die Wohnbauförderung, in denen die Vorzüge der massiven Bauweise besser berücksichtigt werden. Leitl plädiert für „nur so viel Technik wie notwendig“ bei gezieltem Einsatz der natürlichen Fähigkeiten von Baustoffen. Denn mineralische Baustoffe würden durch ihre hohe Speichermasse dazu beitragen, Wohnkosten deutlich zu senken. „Massive Baustoffe wirken wie eine natürliche Klimaanlage und schützen vor Schall und Lärm sowie Katastrophen wie Sturm, Wasser und Feuer. Massive Baustoffe brennen nicht, genügen höchsten Sicherheitsanforderungen und verhindern die Brandausbreitung“, so Leitl. In Zukunft werde vor allem das Thema "Bauteilaktivierung" immer wichtiger für energieeffiezientes und leistbares Wohnen, ist er sicher.