Tageslicht im Altbestand Mangelware
Natürliches Licht ist für die Gesundheit essentiell, doch gerade in Großstädten ist es oft Mangelware. Neben städtebaulichen Maßnahmen, kann auch bei der Sanierung von Gebäuden viel Licht gewonnen werden.
"Wir wissen heute, dass direktes Sonnenlicht vor Krankheiten bewahrt und für ein gesundes Innenraumklima sorgt. Und es gibt Beweise dafür, dass wir unsere Abwehrkörper gegen Infektionen durch ausreichend viel Kontakt mit direktem Sonnenlicht stärken – auch wenn wir uns hinter Glas befinden", sagt Richard Hobday, Spezialist für Sonnenlichttherapie und solares Design. Auch zahlreiche Studien belegen die gesundheitlich positive Wirkung von Tageslicht auf den Menschen. Trotzdem: Gerade im Altbestand ist natürliche Sonneneinstrahlung oft Mangelware.
Seltene 1.000 Lux: Weniger macht müde
So hat eine Studie von Myriam Aries aus dem Jahr 2005 ergeben, dass nur 20 Prozent der erfassten Bürogebäude über einen Lichtwert von 1.000 Lux oder mehr verfügen - bei darunter liegenden Werten wurde eine signifikant höhere Müdigkeit der Büroangestellten als in Tageslicht-Büros festgestellt.
Problem Verdichtung
Claude Demers, Professorin an der "School of Architecture" an der Laval Universität, sieht vor allem in der Verdichtung der Städte eine Herausforderung für Planer. Diese führt, so Demers, zu einem eingeschränkten Zugang zu Tageslicht, was Energieeffizienz und das Wohlbefinden beeinflusse - ein Haken bei der Nachverdichtung. Städtebaulich betrachtet, ist die Konsequenz logisch: Geringere Gebäudehöhen und mehr Freiflächen sind die Lösung - die Machbarkeit sei dahin gestellt.
Einfache Lösungen bringen Licht ins Dunkel
In der Gebäudeplanung können einfache Mittel Wunder bewirken. So bringen Französische Fenster im Vergleich zur Standardausführung eine Steigerung des Tageslichteinfalls um bis zu 30 Prozent. Ein architektonisches Element, das sich gut eignet, um Licht ins Dunkel zu bringen, sind Oberlichten, wie das Beispiel Akropolis Museum in Athen zeigt.
Beim Umbau des Museums wurde besonderer Wert darauf gelegt, ein möglichst natürliches Umfeld für die ausgestellten Skulpturen zu schaffen. Da die Skulpturen ursprünglich im Freien standen, war es den Architekten ein Anliegen, den Outdoor-Lichtverhältnissen so nahe wie möglich zu kommen und zahlreiche Lichtschächte an der Decke sowie großzügige Fensterfronten optimieren den Lichteinfall.
Mehr als Ästhetik
Für Deborah Burnett, Innenarchitektin und Mitglied der American Academy of Sleep Medicine, steht die Bedeutung des natürlichen Lichts für unsere Gesundheit jedenfalls im Vordergrund: "Bei Tageslicht durchfluteten Gebäuden geht es nicht alleine um Ästhetik und hübsche Ausblicke. Es geht um unsere Gesundheit." Und auch Nachhaltigkeit und Ökologie stellt sie in den Hintergrund: "Vielleicht denken Sie bei Tageslicht an Energieeffizienz? Ich bitte Sie, es geht dabei um die Energie des Menschen."