"Lebendes Labor" in Seestadt Aspern
In der Seestadt Aspern entsteht auf drei Baufeldern ein Testgebiet, in dem Zukunftsfragen rund um das Thema Energieeffizienz beantwortet werden sollen - erstmals auf Basis realer Daten.
In der Seestadt Aspern will man es genau wissen. Auf drei Baufeldern - Kindergarten/Volksschule, Studentenwohnheim und Wohnbau - entsteht hier ein Testgebiet, in dem Zukunftsfragen rund um das Thema Energieeffizienz beantwortet werden sollen. Ein "lebendes Labor", sagt Reinhard Brehmer, Geschäftsführer der Aspern Smart City Research GmbH (ASCR).
Forschung erstmals auf Basis realer Daten
Vom Klima- und Energiefonds mit 3,7 Mio. Euro gefördert, startet die ASCR als Konsortialführer mit den Projektpartnern (u.a. Siemens AG Österreich, Wien Energie, Wiener Netze, Austrian Institute of Technology) ab sofort das breit angelegte Demo- und Forschungsprojekt. Insgesamt beträgt das Budget für das Projekt 38,5 Mio. Euro. Erforscht wird - nun erstmals mit Hilfe realer Daten - nicht nur, wie Energie in Gebäuden optimal und effizient eingesetzt werden kann, sondern auch, wie von Gebäuden oder ganzen Wohnblocks selbst produzierter Strom (z.B. durch Photovoltaik), der gerade nicht benötigt wird, dem Niederspannungsnetz zur Stabilisierung zur Verfügung gestellt oder am Strommarkt gewinnbringend verkauft werden kann.
Schwerpunkt Smart User
Am Baufeld D12 entstehen 213 Mietwohnungen, die ersten sollen im Frühjahr 2015 bezogen werden. Die Bewohner der Seestadt Aspern werden stark in das Projekt eingebunden, wobei nur jene Haushalte teilnehmen, die ausdrücklich damit einverstanden sind, dass ihre Daten für diese Zwecke verwendet werden. Die Wohnungen sind mit einer technologisch hochwertigen Anlage zur Raumregelung ausgestattet. So dienen ein intelligenter Stromzähler (Smart Meter) und intelligente Heimregelungssysteme (Home Automation) dem energieeffizienten Haushalten und der Datenerfassung gleichzeitig. Ein CO2-Fühler, der die Luftqualität misst sowie eine eigene Lüftungsanalage, die automatisch gesteuert werden kann, sollen dabei die Lebensqualität positiv beeinflussen. Ein sogenannter „Eco-Button“ ermöglicht zudem, vorher definierte Steckdosen abzuschalten, an denen etwa Verbraucher hängen, die nicht permanent Strom brauchen, wie TV-Gerät und Co. "Höchste Priorität bei der Datenerfassung hat der Datenschutz. Dieser stand bei der Entwicklung ganz vorne, erst nachdem dieser gegeben war, haben wir uns um die Geräte und die Vernetzung gekümmert", sagt Bernd Richter, Bereichsleiter für Infrastruktur der Aspern Smart City Research GmbH.
Schwerpunkt Smart Building
Neben Mietern werden auch eine Schule und ein Kindergarten in das Projekt eingebunden. Dabei wird vor allem ein intelligentes Gebäudemanagement unter die Lupe genommen. Der Schwerpunkt liegt auf der energieeffizienten Wärmeversorgung. So wird es keinen Fernwärmeanschluss geben, sondern eine Gebäudelösung mit Wärmepumpen. Zusätzlich wird auch ein Studentenheim in der Seestadt Aspern errichtet, auf dessen Dach eine Photovoltaik-Anlage mit 250 kWp (Kilowatt-Peak) installiert ist. Das Gebäude ist damit nicht mehr ausschließlich Energieverbraucher, sondern auch Energieproduzent. Erforscht werden soll, wie Stromreserven, die aktuell nicht benötigt werden, am Strommarkt gewinnbringend angeboten werden können. Dazu wird ein „Building Energy Management System“ (BEMS) im Gebäude installiert, das mit einem sogenannten „Energiepool-Manager“ - eine Schnittstelle zwischen Gebäude und Strommarkt - kommuniziert.
Internationales Referenzprojekt
Die Ergebnisse sollen nicht nur in der Seestadt Aspern einsetzbar sein können, sondern können in vielen
anderen Regionen die Entwicklung von Smart Cities unterstützen, ist Brehmer überzeugt und für Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds, ist die Seestadt Aspern ein Aushängeschild für Österreich. Das Projekt "verbindet Wissenschaft und Praxis und wird zeigen, wie Städte in Zukunft tatsächlich funktionieren können und wie die Einwohnerinnen und Einwohner ihr Leben in der Stadt aktiv mitgestalten können", sagt sie.