Heftige Kritik an Kapitalspritze für Atrium
Die 72 Millionen, die sich Atrium von der Gazit-Gruppe holen will, werden von Analysten ungern gesehen. Kritik lässt auch IVA-Präsident Rasinger vermelden. S&P reagiert mit einem CreditWatch für die Immobiliengesellschaft
Analysten sehen die jüngsten Kapitalbeschaffungspläne von Atrium (der ehemaligen Meinl European Land, MEL) kritisch. UniCredit-Analyst Alexander Hodosi: "Unterm Strich sind die Beschlüsse negativ zu sehen. Diese Aktion ist eine Veränderung der ursprünglichen Verträge und stellt für die Gesellschaft keinen gleichwertigen Ersatz dar". Die Maßnahme sei insgesamt für Atrium nicht von Vorteil. Seine Argumentation: Statt der bei Einstieg der Gazit-Gruppe vereinbarten Kapitalerhöhung von 300 Millionen werde es nun nur 72 Millionen geben.
Alles nur heiße Luft?
Das sei in jeden Fall ein Unterschied, der für die Gesellschaft nicht von Vorteil sein könne. Hodosi: "Die positiven Veränderungen, die das neue Management versprochen hat, bleiben aus".
Ein anderer Analyst einer großen österreichischen Bank, der nicht genannt werden will, kritisiert weiters, dass mit den 72 Millionen dann von Gazit eigene Bonds gekauft werden sollen. Damit würde eigentlich gar kein Cash an Atrium fließen, im Gegenteil, die Kosten für die Bonds seien voraussichtlich sogar etwas höher als 72 Millionen .
Ausreichend frisches Geld hätte der Gesellschaft sehr geholfen, bedauert auch der Präsident des Interessensverbands der Anleger, Wilhelm Rasinger. Dass die Geldzufuhr nun wesentlich keiner ausfallen soll, dürfte seiner Ansicht nach zwar rechtlich gedeckt sein, doch sei die zugesagte Kapitalspritze ein klarer Bestandteil des Einstiegs des Investoren-Konsortiums CPI/Gazit bei Atrium gewesen und "man kann nicht sagen, dass für die Aktionäre ein klarer Bruch zur Meinl-Ära besteht", so Rasinger gegenüber der APA.
Rating stürzt ab
Wenig begeistert ist man auch bei der Ratingagentur Standard & Poors. Sie setzt das Long-Term-Rating für Atrium, "BB+", auf CreditWatch mit negativen Auswirkungen, hat das Short-Term-Rating "B" jedoch beibelassen. Analyst Pierre Georges begründen den Schritt mit dem schwachen Umfeld in den CEE-Märkten, auf denen Atrium tätig ist, und mit der verringerten Kapitalerhöhung. Diese wirke sich negativ auf die Einschätzungen der Finanzpolitik des Unternehmens aus, heißt es bei S&P. Ein Meeting mit dem Atrium-Management sei geplant.
Die Folge all dessen: Das Atrium-Papier war am Mittwoch Topverlierer am gesamten Wiener Markt. Der Kurs brach bei hohen Handelsumsätzen um 20,33 Prozent auf 2,39 ein. Die jungen Aktien, die CPI und Gazit zeichnen wollen, kosten übrigens sieben Euro.
Kein einziger Wiener Immobilien-Titel konnte am Mittwoch Kursgewinne verbuchen. In den Schlussminuten kamen die tagsüber klar im Plus gelegenen Aktien von Immofinanz und Immoeast unter Druck. Bei Immofinanz verpuffte das Zwischenhoch von 82 Cent, übrig blieben 69 Cent. Immoeast hatte gar schon mit 98 Cent das Verlassen der Pennystock-Zone im Visier. Der Handelstag endete freilich bei 85 Cent. (WirtschaftsBlatt)