Unternehmenserfolg trotz schwacher Konjunktur
Die schwache Konjunktur trifft die Bauwirtschaft nach wie vor hart. Für viele Betriebe ist sie sogar existenzbedrohend. Wie es einige Unternehmen trotz gedämpfter Nachfrage, zurückhaltenden Investitionen der Wirtschaft und Budgetrestriktionen der öffentlichen Hand schaffen auf Erfolgskurs zu fahren - Gastkommentar von Walter Bornett, Direktor der KMU Forschung Austria.
Die gedämpfte Nachfrage privater Auftraggeber, zurückhaltende Investitionen der Wirtschaft und Budgetrestriktionen der öffentlichen Hand sind für die Bauwirtschaft nach wie vor unangenehme, für viele Betriebe existenzbedrohende Begleiter. Es gibt aber auch Unternehmen, die von der schwachen Konjunktur entweder gar nicht oder in deutlich geringerem Maße betroffen sind.
Zentraler Erfolgsfaktor dieser Top-Betriebe ist die größere Attraktivität. Die Attraktivitätsmerkmale betreffen ein sehr breites Spektrum. Beispiele reichen vom innovativeren Erscheinungsbild über die bessere Qualifikation und Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, eine intensivere und professionellere Beratung und Betreuung der Kunden, ein höheres Maß an Zuverlässigkeit, Termintreue, Flexibilität, Seriosität, etc., bis zu einzigartigen, unverwechselbaren Produkten und Dienstleistungen.
Die größere Attraktivität ist der Motor einer Erfolgsspirale. Sie führt zu einer besseren Auslastung und vor allem dazu, dass der Preis als Verkaufsargument an Bedeutung verliert. Bessere Auslastung und Preise bedeuten mehr Gewinn. Mehr Gewinn bedeutet mehr Eigenkapital. Mehr Eigenkapital heißt: keine oder weniger Liquiditäts- und Finanzierungsprobleme und ausreichende Ressourcen, um rechtzeitig und in adäquatem Ausmaß in die Sicherung oder den Ausbau des Attraktivitätsvorsprungs investieren zu können.
Analysen der KMU Forschung Austria ziehen als Maßstab für die Attraktivität die Ertragslage und als Indikator für die Ressourcen die Eigenkapitalquote heran. Danach ergibt sich bei einer Auswertung der Jahresabschlüsse von rd. 10.600 Betrieben der Bauwirtschaft folgende Verteilung:
- 10 % zählen zu den Top-Betrieben. Sie haben mehr als 30 % des Betriebsvermögens mit Eigenkapital finanziert und erwirtschaften betriebswirtschaftliche Gewinne von mehr als 10 % der Betriebsleistung.
- 12 % haben gute Voraussetzungen für eine Positionierung im Spitzenfeld (Gewinne über 5 %, Eigenkapitalquote über 20 %).
Damit sind insgesamt 22% der Unternehmen in einer betriebswirtschaftlich soliden Position.
- 32 % haben Verbesserungspotenzial im Ertragsbereich; sie verfügen zwar über mehr als 20 % Eigenkapital, erzielen aber zu geringe Gewinne bzw. arbeiten sogar mit Verlust. Die vorhandenen Ressourcen sollten zum Aufbau gewinnbringender Attraktivitätsmerkmale genutzt werden.
- 7 % erwirtschaften zwar ausreichende Gewinne (über 5 % der Betriebsleistung), haben aber zu wenig Eigenkapital (kleiner 20 % des Gesamtkapitals) oder das Betriebsvermögen sogar zur Gänze mit Fremdkapital finanziert. Zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit ginge es bei dieser Gruppe vor allem darum, die Qualität der Finanzierung zu verbessern.
- 27 % haben sowohl im Finanzierungs- als auch im Ertragsbereich Verbesserungsbedarf (Gewinne zwischen 0 % und 5 %, Eigenkapitalausstattung 0 % bis 20 %). Um diese Situation zu verbessern, muss die Erhöhung der nicht entnommenen Gewinne (z. B. durch Verbesserung der Auslastung, Überprüfung der Kalkulation und Preispolitik) oberste Priorität haben.
- 12 % befinden sich in einer betriebswirtschaftlich schlechten Situation. Sie sind überschuldet und können die Kosten nicht decken. In dieser Position sind in der Regel weit reichende Sanierungsmaßnahmen (Zuführung von Eigenkapital, Reduzierung der Fixkosten, strategische Neuausrichtung des Unternehmens etc.) erforderlich.
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