Immobranche für 2014 optimistisch
immonet.at befragte Experten, welche Entwicklungen die Bau- und Immobilien-Branche im neuen Jahr zu erwarten hat. Weitreichender Konsens herrscht in der Grundstimmung: Optimismus macht sich breit.
Ein neues Jahr hat begonnen und dieses verspricht - ganz allgemein - eine Erholung der Wirtschaft. So ortet das WIFO für 2014 europaweit eine "deutliche Zunahme der Auftragseingänge" und sieht bereits Anfang des Jahres ein Wachstum in Österreich, das 2014 1,7% erreichen wird. Auch die Baubranche ist zuversichtlich.
So wird das europäische Bauvolumen laut Prognosen des Bauforschungsnetzwerkes Euroconstruct ab 2014 wieder mäßig zunehmen (+0,9%). In den Folgejahren werde sich das Wachstum dank der Konjunkturbelebung beschleunigen. Nach dem empfindlichen Einbruch in den Vorjahren geht dieser Zuwachs allerdings von niedrigem Niveau aus. Der Hochbau profitiert laut Euroconstruct in fast allen europäischen Ländern von der Stabilisierung der Gesamtwirtschaft, im Tiefbau wird der Investitionsrückstau der letzten Jahre aufgearbeitet.
Konjunkturelle Erholung in Sicht
Experten der Immobilienbranche erwarten eine Konsolidierung des Marktes und rechnen damit, dass sich die Immobilienpreise 2014 langsam stabilisieren. So meint etwa Andreas Ridder, Geschäftsführer CBRE Österreich: "Prinzipiell sollte das Jahr 2014 ein gutes sein, beflügelt von der allgemein erwarteten konjunkturellen Erholung." Auch Friedrich Wachernig, Vorstand der S IMMO AG, rechnet mit einer positiven Entwicklung: "Schon das letzte Quartal des heurigen Jahres hat einiges an positiven Signalen gebracht, es ist definitiv wieder Optimismus in der Branche spürbar. Ich bin sehr zuversichtlich, dass das Jahr 2014 einen ersten Aufschwung bringen wird. Gerade die Länder in Zentral- und Südosteuropa werden sich zunehmend erholen, auch der Kapitalmarkt gewinnt wieder an Fahrt."
Entlastung für Käufer und Mieter
Käufer und Mieter können laut Immobilien-Experten mit einer Entlastung rechnen: Die Nachfrage nach Häusern, Wohnungen und Grundstücken sinkt laut Aussendung von RE/MAX um 0,2 %, das Angebot an Immobilien steigt um 0,7% und der Preis sinkt um 1 %. "Damit wächst 2014 erstmals seit Jahren wieder das Immobilien-Angebot und die Nachfrage nach Häusern, Wohnungen und Grundstücken sinkt, und daher werden generell die Immobilien-Preise eher fallen als steigen. Das ist das verdichtete Ergebnis der Erwartungen der 470 RE/MAX-Immobilien-Experten für 2014. Unterschiede wird's natürlich je nach Immobilientyp, Preissegment, Lage und Bundesland geben", erklärt Anton E. Nenning, RE/MAX Managing Director. "Je teurer eine Immobilie ist, desto eher ist 2014 mit einer Preiskorrektur nach unten zu rechnen, je billiger eine Immobilie ist, desto eher wird die Nachfrage noch steigen und der Preis minimal anziehen", meint Nenning.
Wien: Abflachung des Mietniveaus
Zur Situation im stark nachgefragten Wien sagt Michael Pisecky, Obmann der Fachgruppe Wien der Immobilientreuhänder der Wirtschaftskammer: "Seit dem Frühjahr 2013 ist in der Bundeshauptstadt ein eindeutiger Trend zu einer Abflachung des Mietniveaus erkennbar. Vor allem bei Mieten über der 1.000 Euro Marke wird es immer schwieriger Mieter zu finden, was dazu führt, dass vor allem größere Wohnungen sogar billiger werden. Das beweist, dass der Markt auch im Wohnbereich weiterhin funktioniert. 2014 wird voraussichtlich lediglich die mit 1.1.2014 in Kraft getretene Erhöhung der Gebühren für Wasser, Kanal und Müllabfuhr zu einem Anstieg der durchschnittlichen Bruttomieten führen."
Ländliche Regionen hingegen werden vor allem für Käufer attraktiv. So werden laut RE/MAX-Experten Eigentumswohnungen in Landgemeinden dieses Jahr um 3,7 % weniger nachgefragt als 2013. Das Angebot bleibt konstant (-0,1 %), der Eigentumswohnungspreis am Land sinkt dementsprechend. "Auf ins Grüne!" rät daher Nenning und: "wer siedeln kann, der siedle, und nütze den günstigeren Preis am Land."
Wirtschaftsmotor Wohnungsneubau
Die österreichische Bauwirtschaft wird sich 2014 überdurchschnittlich entwickeln, vor allem weil der Wohnungsneubau aktuell wieder deutlich an Dynamik gewinnt, sind die Experten von Euroconstruct überzeugt. Auch Georg Bursik, Geschäftsführer der Wopfinger Baustoffindustrie GmbH, streicht die Bedeutung des Wohnungsneubaus für die österreichische Bauwirtschaft hervor: "Generell sehe ich dem Jahr 2014 positiv entgegen. Grund zum Optimismus liefert der zu erwartende Anstieg im Wohnungsneubau, auch weil die Politik vor der Wahl versprochen hat, in den sozialen Wohnbau zu investieren. Weiters können wir davon ausgehen, dass Wien und Wien Umgebung eine der wenigen Städte im europäischen Raum ist, welche voraussichtlich auch in Zukunft wachsen wird und hier einfach zusätzlicher Wohnraum gebraucht wird."
Marktanalyst Andreas Kreutzer, Kreutzer Fischer & Partner Consulting GmbH, ist zwar sicher, dass das Thema "leistbares Wohnen" uns noch länger beschäftigen wird, aber auch er denkt, dass der Wohnungsneubau und ganz allgemein der Bau von Mehrgeschossern zunehmen wird. "Wobei leistbares Wohnen vor allem die Ballungszentren betrifft", sagt er im Interview.
Investoren: Chance Leerstand
Der Immobilieninvestmentmarkt wird laut EHL 2014 im Wesentlichen von zwei Faktoren geprägt sein: Den anhaltend niedrigen Zinsen und dem wieder anspringenden Vermietungsmarkt im Bereich gewerblicher Immobilien, insbesondere Büros. So werden die niedrigen Zinsen dafür sorgen, dass das Preisniveau für erstklassige Objekte mit Spitzenrenditen von 5,0 bis 5,25 Prozent im Bürosegment auf hohem Niveau stabil bleibt. Die steigenden Vermietungszahlen machen hingegen auch Objekte außerhalb des Topsegments wieder interessant. „In den vergangenen drei Jahren waren Objekte auch mit nur geringem Leerstand sehr schwer verkaufbar. Jetzt beginnen die Investoren, das wieder entspannter zu sehen, weil wieder mehr Mietinteressenten auf dem Markt sind und Leerstände daher kein unlösbares Problem, sondern manchmal sogar eine Chance sind“, erklärt Franz Pöltl, Geschäftsführer der zur EHL-Gruppe zählenden EHL Investment Consulting.
Büromarkt-Trends
Am Büromarkt wird der Trend zur Nachhaltigkeit laut EHL auch im neuen Jahr anhalten und sogar noch stärker werden. So hätten energieeffiziente und ressourcenschonend errichtete „Green Buildings“ für Mietinteressenten einen immer höheren Stellenwert und Öko-Zertifizierungen werden immer wichtiger. Außerdem zeichnet sich laut Experten von EHL eine Verschiebung der Nachfrage hin zu mittel- und hochpreisigen Büroflächen ab. Kostenoptimierung sei nicht mehr das Hauptkriterium, stattdessen spielen Faktoren wie Qualität und repräsentative Lage eine stärkere Rolle. Auch die Nachfrage nach hochwertigen Büroflächen in Zweitvermietung steigt laut Experten wieder.