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Phänomen Pfusch

Herr und Frau Österreicher nehmen es nicht so genau: Die Schattenwirtschaft macht stolze 19,3 Mrd. Euro aus - und ist vor allem am Bau zuhause. Experte Friedrich Schneider sichtet das Hauptproblem im schwindenden Rechtsbewusstsein - und bietet Lösungen an.

Die Schattenwirtschaft, oder im Volksmund kurz der Pfusch, bleibt ein Massenphänomen, zeigt Friedrich Schneider, der heimische Experte zum Thema, abermals auf - und präsentiert seine aktuellen Berechnungen für das Jahr 2013: Zwar sank die Arbeitsleistung ohne Rechnung zuletzt weiter leicht auf 19,32 Milliarden Euro, doch sie bleibt weiterhin hoch. Immerhin entspricht sie rund 7,52 Prozent des Bruttoinlandsproduktes BIP. Und sie ist zu einem hohen Anteil vor allem in einer Branche zuhause - am Bau (39 Prozent).

Generell geht die Schattenwirtschaft seit dem Jahr 2005 (nur 2009 leichtes Plus von 2,9 Prozent) zurück. Im Jahr 2012 verringerte sie sich aufgrund doch positiver Wirtschaftsentwicklung auf 19.61 Mrd. Euro oder 7,69 Prozent des offiziellen BIP, ein Rückgang von 1,1 Prozent. 2013 wird sie aufgrund der erwarteten positiven Witrschaftsentwicklung weiter sinken.

Das größte Volumen erreicht die Schattenwirtschaft freilich in Wien (5,32 Mrd.), gefolgt von Oberösterreich (3,21 Mrd.) und Niederösterreich (3,13 Mrd.).

Zu 39 Prozent am Bau zuhause

Den größten Anteil an der Schattenwirtschaft hat traditionell das Baugewerbe und Handwerkbetrieb: Insgesamt erreicht alleine dieser Bereich einen Umsatz von 7,5 Mrd. Euro - davon die Spitzenreiter Wien 2,075 Mrd., NÖ 1,2 Mrd. sowie OÖ 1,25 Mrd. Euro.


Im Wertewandel

Der Grund für das nach wie vor hohe Ausmaß sichtet der Ökonom des Linzer Instituts für Volkswirtschaftslehre im zunehmend steigenden Unrechtsbewußtsein von Herr und Frau Österreicher, wie sich in einer Schneiderschen Umfrage aus dem Jahr 2012 zeigt: "Vor Jahrzehnten wurde von 40 Prozent die Antwort auf die Frage ´Arbeiten Sie schwarz?` verweigert, heute nur noch von 0,8 Prozent. Frank und frei wird Auskunft gegeben, dass sie pfuschen, was und wieviel verdient wird. Es fand ein Wertewandel statt."


Häufig ist der Übergang von Do-it-yourself und Nachbarschaftshilfe fließend. Und abseits steigender Schattenwirtschaft in den Krisenjahren scheint der Pfusch auch nichts mit schwachen Einkommen zu tun zu haben: "Es ist statistisch eindeutig: Je mehr Einkommen, desto mehr Pfusch. Und es ist ein Massenphänomen vom Bodensee bis zum Neusiedler See: Zwei Drittel der Pfuscher sind berufstätig."


Lösungen aus dem Pfusch

Und Schneider stellt klar: Dem ausschließlich mit gesetzlichen Maßnahmen zu entgegnen, kann angesichts des Unrechtsbewußtseins ein Schuss nach hinten werden. Vielmehr hat der Wissenschafter den in Deutschland längst eingeführten und hierzulande lange geforderten Handwerkerbonus (Absetzbarkeit in Höhe von 20 Prozent) in seine Untersuchung eingebaut. Fazit: Zumindest 19 Prozent jener, die eine Renovierung planen, würden aufgrund der steuerlichen Maßnahme einen (zusätzlichen) Handwerker engagieren.

Mögliche wirtschaftspolitische Maßnahmen:

  • Befristete Mehrwertsteuervergütung bei arbeitsintensiven Dienstleistungen
  • weitere Ausweitung der steuerlichen Absetzbarkeit von haushaltsnahen Dienstleistungen und Investitionen im Haushalt (2.000 Euro/Jahr)
  • Sperre von öffentlichen Auftragsvergaben für drei bis fünf Jahre für Firmen, die schwarz arbeiten (lassen)
  • weitere Senkung der Lohnnebenkosten als langfristige Strategie.

(Helmut Melzer)

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Datum: 05.02.2013

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