VÖB-Präsident DI Franz Josef Eder sieht die Branche trotz anstehender Herausforderungen auf starken Beinen. © VÖB

VÖB Konjunkturbarometer: Dank Wohnbau im Hoch

Ein Bild mit ersten Schönheitsfehlern: Der soeben erschienene Konjunkturbarometer des Verbandes Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke (VÖB) zeichnet zwar ein grundsätzliches Hoch. Im Halbjahresvergleich orten die Autoren in einzelnen Produktgruppen aber eine "problematische Tendenz". Laut VÖB würden hier einige auslaufende Großprojekte hineinspielen. Ein weiterer Grund zur Sorge: Neben dem Tiefbau mangle es vor allem im Bereich Gewerbe- und Industriebau an der notwendigen Investitionsbereitschaft.

Die positiven Stimmen sind laut VÖB vor allem im Bereich Wohnbau zuhause. Die konstant hohe Zahl an Baugenehmigungen im Wohnbau verspreche in diesem Segment eine sehr gute Auftragslage. So würden 89 Prozent der befragten Betriebe von einem „eher zufriedenstellenden“ Jahr für das eigene Unternehmen ausgehen, heißt es vonseiten der Studienautoren. Der gesamten Branche sagen 64 Prozent gleichbleibende Umsätze voraus. Dass ungeachtet der Zuwächse kein einziges Mitglied die wirtschaftliche Perspektive als „sehr zufriedenstellend“ eingestuft habe, erkläre sich durch die hohe betriebliche Auslastung, die das Wachstum natürlich einschränkt. „Dennoch ist die Situation im Wohnbau insgesamt sehr zufriedenstellend und scheint in den nächsten Jahren wenigstens stabil zu bleiben. Die echten Herausforderungen betreffen andere Bereiche der Fertigteilbranche", bekundet VÖB-Präsident Franz Josef Eder (im Bild).

Schwächen beim Gewerbe- und Industriebau

Trotz einer grundsätzlich positiven Einschätzung der Wirtschaftssituation macht sich die Zurückhaltung bei Investitionen vor allem im Neubau von Büro-, Gewerbe- und Industriebauten bemerkbar. Über 30 Prozent der Befragten erwarten im Bereich Bürobau einen Umsatzrückgang, während kein einziger von einer Steigerung ausgeht. Bauteile für den Gewerbe- und Industriebau verzeichneten 2016 keine Zuwächse und liegen damit bis zu 50 Prizent unter den Absatzmengen der Spitzenjahre bis 2008.

Eder macht die Zurückhaltung der Privatwirtschaft bei Expansionsvorhaben für die Situation verantwortlich: „Die Zahlen im Bereich des Gewerbebaus sind symptomatisch für den Mangel an Vertrauen in ein solides Wirtschaftswachstum. Die weitere Entwicklung dieses Segments wird auch zeigen, ob und in welchem Ausmaß die Maßnahmen der Bundesregierung zur Belebung der Konjunktur und Investitionstätigkeit Früchte tragen.“

Bereich Straße: Steigende Investitionsvolumina trotz stagnierendem Neubau

Die Zurückhaltung bei Investitionen macht sich laut VÖB auch bei Aufträgen aus der öffentlichen Hand bemerkbar, was vor allem für den Bereich Tief- und Straßenbau relevant sei. Die kolportierten Zahlen würden deutlich zeigen, dass viel Investitionskapital in technische Aufrüstung fließt. Geld, das wiederum beim Bau fehlt.

Ähnliches gilt für den Tiefbau – besonders den Siedlungswasserbau – wo ausständige Kanalsanierungen noch nicht begonnen haben und landesweit neue Projekte stark rückläufig sind. Dem entspricht auch die Einschätzung der Verbandsmitglieder: Rund die Hälfte geht von gesunkenen Umsätzen in diesem Teilbereich der Branche aus.

Erwartete Umsatzänderungen im eigenen Unternehmen für das Geschäftsjahr 2017. Der Umsatz wird … © VÖB

Branche zeigt Selbstbewusstsein

Das Vertrauen in das eigene Produkt und seine Zukunft bleibt indes groß. Etwa die Hälfte der Betriebe geht davon aus, dass der Anteil von Betonfertigteilen im Hochbau weiter zulegen wird, während kein einziges Verbandsmitglied einen Rückgang erwartet. Dies erklärt auch, dass doch ein Drittel der Teilnehmer der repräsentativen Umfrage mit Umsatzsteigerungen des eigenen Unternehmens und der Branche kalkulieren.

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Datum: 14.02.2017

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