Analyse: Wiener Büromarkt zieht weiter an
Die Positivmeldungen zum Wiener Büromarkt reißen nicht ab. Auch laut aktuellem und neu standardisiertem Büro- und Investmentmarktbericht der Otto Immobilien Gruppe weist die Trendkurve für 2016 dank deutlich gestiegener Vermietungsleistung eindeutig nach oben.
Nach dem Immobiliendienstleister EHL hat diese Woche Immobilienexperte Eugen Otto frisches Datenmaterial vor Journalisten präsentiert. Erstmals sei dafür der strenge Kriterienkatalog des Vienna Research Forums herangezogen worden, so der Auftraggeber. Berücksichtigt wurden nur moderne oder generalsanierte Büroflächen, die zudem Qualitätsmerkmale wie etwa Gebäudezustand, Nachhaltigkeit, Klimatisierung oder IT-Standard erfüllen.
Zahlen erinnern an „goldene Jahre“
Der starke Trend bei der Vermietungsleistung wird auch im vierten Quartal anhalten, ist man bei Otto Immobilien sicher. Konkret betrug die Vermietungsleistung am Gesamtmarkt heuer bisher 239.600 Quadratmeter, für die modernen Büroflächen nach VRF-Standard hat man 199.515 Quadratmeter erhoben. „Damit wurde die Erwartung für das Gesamtjahr bereits im dritten Quartal übertroffen“, so Alexander Fenzl, Leiter des gewerblichen Maklerteams. Tenor der Immo-Experten: Der Wiener Büromarkt könne damit wieder an die goldenen Jahre vor der Finanzkrise anschließen.
Rekordverdächtig niedrig war mit rund 22.400 Quadratmetern neuerlich die Neubauleistung für moderne Flächen. Dieser Wert wird in den kommenden beiden Jahren wieder deutlich zunehmen, wobei gleichzeitig auch der Anteil der Vorvermietungen steigt: mehr als die Hälfte der 2017 fertig gestellten Büroflächen stand mit Stichtag 30. September 2016 dem Markt nicht zur Verfügung, da sie bereits vorvermietet sind beziehungsweise eigengenutzt werden.
Leerstandsquote weiter im Sinkflug
Laut Untersuchung und den Kriterien des Vienna Research Forums gab es mit Ende des dritten Quartals am modernen Bürobestand in Wien eine Leerstandsquote von 5,8 Prozent – mit stark rückläufiger Tendenz. Wegen des geringen Fertigstellungsvolumens und der anhaltend starken Vermietungsleistung im Jahr 2016 werde sich der Leerstand bis Ende des Jahres weiter reduzieren, meint Alexander Bosak, Leiter der Abteilung Immobilien Research.
Positives Bild auch am Käufermarkt
Gute Stimmung sieht Otto Immobilien für den Investmentmarkt, der dieses Jahr bei den gewerblich genutzten Immobilien ein Volumen von rund 3 Milliarden Euro erzielen dürfte. Aufgrund einiger noch nicht abgeschlossener großvolumiger Objekte könnte sich dieser Wert bis Jahresende allerdings noch deutlich erhöhen, betonte Investmentexpertin Lene Kern. Den größten Anteil mit 42 Prozent hatten wieder Investitionen in Büroimmobilien, an zweite Stelle reihten sich mit 31 Prozent bereits Käufe von Hotelimmobilien, die sich derzeit großer Beliebtheit erfreuen. Nationale Investoren waren nach Angaben von Otto Immobilien dieses Jahr wieder die größte Käufergruppe, daneben zeigten sich vor allem deutsche und südkoreanische Investoren aktiv. Die Renditen für Top-Büroobjekte sind laut Marktbericht neuerlich gesunken und liegen derzeit bei 4,25 Prozent. Seit Anfang des Jahres beobachtet man Preissteigerungen in Höhe von fast vier Prozent.
Detailanalysen nach Submärkten
Mit dem 32. Büro- und Investmentmarktbericht geht Otto Immobilien neue Infowege. So veröffentliche man laut eigenen Angaben als erster heimischer Marktteilnehmer wissenschaftliche Detailanalysen. Konkret etwa eine Darstellung der Aktivitäten und Trends nach den acht großen Bürostandorten Wiens, eine Übersicht der Fertigstellungen zum Vorvermietungsgrad oder eine Heatmap (Anm.: farbliche Visualisierungskarten, die große Datenmengen für eine schnelle und intuitive Erfassung aufbereiten) der Vermietungsleistung. Auch die internationalen Investments sind dem Dienstleister zufolge erstmals nach den neu definierten acht großen Submärkten gegliedert.