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Der fest verortete Arbeitsplatz als Auslaufmodell

Büro neu denken. Wohin sich Office-Flächen im digital-vernetzten Berufsalltag entwickeln (müssen), haben Signa und das Zukunftsinstitut im frisch publizierten Guide „Moderne Arbeitswelten“ festgehalten.

Wie entwickelt sich das Arbeitsumfeld? Und was bedeutet das für die Immobilienwirtschaft, die Büroflächen fürs digitale Zeitalter bereitstellen muss? Antworten geben die Herausgeber auf 130 Seiten. Die wichtigsten Erkenntnisse wurden diese Woche vor Medienvertretern diskutiert.

Früher war Arbeit klar und eindeutig verortet. Heute, nachdem die digitale Welle über beinahe alle beruflichen Prozesse hinweggerollt ist, brauche man nicht mehr unbedingt am ewig eigenen Schreibtisch zu sitzen, um individuell produktiv zu sein, betont Franz Kühmayer vom Zukunftsinstitut. Eine aktuelle Studie gibt ihm dabei Recht. Diese will herausgefunden haben, dass nur mehr sechs Prozent der befragten Teilnehmer am gewohnten Arbeitsort ihre Ideen entwickelten. Die restlichen 96 Prozent hätten sie andernorts – an allen möglichen wie unmöglichen Plätzen, zitiert der Forscher. Also warum dann überhaupt Büro? Und wenn ja, welches?

Mehr Flexibilität, weniger Funktionalität

Ans Abschaffen denkt Kühmayer keineswegs. Große US-Konzerne, die bereits mit dem Ende der Anwesenheitspflicht herumexperimentiert hätten, würden ihre Mitarbeiter reumütig wieder ins Office zurückbeordern. „Ohne geht einfach nicht“, so der Studienautor. Was es brauche seinen flexibel zu gestaltende Kommunikationszonen sowie individuelle Räume und Flächen, die zur jeweiligen Unternehmensstruktur und –kultur sowie zum aktuellen Arbeitsauftrag passen und sich auf Letzteren optimal abstimmen lassen. Dabei habe der Faktor Funktionalität zurückzutreten, an Bedeutung gewännen dafür kreative und emotionale Elemente. Innovative Firmen, so der Arbeitsforscher, setzten hier ganz bewusst auch auf „Räume der Irritation“. Beispielhaft seien hier etwa sogenannte „Wuträume“ in Callcentern.

Mehr als eine Frage der Architektur

Architektur ist das eine, die gelebte Firmenkultur das andere, sagt Kühmayer. „Wie eine Firma tickt, zeige sich nicht an – von Mitarbeitern vielfach ungeliebten – transparenten Working-Spaces bei denen das Element Glas dominiert. Transparenz ist und bleibt eine Kulturfrage, keine Frage der ´sichtlichen´ Kontrolle.“

Auch wenn es sich alle wünschen würden: Das eine beste Büro bleibt ihm zufolge weiter eine Utopie. Wichtig wäre es, im Spannungsfeld von gewünschter Flexibilität und drängender Standardisierung unterschiedlich geformte und weniger genormte Büroflächen bereitzustellen. Noch allzu oft, würden Büroimmobilienprojekte rein auf der Kostenebene – Stichwort: Quadratmeter pro Mitarbeiter – abgefeiert, wie er feststellt. Dabei sei es langfristig von Nutzen, viele andere, den kreativen wie innovativen Prozess stimulierende, Faktoren einzupreisen.

li.: Franz Kühmayer vom Zukunftsinstitut, re.:SIGNA Geschäftsführer Christoph Stadlhuber © SIGNA, Katharina Schiffl

Zone statt Zimmer

Auch der Signa-Geschäftsführer sieht in klassischen Raum- und Zimmerlösungen ein Modell der Vergangenheit. Christoph Stadlhuber favorisiert in seinen Projekten „entsprechend möblierte“ Zonen nach dem Baukastenprinzip, die zum Lernen, Entspannen, Konzentrieren, Brainstormen und einladen. Das Arbeitsumfeld will er dabei immer wohnlicher gestalten.

Wohnliches Arbeitsumfeld

Herauskommen solle im besten Fall ein „Living Office“ mit Wohlfühlatmosphäre. Frei nach dem Konzept der „Stadt in der Stadt“ sollen sich dort und im direkten Umfeld Arbeit und Alltag, Business und Freizeit miteinander verbinden lassen. Was dazu gehören kann? „Shopping, Gastro, Gym, ein Ärztezentrum“, zählt hier Stadlhuber auf. Mit dem Austria Campus in Wien-Leopoldstadt sowie Icon Vienna, dem kommenden Bürostandort beim Wiener Hauptbahnhof, samt Shoppingzone, habe man dementsprechend ausgerichtete Büroobjekte mit den jeweiligen Ankermietern Bank Austria und Bawag bereits in der Realisierung.

Doch generell sei es noch immer nicht leicht, das neue Büro in den Köpfen der Unternehmen zu verankern. Dafür brauche es den „Mut zur Veränderung“, so der Vertreter der Signa. Er selbst sei im modernen Arbeitsalltag schon angekommen, wie er im Medientalk verriet. So warte im Münchner-Büro auf ihn kein ein eigener Schreibtisch. „Das Arbeitsprojekt definiert, wo ich sitze.“

Die Studie im Detail:

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Datum: 19.10.2017

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