© symbiot/shutterstock.com

Energiemonitoring: Einsparpotenziale erkennen bald Gesetz

Das neue Energieeffizienzgesetz stellt große und kleine Unternehmen vor neue Herausforderungen. Wie man Verbrauchsdaten analysiert, erfolgreiches Energiemanagement betreibt, erklärten Experten bei FM-Aktuell zum Thema Energiemonitoring.

Am 4. Dezember 2012 trat die Energieeffizienz-Richtlinie der EU in Kraft. Diese ist innerhalb von 18 Monaten in nationales Recht umzusetzen, erläuterte Georg Benke von der e7 Energie Markt Analyse GmbH beim 9. FM-Aktuell zum Thema Energiemonitoring. Große und mittelgroße Unternehmen müssen in Zukunft entweder ein Energiemanagementsystem (EnMS) in Übereinstimmung mit der EN 16001 oder ISO 50001 einführen, sich zertifizieren lassen oder zumindest alle drei Jahre ein externes Energieaudit durchführen. Sie sind außerdem verpflichtet erforderliche Effizienzmaßnahmen zu setzen und die Einführung des EnMS oder die Durchführung des externen Energieaudits sowie die gesetzten Effizienzmaßnahmen der nationalen Energieeffizienz-Monitoringstelle zu melden. Laut dem Energieeffizienzgesetz müssen auch kleine Unternehmen in regelmäßigen Abständen, zumindest alle vier Jahre, eine externe Energieberatung durchführen, die erforderlichen Effizienzmaßnahmen umsetzen und diese dann der nationalen Energieeffizienz-Monitoringstelle melden.

"Gesetz wird Markt verändern"

"Nur Unternehmen, die weniger als zehn Personen beschäftigen oder deren Jahresumsatz oder deren Jahresbilanz zwei Millionen Euro nicht übersteigt, sind von den Verpflichtungen dieser Bestimmung ausgenommen", so Benke, der der Ansicht ist, dass "das neue Gesetz den Markt verändern wird". Neue Aufgaben kommen auch auf die Energielieferanten zu: Diese sind verpflichtet, in jedem Kalenderjahr die Durchführung von Energieeffizienz-Maßnahmen bei ihren eigenen oder anderen Endkunden nachzuweisen: Das Ziel sind jeweils Energieeinsparungen in Höhe von jährlich 1,5 Prozent.

Energiebuchhaltung als Einstiegsdroge

Bei der Beschreibung der verschiedenen Energieanalysen ist Benke dann in seinem Element: "Energiebuchhaltung das ist wie eine Einstiegsdroge". Bei einer monatlichen Erfassung wäre aber die Aussagekraft nur gering. Benke empfiehlt zumindest eine wöchentliche Erfassung der Daten. "Ziel der Energiebuchhaltung sind vergleichbare Kennwerte und damit verbunden eine Beurteilung der Energiewerte, um daraus Maßnahmen hinsichtlich der Energieeffizienz und von Optimierungsmaßnahmen ableiten zu können". Benkes Favorit ist die Lastganganalyse, "die wäre wie ein EKG beim Menschen". Durch Standardisierung erfährt man rascher, wie das Gebäude "tickt", wo man ansetzen kann und wie man ohne Kosten zehn Prozent der Energiekosten sparen kann.

Verbrauchsmonitoring deckt Fehler auf

Beim Energieverbrauchsmonitoring werden Verbrauchsdaten sowie andere Informationen (zB. Temperatur) von verschiedenen Quellen in regelmäßigen Intervallen (zB. 15 min und/oder 60 min) Abständen erhoben und strukturiert aufbereitet. Abhängig von der Detailtiefe können laut Benke relativ rasch Rückschlüsse auf überraschende Mehrverbräuche bzw. Abweichungen von Planbenchmarks gezogen werden. Diese Abweichungen von den erwarteten Werten werden lokalisiert und optimiert bzw. behoben. Üblicherweise handelt es sich um Fehlfunktionen und –steuerungen im Haustechniksystem sowie um nicht adäquates Nutzerverhalten.

Steiermark: Energiemanagement in der LIG

Über erfolgreiches Energiemanagement in der LIG erzählten dann Silvia Mathelitsch und Carl Skela von der LIG Steiermark GmbH. Die LIG ist eine 100-Prozent-Tochter des Landes Steiermark und verwaltet (ähnlich wie die BIG die Bundesimmobilien) die Landesimmobilien. Insgesamt besitzt die LIG rund 180 Gebäude mit rund 600.000m2 und verwaltet zusätzlich für das Land noch 200 Gebäude.

Bis 2020 will die Steiermark um 20 Prozent weniger Treibhausgase ausstoßen als im Jahr 1990. Gleichzeitig soll der Anteil der erneuerbaren Energien auf 20 Prozent erhöht werden. Das hat das Land 2010 in einem Klimaschutzplan beschlossen.

Bewusstseinsbildung bei Nutzern schaffen

Im Zuge dessen setzte die LIG folgende Maßnahmen um: Heizöl wurde verbannt, die Umstellung auf erneuerbare Energieträger wie Fern- oder Nahwärme und Gas ist zu fast 100 Prozent umgesetzt. Die dadurch erzielte CO2-Reduktion beträgt 4.300 t/a. Außerdem: Integriertes Energie Contracting (Garantierte Einsparungsziele,Senkung der Verbrauchs- und Instandhaltungskosten), Energiemonitoring, Smart Metering sowie eine Bewusstseinsbildung bei Nutzern. Und auch sonst ist man bei der LIG bei der Umsetzung des ambitionierten Klimaschutzplanes kreativ: Workshops und Schulungen zum Thema sowie Energiesparwettbewerbe in Lehrlingsheimen laufen sehr erfolgreich, so Skela. 2011 und 2012 konnten so 139.361 kg CO2 reduziert und 1.212.524 kWh bei Wärme und Strom eingespart werden. Skela: "Wir haben 60 bis 70.000 Euro gespart, ohne einen einzigen Euro investiert zu haben".

Smart Metering beim Passivhaus BH Weiz

Besonders stolz ist man auf das Projekt Passivhaus BH Weiz. Hier wurden die Bestandsflächen neustrukturiert und erweitert, Barrierefreiheit, Haustechnik und Brandschutz auf den neuesten Stand gebracht sowie die Gebäudehülle thermisch saniert. Smartmeter-Daten werden automatisch gelesen und direkt auf den LIG Energieserver übertragen, visualisiert und ausgewertet. So können Energieverbrauchsfehler sofort erkannt werden. Besonderes Augenmerk wird auf den Abwesenheitsverbrauch in der Nacht oder an Feiertagen gelegt. "Da geht viel Energie verloren", so Mathelitsch. Die Vorteile von Smart Metering liegen für sie auf der Hand: Kein Personalaufwand vor Ort, Energieverbrauchsfehler werden sofort erkannt, Einspar- und Effizienzpotenziale werden leichter und schneller bestimmt, der Abwesenheitsverbrauch wird aufgezeigt, die Gebäudeleittechnik wird optimiert und CO2 wird reduziert. Mathelitsch: "Easy to use ist aber ein Muss".

Wenn die Nutzer also mitmachen ist alles ganz einfach. Was macht man aber in einem Hotel, wo der Gast partout nicht ans Energiesparen denken will und sich im 27 Grad warmen Zimmer und bei offenem Fenster erst richtig wohl fühlt? "Ein Hotelgast kann nicht geschult werden, wie ein Lehrling oder ein Schüler", erklärte Jeroen Wisse von Accor Austria. Gemeinsam mit Roland Kuras, power solution Energieberatung, sprach er über erfolgreiches Energiecontrolling in der Hotelbranche. "Ein Hotel muss schon bei der Errichtung richtig geplant werden: Was kann optimiert werden, wo kann gespart werden", so Wisse. So konnten bei einem Hotel 22 Prozent Kosten eingespart werden, als man die Temperaturregler in den Zimmern umstellte. Konnte der Gast früher sein Zimmer auf 27 Grad erwärmen, bleibt ihm jetzt nur noch die Wahl zwischen 16 und 22 Grad.

Auch beim Licht liegen laut Kuras riesige Einsparpotenziale: 18 Prozent Einsparung konnten etwa dadurch erzielt werden, dass die Lampen an den Fluchttüren statt vier Spots pro Punkt nur noch zwei haben.

AutorIn:
Archivmeldung: 29.11.2012

Inspiration & Information abonnieren - mit dem wohnnet Newsletter

Weitere Artikel aus dem Channel Verwaltung

Shutterstock

Verwaltung

FM ist mehr als Technik und Reinigung

Facility Management trägt direkt zum Unternehmenserfolg bei, denn es unterstützt die Organisationsentwicklung bei ...

Daniel Jedzura/shutterstock.com

Verwaltung

FM-Analyse: Mieter heizen mehr als Eigentümer

Studienautorin Lisa Hupf hat eine interessante Frage geklärt: Wer verbraucht mehr Heizenergie - Mieter oder ...

Shutterstock

Verwaltung

Umfrage Hausverwalter

Eine Gallup-Umfrage unter Hausverwaltern zeigt: Der Druck seitens der Bewohner auf die Hausverwaltungen steigt. Das ...

FMA

Verwaltung

Neue Leitlinien für nachhaltiges Facility Management

Gemeinsam mit klima:aktiv hat die Facility Management Austria Leitlinien für den nachhaltigen Betrieb von Gebäuden ...

Photographee.eu/shutterstock.com

Verwaltung

Alles über den 20. ATGA Facility Kongress

Der 20. ATGA Facility Kongress fand auf Schloss Laxenburg statt. Die Vorträge standen heuer im Fokus der Themen ...

Schatzl

Verwaltung

In der Krise nicht bei Wartungskosten sparen

In Krisenzeiten fällt der Strich mit dem Sparstift leicht – und landet des Öfteren beim Rechungsposten ...

Shutterstock/IM_photo

Verwaltung

Facility Management auf exotischen Wegen

Der Luftraum wird sicherer, der Straßenbau optimiert, Architektur richtet sich nach der Persönlichkeit der Nutzer: ...

shutterstock

Verwaltung

Leuchtender Anstrich weist den Weg

Ein spezieller Anstrich lädt sich bei Tag mit Licht auf und leuchtet in der Nacht. Vor allem für Notausgänge ist ...

shutterstock

Verwaltung

Abwärme von Rechenzentrum als Energiequelle

Die Abwärme von Rechenzentren kann sinnvoll verwendet und so für den Umweltschutz etwas Positives getan werden