Bund definiert seine baukulturellen Leitlinien
Ein – erhoffter – strategischer Spagat der Schutz gewähren und Weiterentwicklung zulassen soll: Der Ministerrat hat Mitte August in seiner Sitzung die „Baukulturellen Leitlinien des Bundes“ abgesegnet. Die Deklaration definiert dabei konkrete Entwicklungsmaßnahmen, wie Kulturminister Thomas Drozda (Bild) im Rahmen der Beschlussfassung betont hat. Rund 150 Experten aus einzelnen Fachdisziplinen sowie Vertreter der einzelnen Gebietskörperschaften haben sich im Beirat an der Ausarbeitung des Papiers beteiligt.
„Baukultur betrifft alle Österreicherinnen und Österreicher. Gelungene Baukultur steigert unsere Lebensqualität und wertet gleichzeitig den Wirtschaftsstandort Österreich auf. Sie entsteht überall dort, wo Menschen ihren Lebensraum gestalten: Gebäude, Straßen und Plätze, Verkehrs- und Infrastrukturbauten zählen ebenso dazu wie Gewerbeparks oder Dorfzentren“, meinte Drozda, nachdem die Baudeklaration den Ministerrat passiert hatte.
Mit dem nun vorgestellten Papier, das insgesamt 20 Leitlinien umfasst, will der Bund die Baukultur verstärkt aktiv mitgestalten – und im Bereich der Immobilienentwicklung selbst mit gutem Beispiel vorangehen, wie es dazu seitens der Politik heißt. Wesentlich sei dabei die Stärkung der Orts- und Stadtkerne. Zudem fokussiert man mit dem Beschluss auf die Förderung öffentlicher Räume. Ebenso auf der Agenda finden sich die Pflege des baukulturellen Erbes sowie ein Eindämmen des aktuell von vielen Seiten kritisierten Flächenverbrauchs.
Entscheidungsfaktor Qualität
Auch Kontroll- und Lenkungsfunktionen sollen gestärkt werden: Dazu will der Bund laut eigenem Bekenntnis bei der Vergabe öffentlicher Mittel künftig den Faktor Qualität in die jeweilige Entscheidungsfindung verstärkt miteinbeziehen. Gleichzeitig hat man sich dazu verpflichtet, über Bundesländergrenzen hinweg Gesetze und Verordnungen zu harmonisieren und zu vereinfachen. Öffentliche Player sind zudem angehalten, sich verstärkt im Sinne der Leitlinien, die auf Initiative des Beirats für Baukultur und im Auftrag des Bundeskanzleramtes entstanden sind, zu vernetzen.
Seitens der Regierung soll mit einem parallel aufgelegten Impulsprogramm, das konkrete Schritte zur Förderung von Baukultur und eine breite Bewusstseinsbildung in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Verwaltung vorsieht, das Thema zusätzlich vorangetrieben werden. Drozda spricht in diesem Zusammenhang von einer erstmals vorliegenden, ressortübergreifenden Gesamtstrategie. Ein eigenes Monitoring des Beirats für Baukultur unter der Ägide von Architekt Christian Kühn soll die Programmumsetzung begleiten und beurteilen. Über kurz oder lang sollen die Leitlinien – so ist es zumindet Intention – in Gesetzesvorlagen münden.
Die vom Baukulturbeirat definierten Leitlinien:
aufgeteilt auf die sechs Handlungsfelder
- Orts-, Stadt- und Landschaftsentwicklung
- Bauen, Erneuern und Betreiben
- Prozesse und Verfahren
- Bewusstseinsbildung und Beteiligung
- Wissenschaft und Kompetenzvermittlung
- Lenkung, Kooperation und Koordination