Wir haben zu viele Garagen gebaut
In Wiener Wohnbauten muss für jede neue Wohnung ein Auto-Abstellplatz errichtet werden. Aber: Der Leerstand der Tiefgaragen erreicht bis zu 70 Prozent. In der Wohnbau-Branche bricht deshalb eine Diskussion um die gesetzliche Verpflichtung zum Garagenbau aus.
Insbesondere in der Bundeshauptstadt trübt die Parkplatzproblematik den Alltag. Ein Umstand, dem das Landschon seit über einem Jahrzehnt per Gesetz Einhalt gebieten will: Bei Neu-, Zubauten sowie Widmungsänderungen müssen laut Wiener Garagengesetz Parkplätze errichtet werden. Wie viele dassein müssen, hängt vom vorgesehenen Verwendungszweck und vom Ausmaß des Bauvorhabens ab. Werden keine gebaut, sind Ausgleichszahlungen fällig.
"Unvernünftige Quote"
"Wir haben zuviele Garagen gebaut", zeigt jetzt Herbert Ludl anlässlich einer aufkeimenden Diskussion auf. Als Generaldirektor der des größten privaten Wohnungsverwalters Österreichs, der Sozialbau AG, ist er Herr über 47.545 Wohnungen. Und: "Vor 20, 30 Jahren haben wir zu wenig gebaut, in den letzten zwölf Jahren zuviel. Unvernünftiger Weise wurde die Quote auf 1:1 erhöht." Sprich, für jede errichtete Wohnung kommt zumindest ein Auto-Absellplatz.
Bis zu 70 Prozent Leerstand
Und die Garagen der Wiener Wohnbauten sprechen Bände. Ludl beziffert den Leerstand seiner Tiefgaragen zwischen zehn und enormen 70 Prozent: "Eine vernünftige Quote wären 75 Stellplätze auf 100 Wohnungen." Flexibilität wäre wünschenswert. Viele Faktoren, so der Sozialbau-Chef, wären nicht zu beeinflussen. Etwa, ob im Umfeld der Wohnhausanlage ausreichend Parkplätze zu Verfügung stehen. Oder der noch überzeugendere Umstand, dass rund 30-40 Prozent der Mieter gar kein Auto besitzen.
Keine Parker trotz günstiger Preise
Dabei sind die Sozialbau-Parker für Wiener Verhältnisse gut bedient. 60 bis 70 Euro monatlich sind für den Platz in der Garage sind im Vergleich schon beinahe ein Schnäppchen. Ein bewußt niedrig angesetzter Betrag, um dem Leerstand entgegen zu wirken - leider ohne durchschlagenden Erfolg. "Wir wollen natürlich bewirtschaften, aber unser eigentliches Ziel ist es zur Benutzung zu motivieren", erklärt Ludl.
Wien: "Nur" 59 aller Haushalte haben Auto
Laut Statistik Austria besitzen 77 Prozent aller Haushalte zumindest ein Auto. Während in ländlichen Gebieten 86 Prozent der Haushalte über einen Wagen verfügen, sind es in Wien nur 59 Prozent (Stand 2010). Die meisten Autobesitzer finden sich in Niederösterreich, Oberösterreich und Kärnten (86 bzw. je 85 Prozent). Gänzlich auf ein Kraftfahrzeug verzichten 22 Prozent der Haushalte.