Trends im Fertighaus: Interview mit Christian Murhammer
Wer lässt ein Fertighaus bauen und warum? Wo werden die Vorteile beim Fertighaus gesehen? Christian Murhammer, Geschäftsführer des Österreichischen Fertighausverbandes beantwortet diese Fragen.
Kann man den modernen Fertighauskunden definieren? Wer ist er, was sucht er?
Christian Murhammer: Der häufigste Käufer eines Fertighauses ist nicht wie früher das junge Pärchen um die 30 mit Kind(ern). Die gibt es auch noch, aber diese Zielgruppe ist rückläufig. Dafür gibt es mehrere Gründe: Für die Finanzierung sind in der Regel mindestens 30 Prozent Eigenkapital notwendig. Das ist meist (noch) nicht vorhanden und die jungen Leute wollen/müssen berufsbedingt heute häufiger flexibel bleiben. Da schwappt ein bisschen „american business“ über den großen Teich. Ein Auslandsaufenthalt da, eine Jobrotation dort – da ist die eigene Immobilie eher hinderlich, Vorsorge und Wertanlage sind in diesem Alter noch kein Thema. Den größten Teil unserer Kunden bilden derzeit Paare 45+. Für sie ist die Eigenkapitalquote meist leicht zu erfüllen und auch der endgültige Wohnort kann, ja soll nun fixiert werden. Grunderwerb und Hausbau sind in dieser Generation bereits eine Art Vorsorge für den kommenden Ruhestand.
Ergeben sich daraus auch bestimmte Präferenzen?
Murhammer: Ja, da gibt es beispielsweise den eindeutigen Trend zum „schlüsselfertigen“ Haus. Der Konsument 45+ möchte nicht monatelang jedes Wochenende auf der Baustelle verbringen, er will nicht sägen, hämmern und schrauben. Da schiebt er lieber ein paar Überstunden und macht damit den Mehrpreis wett. Er erwartet vom Hausanbieter, dass er ein Haus übergeben bekommt, in das er samt Möbel einfach einziehen kann. Ein bisschen hängt das aber auch mit der Gewährleistung zusammen, denn für Selbstgebautes oder Verpfuschtes kann man niemanden verantwortlich machen. Der Profi arbeitet in der Regel, besser, schneller und muss dafür auch noch geradestehen. Eine Entscheidung zum schlüsselfertigen Haus hat vermutlich schon viele Ehen gerettet, denn wenig Freizeit und der ständige Stress belasten jede Partnerschaft. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel und begeisterte Heimwerker werden auch künftig das Ausbauhaus bevorzugen.
Wie lange „lebt“ ein Fertighaus?
Murhammer: Da gibt es kein Ablaufdatum. Wie lange es bewohnbar ist, hängt natürlich vor allem von der Pflege ab. Aber wird heute überhaupt noch für die Ewigkeit gebaut, ungeachtet ob Fertigteil oder individuell? Ich würde sagen: Nein. Das Haus, welches generationenlang vererbt wird, gibt es nicht mehr.
Heute baut man sein Traumhaus für eine Familie und eine Generation, für rund 40 Jahre. Dann sind zeitgemäße Hightech-Häuser auch längst überholt und unsere Kinder träumen ihre eigenen Hausträume.