Handwerker Kleber Fliesenlegen © Nagy-Bagoly Arpad/shutterstock.com

Der richtige Fliesenkleber für Ihr Projekt

Damit Sie lange Freude an Ihren Fliesenflächen haben, ist die richtige Verarbeitung des Klebers enorm wichtig. Wir sagen Ihnen, wie es funktioniert. Und: Kleber ist nicht gleich Kleber! Hier erfahren Sie, welche Arten es gibt und wofür sie eingesetzt werden.

Fliesenkleber? Zementkleber? Mörtel? Womit verlegt man nun Fliesen? Der Handwerksjargon lässt einen manchmal ratlos zurück, für den Durchblick braucht's zum Glück aber nicht viel:

Ist die Rede von Fliesenklebern, meint man in den meisten Fällen nichts anderes als Mörtel. Aus Trockenmörtelgemisch (enthält Zement) und Wasser oder anderen Zusatzmitteln mischt man auf der Baustelle den Zementkleber. Er ist auch der Fliesenkleber, der am häufigsten verwendet wird. Neben dem Mörtel gibt es noch eine große Auswahl an verschiedensten Klebern, wir haben den Überblick für Sie:

 

Welche Arten von Fliesenklebern gibt's?

Ohne Fliesenkleber kein Fliesenboden oder Fliesenspiegel, klar. Doch nicht jeder Kleber ist gleich, weder hinsichtlich des Materials noch hinsichtlich der Nutzung. Man unterscheidet wie folgt:

  • Zementkleber / Zementärer Dünnbettmörtel: Er ist - wie bereits erwähnt - der gängigste aller Kleber und ideal für saugfähige Beton-, Estrich- oder Putzuntergründe. Zementkleber ist frostsicher und wasserbeständig und eignet sich daher auch für Außenbereiche. Nach Wasserzugabe wird Zementkleber schnell fest, man muss ihn deshalb recht flott verarbeiten. Ausgehärtet ist er dann nach 24 Stunden. Die Verarbeitung erfolgt meist im Dünnbettverfahren (Schichtdicke: 1-4 mm) und mitunter auch im Mittelbettverfahren (5-15 mm). Letzteres kommt häufig bei der Verlegung großformatiger Fliesen zur Anwendung, weil sich das Höhenniveau des Belags nach dem Aufsetzen der Fliesen noch stärker korrigieren lässt.
  • Zementkleber für Naturstein / Naturstein-Dünnbettmörtel: Weil normaler Zementkleber bei unsachgemäßer Verarbeitung Natursteine und Marmor verfärben kann, gibt es hierfür spezielle Zementmörtel. Ein Grund für die mögliche Verfärbung ist die Porosität von Natursteinplatten, durch welche Bestandteile des Zementmörtels an der Oberfläche sichtbar werden können. Daher empfiehlt sich der Einsatz von Naturstein-Dünnbettmörteln, die sich durch eine hohe und schnelle kristalline Wasserbindung auszeichnen. Alternativ zum Naturstein-Fliesenkleber genügt es oft auch, die Natursteinplatte rückseitig mit einer dünnen Kleberschicht zu überziehen, bevor diese in das gekämmte Mörtelbett gelegt wird. Werden durchscheinende Natursteine wie etwa Onyx oder Alabaster verlegt, empfiehlt sich ein weißer Naturstein-Klebemörtel.
  • Flexkleber: Ebenfalls ein Kleber des Typs Zement-Fliesenmörtel, allerdings teurer und mit Kunststoffzusätzen, die unter anderem dafür sorgen, dass er nach dem Trocknen weniger starr ist als reiner Zementkleber. Aus diesem Grund kann Flexkleber Schwingungen, Spannungen und sonstige Bewegungen des Fliesenuntergrunds besser aufnehmen - das Abplatzen oder Reißen der Fliesen wird so verhindert. Vorteilhaft ist diese Eigenschaft im Falle von Trockenestrichelementen oder Faserzement- und Gipskartonplatten. Aufgrund der erwähnten Kunststoffzusätze eignet sich der Flexkleber zudem für leicht kritische Untergründe, die eine hohe Haftkraft erfordern, wie z. B. alte Keramikbeläge oder andere glatte Flächen.
  • Fließbettkleber: Zu den zementgebundenen Fliesenmörteln können auch die Fließbettkleber gezählt werden. Sie werden meist für große Bodenflächen eingesetzt und großflächig auf dem Boden verteilt, um die Fliesen anschließend in dieses Fließbett zu drücken. Der Vorteil hierbei: Hohlräume unterhalb der Beläge werden sicher vermieden, während die  Fliesenrückseiten vollflächig benetzt werden können. Das ist etwa im Hinblick auf die Haftung bei großformatigen Platten wichtig oder aber auch, um Frostschäden im Außenbereich zu vermeiden. Die Konsistenz von Fließbettklebern ist außerdem variabel, je nachdem, wie viel Wasser man hinzufügt. Anders normale Zementkleber: Sie sind weitaus pastöser und somit nicht fließbettfähig.

 

Fliesenkleber auf Kunststoffbasis: Pro & Contra

Neben den zementgebundenen Fliesenklebern gibt es auch jene mit Kunststoff. Wofür sie eingesetzt werden und welche Vor- und Nachteile sie im Vergleich haben, erfahren Sie jetzt.

  • Dispersionskleber: Diese Kleber sind nicht zementgebunden, sondern sind wasserlösliche Kleber auf Kunststoffbasis, die bereits angemischt und gebrauchsfertig gekauft werden können. Dispersionen sind in Wasser fein verteilte Kunststoffe, die im erhärteten Zustand flexibler sind und stärker kleben als Zementmörtel. Daher werden sie vor allem auf glatten Wanduntergründen wie zum Beispiel Gipskarton- und Hartschaumplatten eingesetzt. Die Nachteile: Die Kunststoffkleber erhärten nicht wie beim Zementkleber durch Zementbindung, sondern durch Trocknung - das dauert deutlich länger. Aus diesem Grund sind sie zwar für Wände brauchbar, für die Bodenverfliesung sind sie aber ungeeignet. Außerdem wichtig: Da Dispersionskleber nicht frostbeständig sind, kann man sie nur im Innenbereich verwenden.
  • Reaktionsharzkleber: Dieser Kunstharzkleber auf Polyurethan- oder Epoxidharzbasis wird vorwiegend im gewerblichen Bereich (Großküchen, Labore, Lebensmittelindustrie) genutzt, insbesondere auf schwierigen Untergründen wie Kunststoffen, Glas oder Metall, aber auch Holz und Holzspanplatten. Er besteht aus zwei Komponenten: aus dem Kunstharz und einem Härter, die auf der Baustelle noch vermischt werden müssen. Dank einer chemischen Reaktion härtet der Kleber später aus. Er klebt nicht nur ausgezeichnet, sondern ist auch sehr flexibel und chemikalienbeständig.

Welcher Fliesenkleber ist nun der richtige?

Bei dieser Frage kommt es auf den Untergrund und den Anwendungsbereich an. Je härter der Untergrund, desto geringer die Anforderungen an den Fliesenkleber. So können Sie auf Betonoberflächen oder Zementestrich tritt- und frostfesten Zementfliesenkleber fast ohne Vergütung (beigemengte Kunstharze) verwenden. Wird der Kunststoffanteil im Kleber erhöht, haftet der Fliesenkleber auch auf den glatten Untergründen von Feinsteinzeug und wird gleichzeitig flexibler.

Neue Fliesen auf altem Kleber verlegen

Beim Verlegen neuer Fliesen auf altem Fliesenkleber ist es unumgänglich, Art und Inhaltsstoffe zu bestimmen und artgleichen neuen Fliesenkleber zu verwenden (Zement auf Zement, Harz auf Harz, Flexkleber aus Flexkleber, Kasein auf Kasein usw.). Warum man das beachte sollte? Wie bei den Fliesenkleberarten beschrieben, binden Zementkleber zum Beispiel hydraulisch ab, während Reaktionsharzkleber chemisch abbinden. Die Kombination beider Eigenschaften führt zu Destabilisierung oder gar zum Ablösen und Brechen der Fliesen.

Achtung! Grundsätzlich wird davon abgeraten, neuen Fliesenkleber auf alten Fliesenkleber aufzubringen. Wenn ein alter Fliesenkleber allerdings noch gut in Schuss ist und eine relativ ebene Fläche bildet, ist gegen das direkte Aufbringen nicht viel einzuwenden.

Ran ans Werk: Fliesenkleber abmischen

Die im Handel erhältlichen Fliesenkleber werden mit Wasser abgemischt, dabei sind die Hinweise des Herstellers zu beachten. Zunächst einen Kübel mit der angegebenen Menge Wasser füllen und anschließend den Fliesenkleber einmengen (Achtung: nicht umgekehrt!). Danach mit einem Rührquirl kräftig durchmischen und rund fünfMinuten ruhen lassen. Nach nochmaligem Durchrühren ist der Fliesenkleber gebrauchsfertig. Bei der Bestimmung der Menge gilt es, die offene Zeit des Klebers zu beachten. Dies ist der Zeitraum zwischen Anmischen und Hautbildung. Danach beginnt der Kleber auszuhärten und ist für die Verarbeitung nicht mehr geeignet. Die offene Zeit beträgt in der Regel zwischen 20 und 40 Minuten. Um einen Quadratmeter Fliesen zu legen, benötigen Sie zwei bis drei Kilogramm Fliesenkleber.

Fliesenkleber aufbringen

Das sogenannte Dünnbettverfahren ist mittlerweile die am häufigsten eingesetzte Technik, wenn es darum geht, Fliesen mittels Mörtelmasse an Wand oder Boden anzubringen. Vorbei sind die Zeiten, in denen Fliesen mit dicken Mörtelbatzen an ihrem Bestimmungsort befestigt wurden. Heute trägt man vollflächige Haftschichten und nicht nur punktuelle Batzen auf. Flexible Fliesenkleber machen's möglich.

Bevor Sie starten, stellen Sie sicher, dass Sie mit dem richtigen Werkzeug fürs Fliesen legen ausgestattet sind. Beginnen Sie mit dem Kleben an der meist zugewandten Seite der Verlegefläche. Überlegen Sie an welcher Kante geschnittene Fliesen nicht stören, und beginnen Sie dort mit dem Aufziehen des Klebers. Tragen Sie den Kleber mit einer Kelle auf der Wand auf und durchkämmen Sie diesen mit einer Zahnkelle. Achten Sie darauf, dass Sie die Zahnkelle immer im gleichen Winkel halten, sonst verändert sich die Dicke des Kleberauftrages. Ist der Kleber auf der ganzen Fläche verteilt, ziehen Sie die Fläche mit der Zahnspachtel waagrecht ab.

So entfernen Sie jeden Fliesenkleber

Um Fliesenkleber zu entfernen, sollte man wissen, mit welcher Kleberart man es zu tun hat. Der Untergrund lässt Rückschlüsse darauf zu, mit welchem Kleber verlegt wurde. Häufig verwendete Dispersionskleber haften sehr stark, dementsprechend ist es kein leichtes Unterfangen, diese Kleber von Wänden abzubekommen. Wenn der Einsatz mit dem Spachtel keine Wirkung zeigt, kann man dem Kleber mit einem Abbeizer und Dispersionsentferner (gibt mittlerweile biologische Mittel) zu Leibe rücken. Die letzten Kleberreste reibt man mit Speiseöl ab. Bei Kunstharzklebern muss man wohl oder übel härtere Geschütze auffahren: Hammer und Meißel, (Elektro-)Schaber und Stripper eignen sich je nach Festigkeit und Größe der Flächen. Reste streicht man hier mit einem Klebstofflöser ein und wischt oder spachelt sie anschließend ab. Das Entfernen von Dünnbettmörtel verlangt nach einer mechanischen Hilfe. Ein Elektromeißel wird zur groben Vorarbeit eingesetzt, ein Betonschleifer für den Rest. Achtung: Der Untergrund wird unter dieser geballten Schlagkraft zwangsläufig leiden. Deshalb ist nach dem Entfernen des Fliesenklebers meist ein Ausspachteln der Schlaglöcher und Vertiefungen notwendig. Am Boden kann auch Ausgleichsmasse verwendet werden.

Noch ein Tipp: Selbst wenn Sie eine einzelne Fliese austauschen, müssen Sie den alten Fliesenkleber entfernen. Mit Hammer und Meißel kann es passieren, dass Sie angrenzende Fliesen beschädigen. Ein oszillierendes Werkzeug wie ein Multimaster vereinfacht solche Arbeiten.

AutorIn:
Datum: 11.05.2020
Kompetenz: Bäder und Fliesen

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