Bioethanol-Öfen: Schön, aber auch sicher?

Bioethanol-Öfen sind als günstiger, praktischer Kaminersatz beliebt. Auf was Sie bei der Anschaffung und beim Betrieb achten sollten und wie sich die Öfen auf die Raumluftqualität auswirken, lesen Sie hier.

Kaum jemand hätte nicht gerne einen offenen Kamin oder zumindest einen schönen Kaminofen im Wohnzimmer und würde gerne beim Lodern der Flamme relaxen und abschalten. Meist scheitern diese Vorhaben aber an den baulichen Gegebenheiten: entweder ist kein Kaminabzug vorhanden bzw. an der falschen Stelle oder es darf kein offener Kamin angeschlossen werden. Bioethanol-Öfen gelten als einfach zu installierende Alternative zu herkömmlichen Kaminen: Sie bieten eine echte Flamme, brauchen aber trotzdem keinen Schornstein und sind dadurch auch günstiger. Bei aller Begeisterung für die einfache Lösung sollte man allerdings das Risiko nicht unterschätzen. Ganz ungefährlich ist der "Deko-Kamin" nämlich nicht.

Wie funktioniert ein Bioethanol-Kamin?

Der Kamin ohne Schornstein wird anstatt von Holz mit Bioethanol betrieben, das flüssig oder als Gel in einen Tank eingefüllt und mit einem Stabfeuerzeug entflammt wird (hier sollte man sehr vorsichtig agieren - mehr dazu unten!). Ethanolöfen dürfen ohne Kaminanschluss genehmigungsfrei draußen und drinnen betrieben werden - sie gelten aufgrund ihrer geringen Heizleistung (durchschnittlich 1 bis 3 kW) nicht als (Zusatz-)Heizung und sollten auch nicht als solche zum Einsatz kommen. Die Öfen sind in erster Linie dekorativ und sollen gemütliche Kaminstimmung nach Hause bringen. Zu kaufen gibt es neben kleineren Tischkaminen auch Standkamine und - besonders beliebt - Wandkamine, die einfach wie ein Bild aufhängt werden.

 

Kaminethanol 96 oder 100? Oder Brenngel?

Erkundigen Sie sich beim Kauf, welcher Brennstoff laut Hersteller für Ihren Kamin der richtige ist: Bioethanol 96, Bioethanol 100 oder Brenngel. Am günstigsten ist Kaminethanol 96. Der Wasseranteil sorgt für eine etwas längere Brenndauer, der Energiegehalt ist aber niedriger. Kaminethanol 100 ist kein Wasser zugesetzt (deshalb "100"), wodurch es beim Energiegehalt am besten abschneidet. Brenngels und Pasten auf Ethanolbasis sind mit Zusatzstoffen versetzt und haben den Nachteil, dass sie nicht geruchsfrei verbrennen. Der Vorteil gegenüber flüssigem Bioethanol ist ihre Handhabung: Brenngele können leichter und präziser eingefüllt werden.

Wie viel kostet Bioethanol und wie lange brennt es?

Hochwertiges Bioethanol - oft erkennbar an dem Sicherheitsbehälter aus Weißblech - kostet durchschnittlich vier bis fünf Euro pro Liter. Kaufen können Sie es z. B. im Baumarkt oder im Online-Handel. Besonders sicher abgefüllt werden kann es, wenn ein Zapfhahn am Behälter angebracht ist. Die Frage nach der Brenndauer von Bioethanol lässt sich nicht pauschal beantworten. Der Verbrauch hängt von verschiedenen Faktoren (Brennkammer, Material, Brenneröffnung etc.) ab. Pi mal Daumen lässt sich sagen: Ein halber Liter Bioethanol brennt etwa eine Stunde.

Deko-Feuer: schön, aber sicher soll es sein!

Wollen Sie einen Bioethanol-Kamin für das Wohnzimmer oder einen anderen Innenraum kaufen, achten Sie unbedingt auf Qualität und kaufen Sie keine Billig-Kamine. Es sind unterschiedliche Brennertypen am Markt erhältlich: Neben Brennern mit Füllstoffen wie z. B. Keramik gibt es andere ohne Füllelemente. Darüber hinaus verfügen manche Brenner über einen stets geöffneten Brennschlitz, während andere einen Brennschlitz mit einem Regler zum Vergrößern, Verkleinern oder Löschen der Flamme verwenden. Das Ethanol befindet sich bei kleineren Kaminen in einer doppelwandigen Edelstahldose oder einem Brenntopf. Größere Geräte bieten Brennkammern oder Brenngefäße mit Sicherheitseinsätzen - hier wird das Bio-Ethanol nicht direkt in die Gefäße gefüllt, sondern vorher von Füllmaterial aufgesaugt. Doppelte, hinterlüftete Verglasung bei Einbaugeräten und Berührungsschutzgläser schließen die Verbrennungsgefahr an heißen Glasoberflächen nahezu aus.

High- End Geräte sind mit einem Verdampfer ausgestattet, bei dem das Ethanol erhitzt und dann der Dampf entzündet wird. Der Vorteil: weniger Geruch, eine schöne Flamme und das Ethinol wird sauber verbrannt. Ein automatisches Nachfüllsystem sorgt dafür, dass nur die notwendige Menge Brennstoff aus dem integrierten Vorratstank in die Brennkammer gelangt. Bei modernen Ethanol-Kaminen mit Automatikbrenner können Betrieb und Höhe der Flammen zudem komfortabel und smart per App gesteuert und bei Bedarf in bestehende Smarthome-Systeme integriert werden.

 

Warum kann ein Bioethanol-Ofen gefährlich werden?

Bioethanol ist hochentzündlich. Eine Gefahrensituation kann insbsondere beim Nachfüllen des Kamins entstehen: Ist er erloschen, aber noch heiß, und wird Ethanol nachgegossen, kommt es zur Entzündung. Das Feuer greift dann sehr schnell auf Möbel, Gardinen oder sogar Menschen über. Die Druckwelle, mit der sich die Flammen ausbreiten, richtet großen Schaden an und kann unter anderem Wände zum Einsturz bringen.

Was Sie beim Betrieb unbedingt beachten müssen!

Wichtige Verhaltensregeln, wenn Sie einen Bioethanol-Kamin zu Hause haben: ​

  1. Der Ofen muss vollständig abgekühlt sein, bevor Sie Brennstoff nachfüllen können. Füllen Sie niemals Bioethanol nach, solange der Kamin brennt oder noch heiß ist! Seien Sie sich auch bewusst, dass man die Restflamme bei Tageslicht eventuell nicht richtig erkennt. Lesen Sie also in der Produktbeschreibung nach, wie viel Zeit zwischen Erlöschen der Flammen und dem Auffüllen mindestens liegen muss.
  2. Verschließen Sie das Ethanol-Nachfüllgefäß immer sofort wieder! Die niedrige Verdampfungstemperatur von Bioethanol führt dazu, dass es sich schon bei Raumtemperatur leicht verflüchtigt. Heißt auch: Befüllen Sie den Kamin nur mit so viel Bioethanol, wie Sie abbrennen möchten, damit Reste nicht verdampfen können.
  3. Überschreiten Sie nie die maximale Füllmenge!
  4. Lassen Sie das Bioethanol-Behältnis nicht neben dem Kamin stehen! Lagern Sie es in einem separaten Raum, wo es auch für Kinder unerreichbar ist.
  5. Ist die Flamme noch nicht vollständig erloschen, lassen Sie den Kamin nicht unbeaufsichtigt und lassen Sie keinesfalls Kinder und Haustiere in die Nähe. Noch besser ist, Sie verzichten gleich ganz auf Ethanol-Feuerstellen, wenn Kinder oder Haustiere im Haushalt leben.
  6. Betreiben Sie Ethanol-Kamine nur in großen und gut gelüfteten Räumen.
  7. Sorgen Sie bei einem freistehenden Bioethanol-Ofen, dass das Gerät sicher steht. 
  8. Ein Schaumfeuerlöscher sollte vorsichtshalber schnell zur Hand sein.

Nachgewiesen: Schadstoffe in der Raumluft

Ein Vorteil beim Kamin ohne Schornstein: Anders als beim Holzofen entsteht kein Ruß und keine Asche, man erspart sich lästiges Holzhacken und es gibt keinen Funkenflug. Hersteller bewerben Bioethanol-Öfen aber auch damit, dass der Brennstoff lediglich in "Wasserdampf und Kohlendioxid" - in der Menge der Atemluft eines Menschen - umgesetzt werden würde. Untersuchungen aus dem Jahr 2015, beauftragt vom österreichischen Umweltministerium und durchgeführt vom "IBO Innenraumanalytik", widersprechen diesen Herstellerangaben zur Raumluftqualität. Man kam zum Ergebnis, dass die Bioethanol-Öfen "massiv die Luft in Wohnräumen verunreinigen". Im Gegensatz zu den Aussagen der Hersteller und Verkäufer würden nicht nur Wasserdampf und Kohlenstoffdioxid (CO2) freigesetzt, sondern auch in erheblichem Ausmaß krebserzeugende Stoffe wie Formaldehyd und Benzol. Weiters werden weitere gesundheitsschädliche Verbrennungsprodukte wie Feinstaub und Stickstoffoxide erzeugt. Ein Beispiel: Schon nach kurzer Zeit konnten die Sachverständigen im Innenraum Benzolkonzentrationen in einer Höhe messen, wie man sie sonst nur an Tankstellen im Nahbereich der Zapfhähne feststellen kann. Vor allem bei größeren Öfen wurden im Test die Richtwerte für Formaldehyd und Benzol deutlich überschritten, selbst unter sehr günstigen Lüftungsbedingungen (mechanische Lüftungsanlage).

 

 

 

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Datum: 29.09.2017
Kompetenz: Kamine und Öfen

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