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Massiv-, Fertig,- oder Hybridbau?

Geht's ans Hausbauen, ist die erste große Entscheidung nach dem Wo das Wie: Welche Bauweise soll es ein? Ein Massivbau, ein Fertighaus oder eine Kombination aus beidem? Welche Vor- und Nachteile die Bauweisen haben und wie sie sich voneinander unterscheiden, erfahren Sie hier.

 

Die Grenzen zwischen den Bauweisen verschwimmen zusehends. Fertighäuser galten lange Zeit als eine Domäne des Holzbaus. Das hat sich mitterweile geändert. Heute werden auch Ziegel- und Betonwände in der Werkshalle vorgefertigt. Dadurch entstanden auch an eine Vielzahl an neuen Begriffen. Finden Sie hier einen Überblick über die gängigsten massiven und vorgefertigten Bauweisen.

Massivbau aus Ziegel

Das massive Ziegelhaus ist bei privaten Häuslbauern hierzulande die erste Wahl. Nicht ohne Grund: Ziegelhäuser stehen wie keine andere Bauweise für Langlebigkeit und Wertbeständigkeit. Sie sind praktisch unbegrenzt haltbar und bieten die gesamte Lebensdauer über einen hohen Schutz vor Feuchtigkeit, Schall, Feuer und Wärmeverlust. Ziegelwände gleichen Temperaturen sehr gut aus, was im Winter für gleichmäßig wohlige Wärme sorgt und im Sommer vor Überhitzung schützt. Bereits ungedämmte Ziegel erfüllen die Wärmschutzvorgaben, beste Werte erreichen moderne Ziegel, die mit einem natürlichen oder mineralischen Dämmstoff gefüllt sind. Ein weiterer Vorteil vom massiven Ziegelhaus: Architektonisch lassen Sie keine Wünsche offen - ob Grundriss, Fassadengestaltung oder Putz und Farbe – die Gestaltungsfreiheit ist groß.

Weniger überzeugend ist die Öko-Bilanz eines Ziegelhauses, auch wenn die dafür benötigten mineralischen Baustoffe in unseren Breitengraden natürlich vorkommen. Mit modernen Methoden soll die CO₂-Emissionen in Zukunft reduziert werden. Positiv angemerkt werden kann der meist kurze Transportwege der mineralischen Baustoffe. Der Weg zur Baustelle ist für sie in Regel sogar kürzer als der von Holz.

Massivbau aus Beton

Massivbauten aus Beton altern ähnlich wie klassische Ziegelbauten sehr langsam und erreichen eine Lebensdauer von über 100 Jahren und mehr. Weitere Vorteile von Beton: hohe Druckfestigkeit sowie hoher Schall- und Brandschutz. Beton eignet sich zudem für die thermische Bauteilaktivierung, mit Hilfe derer Wärme auf wenig Raum gespeichert werden kann und Gebäude umweltfreundlich beheizt als auch gekühlt werden können. Problematisch ist nach wie vor die energie- und treibhausgasintensive Herstellung von (Stahl-)Beton. Im Bereich des der Einfamilienhäuser spielt die Betonbauweise eine untergeordnete Rolle: Österreichweit wurden seit dem Jahr 2010 72 Prozent aller Wohngebäude als Mauerwerksbauten realisiert, 21 Prozent als Holzbau. Stahlbetonbauten machen lediglich fünf Prozent aller Wohngebäude aus.

Massivbau aus Holz

Der Vorläufer des modernen Holzmassivbaus ist das Blockhaus. Die traditionelle Bauweise, bei der Holzbalken auf Holzbalken gelegt wird, kommt heute bei Einfamilienhäuser nur selten zur Anwendung. Stattdessen werden heute großformatige, tafelförmige Vollholz­elemente, meist Brett­stapel- oder Brett­sperr­holz­ele­mente, verwendet.

Leichtbau: Fertighaus aus Holz

Der Grundbaustoff für den Leichtbau ist Holz. Die häufigste Konstruktionsweise im Holzhausbau ist der Holzrahmenbau, auch Holzriegelbau oder Holzständerbau genannt. Er besteht im Wesentlichen aus einer tragenden Holz-Ständerkonstruktion, die mit Dämmstoff ausgefüllt und mit Holzwerkstoffplatten beplankt wird. Eingesetzt wird diese Bauweise vor allem von Fertighausanbietern, die Häuslbauern damit in der Regel ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten können. Neben dem Preis überzeugt viele Häuslbauer vor allem die kurze Bauzeit: Die Wände werden in der Werkshalle vorgefertigt und auf der Baustelle nur noch zusammengesetzt. Trocknungszeiten, wie beim Ziegelbau notwendig, entfallen. Kurze Bauzeiten, ein hoher Vorfertigungsgrad und die Möglichkeit, später recht einfach um- oder zubauen zu können, sind klare Vorteile.

Korrekt ausgeführt, können Fertighäuser aus Holz die Lebenszeit von Massivhäuser erreichen. Für die Holzbauweise spricht darüber hinaus natürlich der Baustoff selbst. Holz ist ein nachwachsender heimischer Rohstoff, der in Österreich ausreichend und regional verfügbar ist. Er ist mit wenig Energie- und Transportaufwand belastet, weist also eine gute CO2-Bilanz auf. Dies gilt allerdings nur, wenn Sie Ihr Haus bei einem heimischen Fertighaus-Anbieter kaufen. Kommt das Haus aus dem Ausland, hat das Bauen mit Holz keinen ökologische Vorteil.

 

Fertighaus aus Ziegel

Die industrielle Vorfertigung bringen die meisten mit Holz in Verbindung, tatsächlich können aber auch Bauteile aus Beton und Ziegel vorgefertigt werden. Ziegelfertigteile werden senkrecht stehend in Produktionshallen mit Hilfe von Mauerautomaten wie herkömmliche Ziegelmauern hergestellt – in der Regel geschosshoch und bis ungefähr 7 Metern Länge. Die Trocknungsphase ist kurz, wodurch die fertige Wand sofort weiterverarbeitet werden kann. Die gewünschten Auslässe, etwa für Türen und Fenster, werden mit einer Wasserstrahlschneideanlage millimetergenau zugeschnitten. Im Vergleich mit dem klassischen Massivhaus sind bei einem Fertighaus aus Ziegel schlankere Konstruktionen möglich. Nur Wände von Holzriegelbauten sind noch schlanker. Baufamilien, die sich für ein Haus aus Ziegelfertigteilwände entscheiden, tun dies meist aus Zeit- und Kostengründen.

Fertighaus aus Beton

Vorgefertigte Wandelemente aus Leicht- oder Mantelbeton werden entweder in einem Stück gegossen oder in einer Art Füllbeton-Bauweise gefertigt – die Herstellung dauert natürlich länger als beim herkömmlichen Fertighaus. Fenster und Türen können bereits vor der Rohbaumontage bestellt werden, denn passgenaue Öffnungen und Wandschlitze für die Haustechnik werden bei der Produktion berücksichtigt. Die Montage der einzelnen Wandelemente erfolgt dann zügig auf der Baustelle. Betonfertigteile können auch bei anderen Bauweisen zum Einsatz kommen, zum Beispiel können im gemauerten Rohbau Treppen aus Beton den Baufortschritt beschleunigen oder es kann innerhalb weniger Tage ein Beton-Fertigkeller errichtet werden. Wie auch beim konventionellen Massivbau können Leitungen zur Beheizung und Kühlung in die Bauteile integriert werden. Die aktivierten Bauteile wirken dann wie Akkus, die die Wohnräume je nach Bedarf erwärmen oder kühlen – Bauherren ersparen sich damit eine kosten- und wartungsintensive Klimaanlage.

Lehmbauweise

Neueste Bautechniken machen das Bauen mit Lehm zunehmend auch für Privatpersonen interessant. Noch ist ein Lehmhaus eine außergewöhnliche Wahl, aber für all jene Häuslbauer richtig, die sich nicht nur ein möglichst ökologisches, sondern auch ein wohngesundes Zuhause schaffen möchten. Dank der ausgezeichneten Regulierung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit bieten Gebäude in Lehmbauweise nämlich einen besonders hohen Wohnkomfort. Wände aus Lehm speichern die Temperatur ähnlich gut wie Ziegel, mit dem Effekt, dass Wände nicht stark auskühlen bzw. schnell wieder warm werden, wenn man im Winter durchlüftet. Vor allem aber nimmt Lehm problemlos Feuchtigkeit auf und gibt sie wieder ab. Im Alltag heißt das etwa, dass im Badezimmer nach dem Duschen die Spiegel nicht beschlagen und dass es sich kaum auf die Luftfeuchtigkeit in den Innenräumen auswirkt, wenn nasse Wäsche zum Trocknen aufgehangen wird.

Was sind Hybridbauweisen?

Als Hybridbauweise bezeichnet man die Kombination verschiedener Bauarten, allen voran Beton- und Holzriegelbau. Der Baustoff-Mix ist konstruktiv sinnvoll: Zum Beispiel können Geschossdecken und tragende Innenwände in Beton ausgeführt werden, die Außenwände hingegen aus leichten, hochgedämmten Holzrahmenelementen. So nutzt man die jeweiligen Stärken der verschiedenen Bauweisen: die guten statischen Eigenschaften des Massivbaus und die hohen Dämmeigenschaften des Holzrahmenbaus.

Es gibt auch Hybridbauteile, zum Beispiel Holz-Beton-Verbundbauteile, bei denen Holz und Beton zu einem Bauteil zusammengefügt werden. Sie werden etwa für die Herstellung hochwertiger Geschoss- und Trenndecken in Einfamilien- und Reihenhäusern eingesetzt. Die Bauteile sind für alle Bauweisen einsetzbar, können mit sichtbarer Holzoberfläche ausgeführt werden und sind schnell montiert.

 

Die Vorteile der Bauweisen im Überblick

Vorteile

Massivbauweise
  • Lange Lebensdauer
  • Hohe Wertbeständigkeit
  • Sehr guter Schallschutz
  • Guter Temperaturausgleich
  • Hoher Gestaltungsspielraum
Fertigbauweise / Holz
  • Hoher Vorfertigungsgrad
  • Geringe Wanddicken
  • Gute Wärmedämmung
  • Schnelle Bauzeit
  • Flexibler Um- und Zubau 
  • Gesundes Raumklima
Hybridbauweise
  • Vereint die Stärken von Holz & Beton
  • Nachhaltiger als reine Betonbauweise
  • Große Deckenspannweiten mit HBV-Bauteilen
Lehmbauweise
  • Ökologische, CO2-arme Produktion & Verarbeitung
  • Kreislauffähiger und fast überall regional verfügbarer Baustoff
  • Hohe Sorptionsfähigkeit sorgt für optimales Raumklima

 

 


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Datum: 07.11.2023
Kompetenz: Bauplanung und Bauaufsicht

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