Fliesen Bohren © Phovoir/shutterstock.com

Fliesen bohren: So klappt's ohne Schäden

Fliesen bohren ist eine heikle Angelegenheit: Das Bohren der Löcher kann leicht zu Absplitterungen und anderen Schäden am Material führen. Mit unseren Tipps und Tricks fürs Löcher bohren lassen sich häufige Fehler vermeiden.

Beginnen wir beim richtigen Werkzeug. Je nach Ritzhärte der zu durchbohrenden Fliesen wählt man einen passenden Bohrer aus. Die Ritzhärte von Fliesen wird von 1 bis 10 angegeben, wobei 1-3 weiches, 3-6 mittelhartes und 6-10 hartes Material bezeichnet. Bis zu einer Ritzhärte von 3 (= mit einer Kupfermünze ritzbar) können Fliesen- und Glasbohrer verwendet werden. Ideal zum Bohren von Fliesen sind jedoch wassergekühlte Diamantbohrer, die über einen kleinen Wassertank gekühlt werden. Bei härteren Fliesen, z. B. Feinsteinzeug oder modernen Natursteinfliesen, sind diese komplett durchgehärteten Bohrer auf jeden Fall erforderlich. Wenn Sie keinen solchen Diamantbohrer verwenden, sollten Sie eine Schale mit kaltem Wasser zum Kühlen des Bohrers bereitstellen.

Fliesen- und Glasbohrer sollten Sie übrigens nur zum Durchbohren der Fliese selbst verwenden. Für die dahinterliegende Wand verwendet man am besten einen normalen Steinbohrer, da die Spezialbohrer durch das Bohren ins Mauerwerk sehr schnell stumpf werden. Schalten Sie vor dem Bohren unbedingt die Schlag- oder Hammerfunktion Ihrer Bohrmaschine aus, da die beim Bohren mit Schlag entstehenden Erschütterungen die Fliese beschädigen können.

Vorbereitung: Das sollten Sie vor dem Durchbohren der Fliese tun

  1. Bevor Sie die Fliesen anbohren, stellen Sie fest, ob unter der Bohrstelle ein Wasserrohr oder eine Elektroleitung läuft. Verwenden Sie dazu einen im Handel erhältlichen Leitungsdetektor. Führen Sie den Detektor in verschiedene Richtungen über die gewünschten Bohrstellen. Blinkt die Lampe des Detektors auf, verschieben Sie die Bohrstelle um einige Zentimeter.
  2. Markieren Sie die Löcher an den Fliesen mit einem wasserlöslichen Stift und körnen Sie dann die Lasur der Fliese an dieser Stelle mit einer Anreißnadel oder einem Nagel leicht an. Wenn Sie sehr vorsichtig dabei vorgehen, können Sie selbiges auch mit einem Hammer tun.
  3. Kleben Sie dann über die Bohrstelle zwei ca. vier Zentimeter breite Klebestreifen (z. B. Malerkrepp) kreuzweise über die Markierung, um ein Abrutschen des Bohrers und ein Absplittern der Fliese zu vermeiden.

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Ohne Schaden Löcher in Fliesen bohren - so funktioniert's:

  • Die Bohrmaschine muss im rechten Winkel angesetzt werden, andernfalls kann sie verkanten, was wiederum zu Absplitterungen führen kann. Die Verwendung einer Führung bzw. mobilen Bohrhilfe (in jedem Baumarkt um ca. sieben Euro erhältlich) ist hier empfehlenswert: Diese kleinen Helferlein aus Kunststoff sind z. B. mit einem stabilsierenden Saugnapf versehen und sorgen dafür, dass präzise gebohrt werden kann - ohne Verlaufen des Bohrers auf den Fliesen.
  • Bohren Sie mit geringem Druck und niedriger Drehzahl durch die Fliese. Bei der Verwendung normaler Glas- und Fliesenbohrer sollten Sie unbedingt die Temperatur des Bohrers beobachten und ihn gegebenenfalls in Wasser kühlen. Bei wassergekühlten Bohrern wird zuvor Wasser in einen Tank gefüllt, das bei Drehung des Bohrers an die Bohrstelle geleitet wird. Eine zusätzliche Kühlung ist in der Regel nicht nötig, dennoch sollten Sie bei längerem Bohren die Temperatur sicherheitshalber kontrollieren. Wenn der Bohrer im Mauerwerk angelangt ist, können Sie wieder mit normalem Druck und üblicher Drehzahl bohren. Falls Sie in der darunterliegenden Wand ohne Schlag nicht vorwärts kommen, können Sie die Funktion notfalls wieder einschalten.
  • Damit nicht zuviel Staub entsteht, kann ein Helfer während des Bohrens ein Staubsaugerrohr unter die Bohrstelle halten und den Staub gleich absaugen.

So kaschieren Sie Bohrfehler und Schäden an der Fliese

Sollte Ihnen trotz Befolgung der Tipps zum Löcher bohren ein Missgeschick passiert sein, verzagen Sie nicht - es gibt Abhilfe. Bevor Sie mit der Schadensbegrenzung beginnen, reinigen Sie die Fliese(n) gründlich. Dann wird die beschädigte Fliese mit Malerkrepp abgeklebt, um die umliegenden Fliesen zu schützen. Füllen Sie das missratene Bohrloch bzw. den Riss in der Fliese mit Spachtelmasse für Fliesen oder Fliesenkleber (wird im Baumarkt in Kartuschen angeboten) und ziehen Sie etwaige überstehende Masse mit einer Spachtel leicht ab. Nach dem Aushärten (Dauer richtet sich nach dem verwendeten Produkt - achten Sie auf die Herstellerangaben) glätten Sie die Oberfläche mit Schleifpapier. Danach säubern Sie die Fliese erneut. Bei sehr großen Farbunterschieden zwischen Spachtelmasse und Fliese können Sie die Stelle mit farblich passendem Sprühlack kaschieren. Je nach benötigter Deckkraft können hier auch mehrere Lackschichten aufgetragen werden. Bei kleineren Rissen und Löchern können Sie zu einem Lackstift greifen.

Selbst wenn die Fliese gesprungen ist, müssen Sie sie nicht zwingend austauschen: Sie können die Stelle mithilfe eines Fliesenaufklebers, die es im Baumarkt in verschiedensten Farben gibt, verdecken. In feuchten Räumen wie z. B. im Badezimmer ist es allerdings ratsamer, die gesprungene Fliese auszutauschen, da ansonsten Feuchtigkeit in die Wand geraten kann.

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Fliesen für Aussparungen bearbeiten

Sie werden in Küchen und Bädern zwangsläufig auf Leitungen, Rohre oder Dosen stoßen, an denen Sie den Belag aussparen. Liegt die Aussparung am Rand einer Fliese, halten Sie diese an die Stelle und zeichnen mit einem Filzstift nach Augenmaß die Öffnung an. Brechen Sie dann mit der Fliesenlochzange Stück für Stück aus. Der vielleicht etwas brüchige Rand wird mit der Abdeckung nicht mehr sichtbar sein.

Liegt die Aussparung in der Mitte, übertragen Sie das Maß von der Wand direkt auf die Fliese. Legen Sie Ihre Fliese auf einen nicht allzu harten Untergrund, wenn Sie mit der Spitze des Fliesenhammers ein Loch in die Fliese schlagen.

Schlagen Sie dieses von der Oberseite her - und mit leichten, kurzen und federnden Schlägen. Setzen Sie die Fliese, sobald das Loch groß genug ist, mit der Fliesenlochzange ein. Die einfachste Variante ist das Bohren von kreisrunden Löchern mit einem geeigneten Dosenschneider, der in jede Bohrmaschine eingespannt werden kann.

Alternative: Kleben statt bohren

Gerade in Mietwohnungen ist das Anbohren von Fliesen von Vermieterseite oftmals nicht erlaubt bzw. zumindest nicht gern gesehen. Klebelösungen sind eine gute Alternative. So können z. B. selbst Handtuchhalter (die ja schwere nasse Handtücher aushalten sollen) geklebt werden. Im Baumarkt gibt es qualitativ gute Handtuchstangen samt Kleber um ca. 60 Euro.

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Datum: 25.10.2019
Kompetenz: Bäder und Fliesen

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