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Niedrigzinskredit: Pro & Contra

Bau- und Hauskaufprojekte lassen sich bei Zinstiefständen auf den ersten Blick billiger finanzieren. Doch sollten Sie deshalb auf jeden Fall und sofort einen Kredit aufnehmen? Wir haben die Argumente dafür und dagegen.

Die EZB hat ihren Leitzins Anfang 2016 auf den historischen Tiefststand von unglaublichen 0,0 Prozent festgelegt. Und: eine Zinserhöhung scheint auch für die nächsten Jahre mehr oder weniger ausgeschlossen. Für SparerInnen und AnlegerInnen negativ, für all jene, die einen Kredit aufnehmen möchten hingegen sehr erfreulich. Denn niedrige Zinsen bedeuten niedrigere Rückzahlungsraten und damit geringere Belastungen. Oder? Grundsätzlich gilt: Auch wenn in Krisenzeiten die Zinsen niedrig stehen und ein Kredit günstig kommt: Wie bei jeder Finanzangelegenheit sollte sorgfältig vorgegangen und auf Details geachtet werden.

Angebote vergleichen

Zwar reichen die Kreditinstitute den niedrigen Zins an ihre Kunden weiter, doch der Wettbewerb ist riesig, und die Banken unterbieten sich immer wieder, um Kunden zu gewinnen bzw. zu halten. Erwägen Sie auch die Zwischenschaltung eines unabhängigen Finanzdienstleisters, der für Sie kostenlos die besten Angebote findet.

Online als Alternative?

Online-Kreditinstitute erobern zunehmend den Finanzierungsmarkt. Nicht nur, dass man sich den Weg zu den Banken und diverse Wartezeiten spart, sind die so genannten Onlinekredite in der Regel auch günstiger zu haben. Klar, entfallen doch auch diverse Spesen, Personalkosten, und viele Abläufe sind automatisiert. Aber es gilt: Bevor Sie etwas unterschreiben, überprüfen Sie die Seriosität des Anbieters, checken Sie Referenzen.

Faktor Eigenkapital und Sicherheiten

Für eine Finanzierung durch die Bank benötigen Sie Eigenkapital und Sicherheiten (wie Grundstücke oder Immobilien). Kalkulieren Sie mit einem Eigenkapital von mindestens 30 %, oder besser noch höher. Schon ein paar Prozent mehr Eigenkapital schlagen sich ganz maßgeblich auf die Zinshöhe und damit den realen Rückzahlungsbetrag nieder.

Variabler Zinssatz kann sich ändern!

90 Prozent der in Österreich vergebenen Privatkredite sind variabel verzinst. Die Zinshöhe richtet sich dabei im Normalfall nach dem EURIBOR, plus Spesen für Bank, Risikoabsicherung etc. Variabel heißt also, der Zinssatz kann sich ändern. Die Bank hat das Recht, im Rahmen eines gesetzlichen Indikators, die Zinsen jederzeit nachzubessern, sobald sich der EURIBOR verändert. Das hat dann natürlich höhere Belastungen für den Kreditnehmer zur Folge.

Zum Verständnis: Ist der EURIBOR erst einmal auf unter 0,5 Prozent gesunken, ergibt dies variable Zinsen von rund 1,5 bis 2,5 Prozent. Nach unten ist bei solchen Zahlen nicht mehr viel Platz, und daher muss damit gerechnet werden, dass die Zinsen wieder steigen. Mit Blick auf Stände von bis zu 10 Prozent und darüber (im Jahr 1993 lag er bei knapp 14 Prozent!), ist das Risiko für den Kreditnehmer bei variabler Verzinsung also höher.

Besser fix verzinsen

In Zeiten besonders niedriger Zinsen empfiehlt es sich dementsprechend also eher, einen Kredit mit fester Verzinsung zu wählen und die Zinsbindung so lange wie möglich, im besten Fall für 15 bis 20 Jahre zu vereinbaren ( Zinscap!). Auch sollten Sie die Tilgung so hoch wie möglich ansetzen, sodass nach dem Ende der vereinbarten Zinsbindung nur mehr eine kleine Restschuld bleibt. Erkundigen Sie sich auch nach der Möglichkeit einer Begrenzung nach oben nach Ablauf der Fixzinsphase.

Ruhe bewahren

Als potentielle BauherrIn oder HauskäuferIn sollten Sie auch in Zeiten sehr niedriger Zinsen nichts überstürzen, doch wenn Sie genügend Eigenkapital für die Anzahlung Ihrer Traumimmobilie bzw. für einen Teil Ihres Hausbauprojektes beisammen haben, bzw. die hilfreichen Sicherheiten vorweisen könnnen, wirken sich niedrige Zinsen sicher zusätzlich positiv aus. Halten Sie sich an unsere Tipps und gehen Sie besonnen und ruhig in die Verhandlungen.

AutorIn:
Datum: 06.08.2018
Kompetenz: Finanzierung

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