Tisch voll mit Gartenplänen, Grundrissen, Farbfächern, Zollstab, Taschenrechner. Stifthaltende Hände von Menschen, die Pläne besprechen

Bauherren in spe sollten Baupläne lesen und verstehen können. © Rido/shutterstock.com

Können Sie Ihre Pläne lesen?

Wissen Sie, was auf Ihrem Bauplan unbedingt vermerkt sein muss und worauf sich Linien, Abkürzungen und Maßangaben beziehen? Wir erklären Ihnen, wie Sie Baupläne richtig lesen!

Wenn Häuslbauer ihren Bauplan unterschreiben, kommen sie ihrem neuen Heim schon einen ganzes Stück näher - vorausgesetzt, sie wissen, was sie da mit ihrer Unterschrift überhaupt freigeben. Denn wer mit Skizzen und Bemaßungen am Bauplan nichts anfangen kann, holt sich früher oder später die Probleme buchstäblich ins Haus.

Was steht im Bauplan?

Jeder Plan ist mit Maßstab, Lagepläne mit Nordpfeil, einer Legende und üblicherweise mit einem sogenannten Plankopf versehen. Dieser enthält Angaben über Projekttitel, Planart (z. B. "Polierplan"), Planmaßstab, Planverfasser, Planversion und Datum. Sinnvollerweise werden auch Angaben über Planverteilung und Freigabevermerke gemacht.

Welche Pläne gibt es?

Für jeden Zweck gibt es einen Plan. Allerdings wird in der modernen, CAD-gestützten Bauplanung meist nur ein einziger Bauplan gezeichnet. Ein "Masterplan", der bei Bedarf in jeden beliebigen Bauplan umgewandelt werden kann. Die einzelnen Pläne unterscheiden sich dann darin, welche Angaben gemacht werden und wie genau diese sind.

  • Vorentwurfsplan (Maßstab 1:200)

Meist skizzenhafter Lösungsvorschlag vom Architekten oder vom Bauherrn selbst.

  • Entwurfsplan bzw. Einreichplan (Maßstab 1:100)

Basiert auf dem Vorentwurf und ist Voraussetzung für die Baugenehmigung. Enthält Gundriss, Ansicht (= geplante Arbeiten in der Seitenansicht) und Schnitte (= Darstellung des Innenlebens). In den Grundrissen und Schnitten werden unter anderem Materialien und Raumgrößen dargestellt. Auch die Angaben von Haustechnik- bzw. Elektroplaner können bereits eingearbeitet werden, wobei am Beginn der Ausführungsphase ohnehin Führungspläne und „Crashpläne“ gezeichnet werden, in denen präzise Angaben über Lage und Dimensionierung der Anlagen gemacht werden.

  • Lageplan (Maßstab 1:500)

In der Regel verlangt die Behörde zusätzlich zum Einreichplan einen Lageplan, der das Objekt in der unmittelbarer Umgebung darstellt (z. B. Abstände zu Nachbarn, Baumbestand, Kfz-Stellplätze etc.).

  • Polierplan (Maßstab 1:50)

Enthält sämtliche Angaben zur Erstellung des Rohbaues, darunter Bemaßungen, Angaben zu Durchbrüchen in Wänden (WD) und Decken (DD), Tür- und Fenstergrößen und deren Aufschlagrichtung, Geländer, Sanitärinstallationen sowie Angaben zu Material und Oberflächen. Weitere beteiligte Planer stützen Ihre Arbeit auf den Polierplan.

  • Ausführungsplan

Bezeichnet alle Pläne, die für die Bauausführung notwendigen Einzelangaben enthalten. Wichtig ist dabei vor allem, wo etwas ausgeführt werden soll. Der Maßstab bewegt sich wischen 1:1000 für Übersichtslagepläne und 1:5 für Detailpläne.

  • Detailpläne (Maßstab 1:5 oder 1:10) 

Stellen komplexere Bauteile in größeren Maßstäben dar, z. B. Stiegenplan, Fensterdetails, Dachanschlüsse, Fassadenschnitt. Bei Einfamilienhäusern unüblich.

  • Montagepläne (Maßstab 1:50)

Auch "Werkstattpläne" genannt. Erstellt von den einzelnen Professionisten, z. B. Elektroplan vom Elektriker oder Einrichtungsplan vom Tischler.

  • Bestandspläne (Maßstab 1:100)

Nach Fertigstellung des Bauvorhabens werden vom Architekten oder Generalplaner Bestandspläne erstellt. Basis ist der Einreichplan oder der Auswechslungsplan, falls am Einreichplan Änderungen vorgenommen wurden.

Was sagt der Maßstab aus?

Der Maßstab gibt die reale Größe des Hauses an. Ein Vorentwurfsplan im Maßstab 1:200 bedeutet etwa, dass ein Meter in der Natur 5 mm am Papier entspricht. Genauer ist beispielsweise der Polierplan: ein Meter in der Natur entspricht 2 cm am Plan.

Um den Grundriss herum finden sich unterbrochene Striche mit Zahlen. Diese sogenannten Maßketten - meistens sind es drei pro Seite - geben die Maße der Bauteile und Raumgrößen an. Die angegebenen Maße orientieren sich von innen nach außen. © benjaminnolte/stock.adobe.com

Was bedeuten die Linien?

Die Vollinie stellt senkrechte, sichtbare Kanten dar, die Strichlinie dagegen unsichtbare Kanten und Umrisse. Strichpunktlinien stellen Mittellinien (Achsen und Schnittebenen) dar. Schnittlinien werden an den Enden mit Großbuchstaben oder römischen Zahlen versehen. Sie kennzeichnen Schnittführung und Blickrichtung.

Wo finde ich im Bauplan Maße für Fenster und Türen?

Fenster sind im Bauplan als Doppellinie eingezeichnet, Türen mit Öffnungsschlag. Maße von Fenstern und Türen werden auf die Achse (Stocklichten) und auf die Maßlinie geschrieben. Über der Linie bzw. Achse steht immer die Breite, darunter die Höhe. Türen werden nach ihrer Aufgangsrichtung mit DIN rechts oder DIN links bezeichnet. Türen zwischen Räumen mit gleich hohem Fußboden werden anschlaglos oder mit Schwelle dargestellt. Ist der Fußboden des Raumes, in den die Türe schlägt, niedriger, so erhält die Türe eine Anschlagschiene.

Wichtig: Alle Höhen im Grundriss beziehen sich auf die Höhenangabe mit der Bezeichnung +/-0.00 über Normalnull. Auch die Bemaßung von First (= höchster Punkt des Gebäudes, abgekürzt FH) und Traufhöhe (= Höhe zwischen dem Boden und der Dach-Tropfkante, abgekürzt TH) richten sich danach. © anix/stock.adobe.com

Auf was beziehen sich die Höhenangaben?

Höhenangaben beziehen sich auf einen Fixpunkt der Baustelle mit der Bezeichnung +/- 0,00. Üblicherweise wird die Oberkante des Fußboden-Niveaus im Eingangsbereich als diese Nullhöhe definiert. Da dies aber nicht zwingend so sein muss, sollten Sie im Zweifelsfall nachfragen.

Was bedeuten die Abkürzungen im Bauplan?

Neben den weitläufig bekannten Bezeichnungen EG für Erdgeschoß, OG für Obergeschoß und UG für Untergeschoß finden sich auf dem Bauplan viele weitere Abkürzungen. Folgend finden Sie die Höhenbezugs- und Maßangaben. Noch mehr zu den Abkürzungen im Bauplan finden Sie hier.

Planerklärung: Höhenbezugs- und Maßangaben

OK, OS Oberkante, Oberseite
UK, US Unterkante, Unterseite
DOK, DOS Deckenoberkante, Deckenoberseite (Rohbaumaß)
DUK, DUS Deckenunterkante, Deckenunterseite (Rohbaumaß)
FBOK, OFF Fußbodenoberkante, Oberfläche des fertigen Fußbodens
FDOK, FDOS Fundamentoberkante, Fundamentoberseite
FDUK, FDUS Fundamentunterkante, Fundamentunterseite
STUK Sturzunterkante (Rohbaumaß)
STH Sturzhöhe, gemessen von STUK bis DUK (Rohbaumaß)
RPH Rohbauparapethöhe, gmessen von FBOK
FPH fertige Parapethöhe, gemessen von FBOK bis Oberkante des inneren Fensterbretts

AutorIn:
Datum: 07.06.2023
Kompetenz: Architektur

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