© Yatra/shutterstock.com

Lehm, Kalk, Gips: Die "guten" Putze

Die ersten beiden Zentimeter der Wandoberfläche entscheiden über das Raumklima in Innenräumen. Mit Innenputzen auf mineralischer Basis machen Sie wenig falsch. Aber: Achten Sie auf die Zusatzstoffe!

Für immer mehr Haus- und WohnungsbesitzerInnen ist ein gesundes Wohnumfeld und der entsprechend schadstofffreie Innenausbau unverzichtbar. Innenwände werden am besten mit Mineralfarben auf Silikat- oder Kalkbasissowie mit mineralischen Innenputzen bearbeitet. Letzere sollen im folgenden näher beleuchtet werden.

Kalk oder Kalkzement

Naturkalk ist aufgrund seiner Beschaffenheit absolut hygienisch und es besteht eine große Gestaltungsvielfalt – vom einfachen weißen Anstrich bis zur hochwertigen Ausmaltechnik. Kalk weist alkalische Eigenschaften auf (hohen pH-Wert) und wirkt dadurch antiseptisch. Darüber hinaus fungieren Kalkputzoberflächen quasi als Raumluftfilter: Die diffusionsoffenen Poren des Putzes nehmen Schadstoffe und Belastungen wie Kohlendioxid und Schwefeldioxid auf und bauen sie ab.

Sie können sich generell zwischen reinem Kalkputz und Kalkzementputz entscheiden. Beide Putze sind rein mineralisch und diffusionsoffen, durch den Zementanteil wird letzterer aber druck- und abriebfester. Der reine Kalkputz bedarf zudem einer sorgfältigeren Verarbeitung und ist in der Anschaffung auch teurer. Kalk ist alkalisch, dadurch wirken die Putze wasserhemmend und sind schimmel- wie auch algenresistent, was sie besonders für den Einsatz in Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit, also Flure, Küchen, Bäder, Schlaf- und Kinderzimmer empfiehlt.

Lehm und Ton

Lehmputz ist als altbewährte Putzvariante auf gutem und gleichmäßig saugendem Ziegelmauerwerk gedacht und besteht aus Ton, Sand und Schluff. Nach Auftrag als ein- oder mehrlagiger Handputz bzw. Maschinenputz ist für eine ausreichende Belüftung und schnelle Trocknung zu sorgen, um Schimmelbildung durch Mikroorganismen aus der Umgebungsluft zu vermeiden. Damit die feuchtigkeitsregulierende Wirkung des Lehmputzes erhalten bleibt, sollte ein Anstrich unbedingt diffusionsoffen sein.

Aus reinem Ton hergestellte Putze besitzen eine noch stärker ausgeprägte Fähigkeit, Luftfeuchtigkeit aufzunehmen, zu speichern und, wenn die Raumluft zu trocken wird, wieder abzugeben. Tonputz wird mit deutlich weniger Arbeitsaufwand aufgebracht, als Lehmputz. Er trocknet in wenigen Tagen und kann mit einem Tonspachtel veredelt werden.

Gips und Gipskalk

Gips ist ein in der Natur häufig vorkommendes Gestein, und neben Lehm das älteste Bindemittel. Er wurde bereits 9000 vor Christus in Kleinasien verwendet. Der Gipsputz zeichnet sich durch Schwindfreiheit und feuchtigkeitsregulierende Wirkung aus, darf aber eben wegen dieses Hygroskopieeffekts (= Wasserbindung aus der Luft) nur im normal belasteten Innenbereich, nicht aber für Nassräume verwendet werden.

Gips- und Gipskalkputze (besonders geeignet für Betondecken) haben eine geringe Wärmeleitfähigkeit und Ausgleichsfeuchte und fühlen sich daher warm an. Der geringe Unterschied zwischen Wand- und Raumtemperatur bewirkt so eine behagliche Atmosphäre im Raum. Die geringe Oberflächenleitfähigkeit wiederum verhindert das statische Aufladen von Gipsputzen. Deshalb ziehen Gipsputze keinen Staub an. Sie sind nicht brennbar und gehören zur Baustoffklasse A. Zudem wird ein Teil des Wassers beim Erhärten des Gipses gebunden. Im Falle eines Brandes wird dieses Wasser freigesetzt und verbessert somit den Brandschutz.

AutorIn:
Datum: 17.09.2015
Kompetenz: Mauer und Putz

Inspiration & Information abonnieren - mit dem wohnnet Newsletter

Weitere Artikel aus dem Channel Gesunde Baustoffe

zakalinka/stock.adobe.com

Gesunde Baustoffe

Ökologische Baustoffe: Darauf baut die Zukunft

Nachhaltigkeit gewinnt immer stärker an Bedeutung. Wer nachhaltig baut, tut nicht nur der Umwelt etwas Gutes, ...

Milan/stock.adobe.com

Gesunde Baustoffe

Überblick: Heimische Holzarten

Österreich ist ein Holzland. Unsere Wälder bieten eine riesige Menge an Holz für die Bau-, Energie- und ...

Valmedia/Adobe Stock

Gesunde Baustoffe

Sind Wohngifte eine Gefahr für die Gesundheit?

Gift in den eigenen vier Wänden? Undenkbar! Doch leider nur allzu real. Lesen Sie hier, welche Schadstoffe es im ...

Nomao Saeki/unsplash.com

Gesunde Baustoffe

Warum Holz uns so gut tut

Ob launiges Beisammensein am Bauerntisch, erholsamer Schlaf im Zirbenbett oder knisterndes Kaminfeuer: Holz macht ...

Organoid Technologies GmbH

Gesunde Baustoffe

Wiese an der Wand: Natürliche Oberflächen

Heu, Weidenblumen und Moos als Hauptbestandteil von Tapeten und Gardinen? Ein österreichischer Hersteller macht es ...

Yuganov Konstantin/shutterstock.com

Gesunde Baustoffe

Gesund Bauen und Wohnen: Giftfrei bevorzugt!

Allergien, Kopfschmerzen, Übelkeit bis hin zu schweren Krankheiten. Gift- und Schadstoffe gibt es genug in unseren ...

AURO

Gesunde Baustoffe

Sumpfkalk – 2.000 Jahre alter Klassiker

Sumpfkalk ist einer der ältesten Baustoffe überhaupt. Heute feiert er dank ökologischer Bauweise und ...

AURO AG

Gesunde Baustoffe

Was natürliche Farben und Lacke ausmacht

100 % öko, Natur pur, Bio, Ohne schädliche Zusatzstoffe – die Versprechen auf den Farben, Lacken, Ölen und ...

Aksenenko Olga/shutterstock.com

Gesunde Baustoffe

Holzwerkstoffe nicht immer schadstofffrei

Nicht alles was sich Holz nennt ist auch schadstofffrei. Je nach Herstellungsart können Holzwerkstoffe bedenklich ...