fertig betonierte Fundamentplatte in sehr tiefer Baugrube. Beispiel für Kellergründung als Tiefgründung.

Spezialgründung © Menna/shutterstock.com

Wenn der Untergrund nicht hält: Tiefgründung

Schlechte Bodenqualität, ein hoher Grundwasserstand oder Grundstücke in Hanglage: In bestimmten Situationen braucht es eine Spezialgründung bzw. eine Tiefgründung. Hier alle Infos.

Im Normalfall werden die Fundamente im tragfähigen Boden errichtet, bei einigen Bodenklassen funktioniert das aber nicht. Einige Lösungen dafür sind der Bodenaustausch, also das Entfernen des instabilen Bodens und Einbringen von Ersatzmaterialien wie Schotter oder Beton. Auch oft angewendet werden Injektionsverfahren, bei denen der Untergrund durch Einspritzen von Materialien wie Beton oder Harz stabilisiert wird sowie eine Verdichtung des Bodens durch Vibration oder Rüttelung. Greifen diese Maßnahmen nicht oder sind aufgrund der Grundstücksverhältnisse nicht realisierbar, muss eine spezielle Tiefgründung durchgeführt werden.

Wann braucht es eine Tiefgründung?

Wenn das Fundament eines Gebäudes tief unter die Erdoberfläche reicht, um so stabilen Untergrund zu erreichen, spricht man von einer Tiefgründung. Typische Arten von Tiefgründungen sind Pfahlgründungen, bei denen Pfähle oder Stützen tief in den Boden getrieben werden, um eine tragfähige Schicht zu erreichen oder Fundamentplatten, bei denen das gesamte Fundament tief unter die Erde reicht und eine gleichmäßige Lastverteilung ermöglicht. Hier die häufigsten Gründe, warum und wann es eine Tiefengründung braucht:

Instabiler Boden: Wenn der Boden in geringer Tiefe instabil ist, beispielsweise aufgrund von lockeren Ablagerungen, Torf, Schluff oder anderen schwach tragfähigen Materialien, ist eine Tiefgründung erforderlich, um auf stabilerem Boden aufzubauen.

Hohe Lasten: Wenn das Bauwerk sehr schwer oder großen Belastungen ausgesetzt sein wird, denken Sie hier an Hochhäuser, Brücken oder große Industrieanlagen und Fabriksgebäude, kann ebenfalls eine Tiefgründung erforderlich sein, um ausreichende Tragfähigkeit zu gewährleisten. 

Vermeiden von Setzungen: Damit sich ein Bauwerk aufgrund nicht aufgrund von Bodenkonsolidierung setzt, wird unterhalb der Setzungszone in stabilerem Boden gegründet, um eine gleichmäßigere und kontrollierte Lastübertragung zu ermöglichen.

Schutz vor Bodenbewegungen: In Gebieten mit häufigen Bodenbewegungen wie Erdrutschen, Hangrutschungen oder Erdbebenzonen, aber auch in Gebieten mit hohem Grundwasserstand müssen die Bauwerke entsprechend stabil stehen. 

Spezielle Normen und Vorschriften: In vielen Fällen schreiben Bauordnung oder lokale Bauvorschriften vor, dass für spezielle Bauwerke eine Tiefgründung vorzusehen ist. Erkundigen Sie sich bei der zuständigen Behörde.

Arten von Tiefgründung

Je nach den spezifischen Anforderungen des Bauprojektes kann zu unterschiedlichen Arten der Tiefgründung gegriffen werden. Profis werden Ihnen nach einer Bodenanalyse und Bewertung des Grundstückes genau sagen, welche Möglichkeiten Sie haben. Im folgenden haben wir Ihnen einige der häufigsten Arten von Tiefgründungen zusammengefasst:

Pfahlgründung, die häufigste Form der Tiefgründung: Pfähle sind vertikale Stützen, die tief in den Boden getrieben oder gebohrt werden, um eine stabile Tragschicht zu erreichen. Es gibt verschiedene Arten von Pfählen, darunter Ramm- oder Spundwände, Bohrpfähle, Mikropfähle oder auch Schraubpfähle. Eine weitere Möglichkeit sind so genannte Pfahlgruppengründungen: Hier werden mehrere Pfähle in einer bestimmten Anordnung in den Boden eingebracht, um so eine größere Tragfähigkeit zu erreichen. Pfahlgruppen können auch als sogenannte "Pfahlkörbe" eingesetzt werden, um die Last eines Bauwerks gleichmäßig zu verteilen.

Schlitzwandgründungen sind vertikale, tiefe Betonwände, die in den Boden eingebracht werden. Sie werden häufig für tiefe Baugruben oder zur Sicherung von Tunneln verwendet.

Verdrängungspfähle werden durch Einbringen von Druckluft oder Wasser in den Boden eingeführt. Der Boden wird durch den Druck des Mediums verdrängt, der Pfahl sinkt langsam ein.

Troggründungen bestehen aus einem tiefen, ausgehobenen Graben, der mit Beton ausgegossen wird, um ein Fundament zu bilden. Troggründungen werden vor allem für große Gebäude oder Brücken eingesetzt.

Kellergründungen meinen Fundamente, die tief in den Boden reichen und den Keller eines Gebäudes bilden. Sie können verschiedene Formen haben, einschließlich Streifenfundamente, Plattenfundamente oder kombinierte Systeme.

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Datum: 26.01.2024
Kompetenz: Bauunternehmen

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