Eigenvorsorge und Selbstschutz sind wichtige Pfeiler des Zivilschutzes © David Pereiras/stock.adobe.com

Zivilschutz: Was Sie wissen müssen, was Sie brauchen

Was gehört zum Zivilschutz? Wer ist dafür zuständig? Und wie verhalte ich mich im Katastrophenfall richtig? Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Zivilschutz in Österreich hier für Sie zusammengefasst.

Katastrophen und Notsituationen bestmöglich zu bewältigen, das ist Aufgabe und Ziel des Zivilschutzes in Österreich. Zivilschutz wird definiert als "alle Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor Gefahren, die von Naturereignissen sowie technischen, terroristischen oder kriegerischen Ereignissen ausgehen". Häufig im Zusammenhang mit Zivilschutz erwähnt wird der Katastrophenschutz. Damit gemeint sind alle zur Katastrophenvermeidung und Katastrophenvorsorge getroffenen Maßnahmen. Mittlerweile setzt sich hierzulande immer mehr der Begriff "Bevölkerungsschutz" als Überbegriff für Zivil- und Katastrophenschutz durch.

Was fällt unter Zivilschutz?

Laut dem Bundesministerium für Inneres (BMI) zählen zum Zivilschutz alle Aktivitäten zur Bewältigung von Katastrophen und Krisensituationen unterschiedlichster Art, etwa bei Erdbeben, Sturm, Starkregen, Hochwasser, Blackout oder Atomunfall. Ebenfalls zum Zivilschutz gehört die Hilfe zum Selbstschutz, denn Privatpersonen werden auch selbst in die Verantwortung genommen, sich auf den Ernstfall, zum Beispiel auf ein überregionales Blackout, vorzubereiten und sich zu schützen. Nur dann kann das vorhandene Warnsystem seinen Zweck erfüllen.

 

Wer leistet Zivilschutz?

Für den Zivilschutz in Österreich zuständig ist das BMI. In jedem der neun Bundesländer gibt es zudem einen Zivilschutzverband, der die Bevölkerung unter anderem dabei unterstützen soll, Gefahren rechtzeitig zu erkennen, sie darauf vorzubereiten und über das richtige Verhalten in Notsituationen zu informieren. Das bezieht sich nicht ausschließlich auf Naturkatastrophen oder andere Großereignisse, sondern schließt auch ganz alltägliche Gefahren mit ein – vom richtigen Verhalten im Brandfall über den kindersicheren Haushalt bis hin zu Sicherheit im Internet. Zusammen mit einem Bundesverband ergeben die neun Landesverbände den Österreichischen Zivilschutzverband (ÖZSV). In den meisten Gemeinden gibt es außerdem ein Sicherheits-Informationszentrum. Dieses sensibilisiert und informiert die Bevölkerung zu allen Themen rund um den Zivilschutz. Unterstützt wird es dabei von Rettung und Feuerwehr.

Seit dem 1. Jänner 2024 sichert ein neues Gesetz dem Zivilschutzverband jährliche finanzielle Mittel zur Katastrophenvorsorge. Bislang finanzierte sich der Verband, der im Übrigen nicht zu den Einsatzorganisationen zählt, über Förderungen des BMI.

Zivilschutzalarm – was bedeutet das?

Im Katastrophenfall ist eine möglichst frühzeitige Information entscheidend. Deshalb wurde ein umfangreiches Warn- und Alarmsystem aufgebaut: Rund 8000 Feuerwehrsirenen bzw. Zivilschutzsirenen warnen und entwarnen die Bevölkerung und Einsatzkräfte. Über die permanent besetzten Bundes- und Landeswarnzentralen sowie die Bezirksalarmzentralen können die Sirenensignale ausgelöst werden.

Auch über die mobile App KATWARN warnen und informieren die Behörden über Goßbrände, Bombenfunde, Stürme und andere Unglücksfälle.

Wie läuft der Zivilschutz ab?

Im Katastrophenfall laufen in der Bundeswarnzentrale (BWZ) alle Informationen, die aus dem In- und Ausland hereinkommen, zusammen. Die BWZ informiert dann die Landeswarnzentralen und andere wichtige Stellen, zum Beispiel Feuerwehr, Rotes Kreuz oder Bergrettung.

 

Was bedeuten die Sirenensignale?

Anders als oft angenommen, warnen die Zivilschutz-Sirenensignale nicht nur vor einem Atomunfall. Es gibt verschiedene andere Katastrophenszenarien, vor denen die Bevölkerung mit dem Sirenensignal gewarnt wird. Jeden Samstag um 12 Uhr mittags wird die Funktionstüchtigkeit der Sirenen mit einem Dauerton geprüft. Am ersten Samstag im Oktober findet zudem jährlich ein bundesweiter Test der Warnsysteme statt – der sogenannte Zivilschutz-Probealarm. Ein Stresstest für die Sirenen im Land, aber auch für die Haushalte. Der Zivilschutzverband empfiehlt, die Sicherheitseinrichtungen in den eigenen vier Wänden zu überprüfen, einen Lebensmittel- und Getränkevorrat anzulegen bzw. das Mindesthaltsbarkeitsdatum zu checken, aber auch einen Familien-Notfallplan zu erstellen.

  1. Warnung: Ein 3 Minuten langer Dauerton bedeutet "herannahende Gefahr". – Was tun? Radio oder TV (ORF) einschalten und Verhaltensmaßnahmen folgen!
  2. Alarm: Ein einminütiger auf- und abschwellende Heulton bedeutet, dass die Gefahr unmittelbar bevorsteht. – Was tun? Radio TV (ORF) einschalten und Verhaltensmaßnahmen folgen!
  3. Entwarnung: Ein einminütiger Dauerton bedeutet das Ende der Gefahr. Beachten Sie weiterhin die Durchsagen im Radio oder TV, da vorübergehend bestimmte Einschränkungen möglich sind.

Checkliste: Wie bereite ich mich vor?

Wie so oft gilt auch beim Zivilschutz: Gute Vorbereitung ist das halbe Leben. Was Sie immer zu Hause haben sollten, um gut für einen Katastrophenfall vorbereitet zu sein, haben wir Ihnen in unserer Checkliste zusammengefasst.

Familiennotfallplan erstellen

Dieser sollte nach dem "Wenn-dann-Prinzip" augebaut sein und festlegen, wie sich jedes Familienmitglied bei einem Notfall verhält, wenn keine direkten Rücksprachen mehr möglich sind. Besonders wichtig ist die Frage, wie der gemeinsame Wohnort oder ein anderer sicherer Ort erreicht werden kann. Legen Sie außerdem einen Notfallsammelpunkt außerhalb des Hauses fest und bestimmen Sie, wer im Notfall für welche Vorkehrungen zuständig ist.

Haushaltsapotheke anlegen

Statten Sie sich mit den wichtigsten Medikamenten und Verbandsmaterial aus! Was in der Haushaltsapotheke nicht fehlen darf, sagen wir Ihnen hier.

Notfallgepäck vorbereiten

Werden Sie evakuiert, sollten Sie das Wichtigste beisammen haben. Was ins Notgepäck gehört, erfahren Sie hier.

Kleine Menge Bargeld zurücklegen

Die Österreichische Nationalbank empfiehlt, einen Betrag von ca. 100 EUR pro Familienmitglied in kleinen Stückelungen zu Hause an einem sicheren Ort aufzubewahren. Legt z. B. ein Blackout die Infrastruktur lahm, können Sie trotzdem Lebensmittel kaufen. Der österreichische Lebensmitteleinzelhandel garantiert nämlich eine Grundversorgung der Menschen, im Krisenfall werden in den Geschäftsfilialen fertig zusammengestellte Lebensmittel- und Getränkepakete gegen Barzahlung ausgegeben.

Lebensmittel- und Trinkwasservorrat anlegen

Der ÖZSV empfiehlt, Lebensmittel für einen Zeitraum von 10 bis 14 Tagen sowie 2 Liter Trinkwasser pro Person und Tag auf Vorrat anzulegen. Wichtig ist eine möglich lange Haltbarkeit der Lebensmittel. Tipp: Bei den Landesverbänden sind Bevorratungstaschen zum Lagern Ihres Lebensmittel-Notvorrats erhältlich.

Hygieneartikel & Müllsäcke bereitlegen

Sie brauchen Zahnbürste, Zahnpasta, Seife, Shampoo, Toilettenpapier, Binden oder Tampons, Vollwaschmittel und Putzmittel. Sie sollten zudem Müllsäcke für 10 bis 14 Tage auf Vorrat haben.

Für Notbeleuchtung sorgen

Hilfreich sind LED-Lichter, Sicherheitskerzen, Taschenlampe + Batterien.

Für Kochmöglichkeit + Brennstoff sorgen

Alternativen zum E-Herd sind Holzofen, Campingkocher, Gaskochplatte, Kochstelle mit Brennpaste oder Grill.

Notfallradio kaufen

Legen Sie sich ein Notfallradio mit Kurbel- oder Batteriebetrieb zu.

AutorIn:
Datum: 17.01.2024
Kompetenz: Sonstiges

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