So bauen Sie Ihr Lehmhaus selbst
Lehm ist schon sehr lange eines der wichtigsten Baustoffe der Menschheit - zu Recht. Lehm ist nicht nur günstig, sondern auch multifunktional. Und: Sie können sich Ihr Lehmhaus auch einfach selber bauen!
Seit 9.000 Jahren bis ins 19. Jahrhundert hinein war Bauen mit Lehm eine anerkannte und weitverbreitete Bautechnik. Mit der zunehmenden Industrialisierung bekam Lehm einen schlechten Ruf. Eigentlich zu Unrecht. Schuld am schlechten Ruf war die Kombination mit den damals neuen Baustoffen Zement und Gips - es kam zu Schäden an den Bauwerken. Erst als Ende des letzten Jahrhunderts ein Umdenken in Umweltfragen einsetzte wurde Lehm als Baustoff wiederentdeckt. Am Markt erhältlich sind mittlerweile anwendungsfreundliche Lehm-Fertigprodukte wie Lehmbau-Platten und Lehm-Passivhaus-Module.
Positivste Eigenschaft: Lehm reguliert Luftfeuchtigkeit
Lehm entsteht durch Verwitterung oder Ablagerung von Sand, Schluff und Ton. Lehm ist in feuchtem Zustand formbar, in trockenem Zustand wird er fest. Gibt man Wasser dazu quillt Lehm auf, beim Trocknen schrumpft er. Lehm kann Luftfeuchtigkeit aufnehmen, speichern und bei zu trockener Luft wieder an die Umgebung abgeben. In Lehmhäusern herrscht eine gleichbleibende relative Luftfeuchtigkeit. Lehm wird oft ungebrannt verwendet, er kann aber auch zu Ziegeln gebrannt werden. Lehmziegelwände weichen bei starkem Regen auf, müssen also vor Feuchtigkeit geschützt werden.
Simpel im Selbstbau
Gute Nachrichten hält das trendige Biomaterial aber auch für "Self-Lehm-Männer" parat. Die Kosten von Lehmhäusern, die lediglich wegen des höheren Anteils an Arbeit um rund zehn Prozent über denen eines normalen Ziegelbaues liegen, können beim Selbstbau entscheidend gedrückt werden. Immer beliebter wird Lehm nämlich auch wegen seiner Low-Tech-Qualitäten, die ihn für eingefleischte, aber (noch) nicht sattelfeste Selbstbauer interessant machen. Etwaige Fehler werden dabei nicht bis in alle Ewigkeiten festbetoniert, sondern großzügig verziehen.
Wichtige Tipps zum Bauen mit Lehm
Um einen möglichst hohen K-Wert zu erreichen, kommt für die Außenwände beim Lehmhaus zunächst Holzleichtlehm zum Einsatz. Wie die genaue Mischung aus Wasser, Lehm und Holzhäckseln in der Praxis aussieht, sollte zumindest am Anfang ein Fachmann vorzeigen.
Anders erfolgt hingegen der Aufbau der Innenwände, die weniger isolieren, als vielmehr Wärme speichern sollen. Hier kommen entweder luftgetrocknete Ziegel oder der urigere Stampflehm zum Einsatz. Nachdem alle Installationsarbeiten erledigt sind, legt der Lehm noch eine Schicht ein, und zwar die Verputzschicht. Lehmputz kann übrigens auch auf jedem anderen Untergrund aufgebracht werden, im Idealfall in Kombination mit einer Wandheizung. Sowohl das Strahlungsverhalten, als auch die Speicherfähigkeit des Lehms, sind dafür regelrecht prädestiniert - sie entsprechen der eines Kachelofens. Und durch die, im Vergleich zu Ziegel oder Beton 10-30 mal höhere Luftfeuchtigkeitsregulation, kann die Raumtemperatur um 2-3 Grad Celsius abgesenkt werden - was ein gutes Zehntel der Heizkosten erspart. Das klingt heimelig. Vor allem, wenn man dabei auch noch einen weiteren Vorteil der Lehmbauweise genießt: Gemäuer im Kuschellook. Mühelos lassen sich in den Innenräumen all jene optischen Spielereien anbringen, die man mit Lehmhäusern ohnehin assoziiert: leicht unregelmäßige Wände, organisch wirkende Sitznischen oder rundliche Fensterlaibungen.