© Thomas Sepperer

Bioschaum statt Styropor

In Kooperation mit der FH Salzburg (Campus Kuchl) arbeitet Alba tooling & engineering an einem natürlichen Industrieschaum auf Basis von Tanninen, einem sekundären Pflanzenstoff, der aus der Rinde heimischer Bäume gewonnen wird.

Bereits seit einigen Jahren wird an der Fachhochschule Salzburg mit Baumrinde gefroscht, die bislang als Abfallprodukt galt. Die Idee: das in der Braumrinde enthaltene Tannin, welches dort als natürlicher Abwehrstoff gegen mikrobielle Erreger oder Schädlinge wirkt, soll als Schaum unter anderen dem erdölbasierten Polystyrol (umgangssprachlich bekannt unter der Bezeichnung Styropor) Konkurrenz machen. Ein wesentlicher Vorteil des Tannins ist die denkbar einfache Gewinnung: Die Rinde wird in einem Druckkochtopf in Wasser ausgekocht, das Wasser wird abgeseiht, verdampft, und übrig bleibt das Tannin in Pulverform. Die übrige Rinde kann nach dem Auskochen wie gehabt verbrannt werden.

Aus Rinde wird Dämmstoff - aber nicht nur

In einem speziellen Verfahren wird das Tanninpulver aufgeschäumt und zu einem hochporösen Schaum, der nicht brennbar, äußerst belastbar und zu 100 Prozent recyclebar ist. Darüber hinaus verfügt er über sehr gute thermische Eigenschaften. Um Tannin in großen Mengen industriell zu nutzen und als umweltfreundlichen Baustoff ins Spiel bringen zu können, muss es immer über die gleiche Eigenschaften verfügen. Dazu muss es nach der Extraktion aus dem Holz gereinigt und seine phenolischen Bestandteile von dem enthaltenen Zucker und anderen Verunreinigungen getrennt werden. Aktuell wird der Tanninschaum durch neue Produktionstechniken feinporiger und druckfest, was den Einsatz nicht mehr nur als Dämmung, sondern auch als Schaum für den Form- oder Modellbau möglich macht und seine weitere Verarbeitung an allen gängigen Tischlereimaschinen ermöglicht.

Viel Potenzial zur Klimaverbesserung

Des Weiteren sehen die Forscher eine Möglichkeit, mit Hilfe von Tannin in der Landwirtschaft zu einer CO2-Reduktion beizutragen. Tannin verfügt über die Fähigkeit, Ammoniak und anderer Schadstoffe zu binden. Wird es vor der Feldausbringung der Gülle zugegeben, wird die Abgabe von Treibhausgasen signifikant reduziert. Ziel ist es deshalb, dass jeder Landwirt durch einfachste Mittel die Möglichkeit hat, die Ammoniakemission selbst zu senken, zum Beispiel durch Auskochen der Rinde in Wasser und anschließender Zugabe dieses Rindensuds zur Gülle. Hierbei zeigen bereits geringste Mengen an Rindenextrakt bei Rindergülle Reduktionen um mindestens 15 Prozent, meistens aber um die 70 Prozent.

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Datum: 12.07.2022
Kompetenz: Baustoffe und Werkzeug

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