Brandschutz im Eigenheim
Wie die Praxis zeigt, kommt es vor allem im Wohn- und Schlafbereich immer wieder zu tragischen Brandereignissen. Zwei Experten des Brandschutzforums Austria erläutern das Wichtigste zum Thema.
Univ.-Lektor Dr. Otto Widetschek und Ing. Rudolf Mark vom Brandschutzforum Austria sind Experten in Sachen Brandschutz. Wir haben sie zum Gespräch gebeten.
Welche Materialien sind besonders effektiv im Brandschutz, worauf sollte man schon bei der Planung achten?
Aus der Sicht des Brandschutzes ist natürlich immer eine weitgehend nicht brennbare Bauart ratsam. Je weniger Nahrung fürs Feuer, desto besser. Jedenfalls sollte punktuell über manche Mindestanforderungen der Baubestimmungen des OIB-Regelwerks - das sind die in Österreich weitgehend harmonisierten Bauvorschriften - hinsichtlich der Wahl der Baustoffe kritisch nachgedacht und vielleicht auf ein höherwertigeres Produkt mit optimaleren Brandschutzeigenschaften zurückgegriffen werden (Stichwort Dämmung!)
Müssen bei Häusern in Leichtbauweise andere Brandschutzvorkehrungen getroffen werden, als bei massiven Bauten?
Es ist ganz logisch, dass Massivbauten im Vergleich zur Leichtbauweise beim Thema Brandschutz im Vorteil liegen. In anderen Fachbereichen (z. B. dem Schallschutz) wird das mitunter aber ganz anders liegen. Es gilt somit, die Gesamtheit der geforderten oder vom Bauherrn verfolgten Ziele abzuwägen, ohne dass die Sicherheit auf der Strecke bleibt. Bei den derzeit am Markt angebotenen Leichtbauweisen entstehen die bekannten Brandschutzdefizite im Detail und sind dabei vordringlich Ausführungsmängeln zuzuordnen. So sind Durchführungen von Leitungsanlagen der Elektrotechnik oder Haustechnik im Holzbau problematisch, wenn sie nicht präzise geplant und ausgeführt werden. Also, kein Pfusch!
Welche Anforderungen an den Brandschutz sind in Österreich vorgeschrieben?
Laut Brandschutzrichtlinie OIB-RL 2 muss man in Abhängigkeit von der Höhe des Aufenthaltsniveaus und der Nutzflächen der Geschoße unmittelbar auf die Vorgaben des Feuerwiderstands tragender Bauteile sowie die Brennbarkeitseigenschaften der Baustoffe schließen können. Man bedient sich dabei der so genannten Gebäudeklassen. Ein- und Zweifamilienhäuser sind in die Klasse1 einzureihen, womit sich unter dem in dieser Richtlinie akzeptierten Risiko keine besonderen Brandschutzerfordernisse ergeben werden. Man hat hier also eine beachtliche Liberalisierung oder Deregulierung für diese Kleinbauten geschaffen, die allerdings dem Brandschützer nicht nur Positives abgewinnen lässt. Auch hier ist im Detail möglicherweise eine sicherere Lösung für das gleiche Geld zu bekommen.
Wer über all diese Dinge gut Bescheid wissen sollte, ist der befugte Planer. Soweit die Theorie. Die Praxis zeigt leider auch, dass etwa dem Energieausweis eines Bauwerks mehr Augenmerk geschenkt wird, als dem Brandschutz, weil schließlich Betriebskosten jeden Monat zu Buche schlagen. Ob der Brandschutz richtig funktioniert, weiß man ja erst, wenn es brennt. Und dann könnte es aber zu spät sein!
Was sind die gefährdetsten Bereiche in einem Gebäude in Bezug auf Brandschäden?
Generell gilt im Bestand der Keller- aber auch Dachbodenbereich als relativ gefährdet. Lagerungen sammeln sich an und technische Defekte könnten mit fortschreitendem Alter eines Gebäudes zunehmen, beispielsweise Schäden an der Elektroinstallation. Im Wohnbereich rascher wahrgenommen und beseitigt, kann das im Keller und am Dachboden eine gefährliche Kombination und damit erhöhte Brandgefahr ergeben. Deswegen sollten vor allem die Keller- und Dachbodentüre als Feuerschutztüre ausgebildet werden. Mit dem hohen Grad der Technisierung und der Verwendung von leicht brennbaren Einrichtungsgegenständen (Kunststoffe!) rückt auch der Wohnbereich stärker in den Fokus möglicher Brandursachen. Und gerade in der Küche sind alle Voraussetzungen (Brennstoff, Sauerstoff und Zündquellen) für einen Brand gegeben. Vor allem angebranntes Kochgut und im Besonderen Ölbrände stellen immer noch eine der häufigsten aber oft unterschätzten Brandursachen dar. Wer mit Wasser löscht, löst dabei sogar eine möglicherweise tödliche Fettexplosion aus.