Dachgeschoß mit fertiger Steinwoll-Dämmung innen, Blick aus zwei geöffneten Dachfenstern

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Dämmung

Dämmmaterialien von A bis Z: Ein Überblick

Warum ist dämmen wichtig? Welche Arten von Dämmstoffen gibt es? Welche Verarbeitungsmöglichkeiten bieten sich? Unser Überblick bringt Klarheit.

 

Bei der Dämmung werden akustische und thermische Dämmung unterschieden. Dämmmaterial zur Wärmedämmung ist leicht und luftig, das für die Schalldämmung dicht und schwer. Weiters kann eine Unterteilung in mineralische Dämmstoffe, synthetische Dämmstoffe und organische Dämmstoffe gemacht werden. Verarbeitet wird die Dämmung in Form von losten Dämmschüttungen, Dämmmatten und Dämmplatten. Finden Sie hier eine kompakte Übersicht über die wichtigsten Dämmstoffe, ihre Vorteile und Nachteile sowie ihre typischen Eigenschaften im Vergleich.

Zur Wärmedämmung gehören alle baulichen Maßnahmen, welche Wärmeverluste durch die Gebäudehülle (Außenwände, Keller, Dach) verhindern bzw. reduzieren. Warum überhaupt dämmen? Um ein Gebäude mit möglichst niedriger Heizlast zu erhalten, muss der U-Wert der Bauteile so klein wie möglich sein: So gelten beispielsweise U-Werte für Passivhäuser von 0,1 bis 0,15 W/(m2K) als angemessen. Für die Ausführung der Gebäudehülle bedeutet dies, dass entweder sehr wärmedämmende Materialien oder entsprechend dicke Wandstärken zum Einsatz kommen müssen. Eine dickere Dämmschicht bzw. der Einsatz eines hochwertigen Dämmmaterials kann bis zu einer Halbierung des U-Wertes führen. Der derzeitige Richtwert zur Dämmdicke liegt beim Einsatz konventioneller (mineralischer) Dämmstoffe wie Mineralwolle, Polystyrol oder Zellulose derzeit bei rund 30 Zentimetern beim Passivhaus.

Welche Formate der Wärmedämmung gibt es?

Der Markt bietet ein breites Feld an Formen, in denen Dämmstoffe angeboten werden. Da gibt es Dämmplatten, Dämmmatten, Einblasdämmung, Schüttdämmung oder auch den Dämmschaum. Dämmplattten werden als fester Schaum, in gepresster Form oder als Dämmfilze bzw. Dämmmatten angeboten. Unterschieden werden sie nach ihrer Verwendung, nach ihren Bestandteilen (organische Dämmung, synthethische Dämmung, mineralische Dämmung) und nach ihrer Form.

Dämmstoffe von A bis Z im Überblick

Baumwolle

Baumwolle wird als Dämmmatte, in Filz- oder Flockenform zur Innendämmung oder im Geschoßdecken- und Dachausbau sowie im Holztafelbau verwendet. Dieses Dämmmaterial besitzt gute Wärmedämmeigenschaften, ist elastisch und gut verarbeitbar. Jedoch ist die Staubbelastung bei der Verarbeitung relativ hoch. Baumwolle ist normal bis schwer brennbar, darf aber keiner längeren Durchfeuchtung ausgesetzt werden, da sie anfällig für Schimmel ist. Da Baumwolle erst seit einigen Jahren in unseren Breiten als Dämmmaterial eingesetzt wird, fehlen Recyclingerfahrungen. Vorteile: nachwachsender Rohstoff; Nachteile: lange Transportwege, problematische Anbaumethoden mit Pestiziden (außer Biobaumwolle).

Bläh-Glimmer (Vermiculit)

Dieser Dämmstoff wird aus Vulkangestein hergestellt, ist nicht brennbar, ungeziefersicher, leicht, hat eine kristalline Struktur und kommt vor allem als Schüttung und für Estriche oder Geschoßdecken zur Anwendung. Vorteile: der natürliche Rohstoff ist wiederverwendbar, deponiefähig und gesundheitlich wie baubiologisch unbedenklich; jedoch sind die Tranportwege recht lang und die Verfügbarkeit mitunter begrenzt.

Bläh-Perlite

Sie bestehen ebenfalls aus Vulkangestein, sind unbrennbar, ungeziefersicher, leicht, körnig und durch Silikonzusätze wasserabweisend. Eingesetzt werden sie meist als Schüttung oder in Plattenform für WDVS, Fassaden- und Kerndämmungen. Vor- und Nachteile siehe Bläh-Glimmer.

Flachs

Flachs besteht aus natürlichen, brennbaren Pflanzenfasern. Mit Borsalzzusatz als Brandhemmung versetzt und fallweise mit Polyester-Stützfasern versehen, wird er als Matte oder Filz vorwiegend für Innendämmungen wie Zwischensparren- und Trittschalldämmung sowie für den Holzleichtbau verwendet. Flachs besitzt gute Wärmedämmeigenschaften, ist fäulnisresistent und wirkt feuchteregulierend. Vorteile: Flachs ist heimisch, nachwachsend , wird ohne Pestizide angebaut und ist als Rohstoff wiederverwendbar. Nachteile: Flachs ist aufgrund der eingesetzten Borsalze und evt. Polyesterfasern nur bedingt kompostier- und recyclebar.

Glaswolle

Glaswolle zählt zur Mineralwolle und ist eine nicht brennbare Schmelze aus Altglas, Quarzsand und Soda, zu Fasern geschleudert und mit Kunstharz gebunden. Zu Filz oder Platten verarbeitet wird Glaswolle für alle gängigen Dämmvorhaben (außer Perimeterdämmung!) eingesetzt. Sie weist eine sehr gute Wärmeleitfähigkeit auf, ist leicht zu verarbeiten, nicht brennbar und gegen Schimmel, Fäulnis und Ungeziefer resistent. Glaswolle ist teilweise recyclebar und deponiefähig. Vorteile: genügend Rohstoffe vorhanden, kurze Transportwege; Nachteile: energieintensive Herstellung, nicht kompostierbar, Faserstaub bei der Verarbeitung.

Hanf

Das Material wird zu Dämmfilzen und in Vliesform verarbeitet und für Trittschall- sowie Zwischensparrendämmung und zum Ausstopfen von Resthohlräumen verwendet. Hanf ist gut wärme- und schalldämmend, sehr robust und resistent gegen Schädlinge und Feuchtigkeit. Vorteile: Hanf ist nachwachsend, ohne Pestizide anbaubar und hat kurze Transporte. Aufgrund der eingearbeiteten Borsalze und Polyesterfasern ist er wie der Hanf schwer kompostier- und recyclebar.

Holzfasern

Dieser Dämmstoff ist normal brennbar, aus Nadelholzabfällen und Schwachhölzern hergestellt, bei hohen Temperaturen und unter Druck zu Platten gepresst und in Leichtbaukonstruktionen verwendet. Unterdeckplatten werden oft zusätzlich mit Bitumen, Latex oder Naturharzen imprägniert. Vorteile: aus nachwachsendem Rohstoff und Abfällen hergestellt, kurze Transportwege; Nachteile: hoher Energieaufwand bei der Herstellung und imprägnierte Platten nicht kompostier- oder recyclebar.

Holzwolle

Holzwolle wird mit Zement oder Magnesit gebunden, zu Leichtbauplatten verarbeitet und meist als Putzträger und Sommerwärmeschutz verwendet. Vor- und Nachteile dieses Dämmmaterials siehe Holzfasern.

Kokosfasern

Verarbeitet werden die brennbaren, hohlen Fasern der Kokoshülle. Unter hohem Druck werden sie teilweise mit Ammoniumsulfat oder Borsalz (Brandhemmer) zu Matten oder Vlies verdichtet, sind feuchteresistent und -ausgleichend. Kokosfasern werden u. a. zur Hohlraumdämmung und Ausstopfung von Restflächen sowie für Vorsatzschalen verwendet. Vorteile: Kokos ist nachwachsend und ausreichend vorhanden, darüber hinaus teilweise kompostierbar. Nachteilig sind bei diesem Dämmstoff der monokulturelle Anbau sowie die langen Transportwege.

Kork

Der organische Dämmstoff Kork wird aus Korkschrot mit Wasserdampf expandiert, mit den daraus entstehenden Harzen zu Blöcken gebunden, dann zu Platten geschnitten und für die gängigsten Dämmungen verwendet. Kork ist hochbelastbar, schalldämmend und atmungsakiv. Außerdem verrottungs- und fäulnisresistent. Weitere Vorteile: der nachwachsende Rohstoff enthält keine Binde- und brandhemmenden Mittel, er ist deponiefähig und die Platten in Form von Granulat weiterverwendbar. Aber: Kork ist relativ teuer und die Transportwege sind lang.

Mineralschaumplatten

Die mineralischer Dämmung ist ein nicht brennbares, feuchtigkeitspufferndes Gemisch aus Quarzmehl, Kalkhydrat und Zement mit recht geringer Wärmeleitfähigkeit. Sie sind diffusionsoffen und hydrophil, resistent gegen Bakterien-, Pilz und Ungezieferbefall und werden vor allem für problematische Innendämmungen verwendet. Vorteile: geringer Energieaufwand bei Herstellung, als Bauschutt deponierbar; Nachteil: nicht recyclebar.

Polystyrol (EPS = expandiertes Polystyrol)

EPS gehört zu den synthetischen Dämmstoffen (Styropor) und wird aus Erdöl mit Pentan aufgeschäumt, mit Flammschutzmitteln versehen und zu Platten verarbeitet. Es ist unverrottbar, entsprechend auch nicht kompostierbar, schwer brennbar, feuchte- aber nicht UV-beständig. Es wird für die gängigsten Dämmungen, darunter auch teilweise Perimeter- und Flachdächer, verwendet. Vorteile: Pentan ist biologisch neutral und teilweise recyclebar. Nachteile: Im Brandfall können Gifte freigesetzt werden.

PUR-Hartschaum

Dieser Dämmstoff wird aus Erdöl oder nachwachsenden Rohstoffen wie Zuckerrübe, Mais oder Kartoffeln mit Hilfe eines Treibmittels zu Platten verarbeitet, ist alterungsbeständig, schwer brennbar, schimmel- und fäulnisresistent. Es wird für Dachkonstruktionen und andere gängige Dämmungen eingesetzt. Vorteil: zum Teil kann mit nachwachsenden Rohstoffen produziert werden; Nachteile: hoher Energieaufwand bei Herstellung, nicht kompostierbar, bei Verbrennung entstehen Toxine und u. U. FCKW.

Resolhartschaum

Er weist im Vergleich zu herkömmlichen Dämmstoffen einen wesentlich besseren Dämmwert auf. Die Platten werden vor allem dort verwendet, wo enge Platzverhältnisse gegeben sind und trotzdem eine gute Dämmwirkung erreicht werden soll. Resolhartschaum besteht aus Bakelit

Schafwolle

Wolle ist ein ökologisches Dämmmaterial mit relativ kleinem Markt in Österreich. Die Wolle wird gewaschen und zu Matten oder Filz verarbeitet, sowie für die Füllung bei Leichtbaukonstruktionen oder auch zwischen den Balken bei Dächern eingesetzt. Schafwolle hat viele Vorteile: Sie ist von Natur aus brandhemmend, fäulnisresistent, hat sehr gute Dämmeigenschaften und ist langlebig. Dazu hat sie eine hohe Diffusionsfähigkeit und ist damit sehr atmungsaktiv. Dazu noch hygroskopisch und dauerhaft formstabil. Außerdem ist reine Schafwolle teilweise deponiefähig und wiederverwendbar. Schafwolldämmung wird in Österreich nicht aus Massentierhaltung gewonnen, sondern es werden regionale Schafschurwollen verwendet, die von der Industrie ausgesondert werden, da sie den vorgegebenen Farbvorgaben nicht standhalten. Dem gegenüber stehen recht wenige Nachteile. Allen voran der vergleichsweise hohe Preis, der Zusatz von Mottenschutzmitteln bei einigen Herstellern (auf biozidfreie Produkte achten!) sowie die teilweise langen Transportwege, wenn der Schafwolldämmstoff nicht aus Österreich kommt.

Schaumglas

Das Schaumglas ist ein aus aufgeschäumten Silikaten hergestelltes, geschlossenzelliges dampf- und wasserdichtes, unbrennbares Material. Es wird zu Blöcken geformt und dann in Platten geschnitten. Schaumglas ist der perfekte Ersatz für Polystyrol im Außenbereich und wird für Flachdach- und Perimeterdämmungen eingesetzt. Zwar ist die Herstellung sehr energieaufwendig, doch sind die Rohstoffe nahezu unbegrenzt verfügbar, die Transportwege sind kurz und das Material als Bauschutt deponierbar, teilweise auch recyclebar.

Steinwolle

Steinwolle zählt zur Mineralwolle, ist diffusionsoffen, unbrenn- und unverottbar. Sie kann keine Feuchtigkeit aufnehmen. Für eine Dämmung aus Steinwolle werden verschiedene Steine geschmolzen, zu einem Gespinst geschleudert und mit wenig Kunstharz gebunden. Es ist für alle gängigen Dämmungen geeignet. Vorteile der Steinwolle: der Rohstoff ist in großer Menge vorhanden und deponiefähig; Nachteile: begrenzt recycle- und nicht kompostierbar, energieintensive Herstellung, Entstehung von Faserstäuben.

Stroh

Das organische Dämmmaterial wird meist zu Platten gepresst und beidseitig mit Spezialpapier beklebt. Es ist leicht brennbar und weist keine bedeutenden Wärmedämmeigenschaften auf. Es ist kompostier- und wiederverwendbar und wird häufig gemeinsam mit Lehm verarbeitet.

XPS (Extruderschaum, Extrudierter Polystyrol-Hartschaum)

Der pastellfärbige Dämmstoff ist besonders feuchte- und druckstabil und zählt ebenfalls zu den synthetischen Dämmstoffen (Styropor). Deswegen werden die Platten bei Anwendungen eingesetzt, bei denen Wasser- und Druckbelastung eine große Rolle spielen: zur Dämmung von Kelleraußenwänden, Flachdächern oder unter der Bodenplatte. Im Gegensatz zu EPS ist XPS geschlossenzellig, was eine bessere Feuchteresistenz zur Folge hat.

Zellulose

Das geschredderte Altpapier wird mit brandhemmender Borsäure und Borax versetzt, zu Platten gepresst. In Flockenform dient sie zur Hohlraumfüllung bzw. zur Aufsprühung auf senkrechte Flächen. Zellulose ist ein Recyclingrohstoff, sie ist wiederverwendbar und deponiefähig. Nachteile: nicht kompostierbar, bei der Verarbeitung können Feinstäube freigesetzt werden.

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Datum: 05.11.2021
Kompetenz: Fassade und Dämmung

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