v.l.n.r.: Matej Vukmanic (Geschäftsführer Marles), Architekt Werner Sobek (Gesellschafter aktivhaus), Stephanie Fiederer (Geschäftsführerin aktivhaus), Erich Benischek (Eigentümer Blaue Lagune). © Blaue Lagune/Bill Lorenz 2017

Modulares und serielles Bauen: Blaue Lagune zeigt neues aktivhaus

Kostengünstige Leichtbauweise, geringer Materialeinsatz, maximal recyclingfähig – und sehr schnell auf-, um- oder abgebaut: Architekt Werner Sobek stellte gestern in der Blauen Lagune sein „aktivhaus“ vor. Erich Benischek, „Hausherr“ des Ausstellungsparks, der in die Entwicklung eingebunden war, sprach vor Journalisten von einem Meilenstein der Modultechnik, der das Thema Housing nachhaltig beeinflussen dürfte. Interessierte können ab sofort das Modell 702 vor Ort besichtigen.

Das neue, auf industrieller Serienproduktion basierende Modulbaukonzept auf Holzbasis wurde vom international renommierten Architekten (im Bild: zweiter von links) gemeinsam mit Unternehmer Klaus Fischer von der Fischer Unternehmensgruppe entwickelt. Sobek will damit „menschengerechten, ökologisch und ökonomisch verträglichen Wohnraum für jene, die sich nicht mehr leisten wollen oder können“, schaffen, wie er im Rahmen der Eröffnung in der Blauen Lagune betonte.

60 Prozent des weltweiten Massenmüllaufkommens seien ihm zufolge auf den Baubereich zurückzuführen. Mit dem leichten, einfach zu komponierenden und dekomponierenden Haussystem, das eine hochgradig spezialisierte Fertigung voraussetzt, könne hier gegengesteuert werden. Weiterer Vorteil? Neben der Umwelt werde – Lean Production macht´s möglich – die Brieftasche geschont.

Temporär oder für ein Hausleben lang: Auf der grünen Wiese – oder aber am Dach

Angesprochen soll ein breiter Kundenkreis werden: Single-Haushalte, Vertreter der älteren Generationen, die auf bedürfnisgerechte Wohneinheiten setzen, Bauträger für den Wohn und Gewerbebereich; aber auch Kommunen, die für schnelle Wohnraumbeschaffung – Stichwort: Flüchtlingskrise – zu sorgen hätten, betont Sobek.

Umgesetztes Beispiel für den Wohnbau: die aktivhaus-Siedlung Winnenden. © Zooey Braun

Das Beispiel Winnenden, wo letzten Herbst 200 Flüchtlinge in eine aktivhaus-Siedlung einzogen sind, würde dem Architekten zufolge bereits Schule machen. Auch die Cities will er erobern. Mit einem Grundausstattungs-Rohgewicht von rund 15 Tonnen pro Modul (60 Quadratmeter) ließen sich etwa Dachlandschaften, die bis dato für den Wohnbau brachgelegen wären, sofort erschließen.

Individueller Baukasten

Bestellt wird aus einem Katalog – ähnlich wie man es vom Autokauf her kennt. Die Serie 700 könne dann nach den jeweiligen Bedürfnissen aufgewertet werden, erzählt der Mastermind. Materialien, Oberflächen und Farben ließen sich je nach Geschmack individuell zusammenstellen. Möglich seien weitere Nutzungs-Updates am Dach. Etwa in Form einer Dachterrasse, aber auch mit Begrünungs- oder Photovoltaik-Lösungen. Das System sei sehr stark auf nachhaltige Energieversorgung ausgelegt, so Sobek.

aktivhaus 702 in der Blauen Lagune: Flexibles Modulbausystem für unterschiedlichste Einsatzbereiche. © Blaue Lagune/Bill Lorenz 2017

Neben der 700er-Reihe, die in der Grundausstattung auf einen Nettopreis von 1.350 Euro pro Quadratmeter kommt, gibt es das aktivhaus auch in einer 800er- und 900er-Variante, die zusätzlichen Komfort und Luxus ins Haus bringen. Allen Typen gleich sind die standardisierte Breite von 4,40 Metern, die Stapelbarkeit, kurze Produktions- und Montagezeiten.

Module zum Stapeln

Bis zu vier Modelle können über Steckverbindungen im Legobaukastensystem problemlos übereinander geschichtet werden, sagt der Entwickler. Der Länge aber auch der Breite nach. Stiegen oder Liftsysteme würden an den Außenseiten hochgezogen. „Über ein Schraubfundament lässt sich das aktivhaus innerhalb von Minuten fixieren. In einem halben Tag kann das per Lkw zugestellte Haus auf die grüne Wiese gestellt und bezogen werden.“

Vorabtest im Werk – bei jedem Haus

Alle Modelle der Serie 700 werden werkseitig komplett vorgefertigt und so aufgebaut, dass sie später einmal vollständig und sortenrein in ihre Ausgangsmaterialien zerlegt werden können. „Neu und wirklich einzigartig ist, dass jedes der in zwölf Wochen nach Wunsch zusammengebauten Häuser vor Auslieferung auf Herz und Nieren getestet wird“, informiert Sobek. Ist die Checklist abgearbeitet – und gibt es seitens der Hersteller grünes Licht, werde zugestellt.

Hinter dem Modulsystem steht die AH Aktiv-Haus GmbH mit Sitz in Stuttgart. Als Produzent und Vertriebspartner für Österreich konnte die Marles Fertighaus GmbH gewonnen werden. Letzterer war beim gestrigen Opening durch Geschäftsführer Matej Vukmanic (im Bild: erster von links) vertreten.

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Datum: 28.03.2017

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