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Ein Haus mit langfristigem Wert

In einer einstigen Brache der Bregenzer Klostergasse haben sich Bernardo Bader Architekten ein neues Zuhause errichtet. Ein dunkler Monolith mit großzügigen Öffnungen zeigt eine klare Formensprache. Wie aus einem Guss bestimmt das Material Beton die Gebäudehülle und den Innenraum, dabei werden die massiven Betondecken durch Bauteilaktivierung zum Heizen und Kühlen des Hauses genutzt und verbinden somit die hohen Ansprüche an die Ästhetik mit jenen der Nachhaltigkeit. Ein klares Statement auf höchstem Niveau.

„Über fünfzehn Jahre lang habe ich und mein Team in einer alten Werkstätte in Dornbirn gearbeitet. Der Arbeitsraum war begrenzt und ein Umzug in ein größeres Büro stand an“, erklärt Bernardo Bader. Eine kleine, verwahrloste Parzelle mit einer nicht mehr betriebenen Trafostation südlich des Bregenzer Hauptbahnhofes wurde durch Zufall vom Architekten entdeckt und erworben.

Selbstbewusst behauptet sich der viergeschoßige Neubau und bildet einen markanten Kontrast zum gegebenen Kontext der überproportionalen Büro- und Wohnbauten aus den sechziger und siebziger Jahren.

Maximale Flexibilität

„Entstanden ist, was Platz hatte“, informiert der Architekt. Vier übereinander gestapelte Geschoße mit exakt gleicher Raumeinteilung in den einzelnen Ebenen bieten die maximale Flexibilität in der Nutzbarkeit. „Das wird dem Haus langfristigen Wert geben“, so Bernardo Bader. Großformatige, raumhohe, fix verglaste Fenster, deren Positionierung sich aus der inneren Nutzung und äußeren Gestaltung ergeben, gliedern die strenge Geometrie des Baukörpers und ermöglichen gezielte Ausblicke sowie unterschiedliche Sonneneinstrahlung. Im Untergeschoß befindet sich die Modellbauwerkstatt der Architekten, im Erd- und Obergeschoß die Büroräume für maximal 25 Personen. Die zweite und dritte Ebene wird für Mietwohnungen genutzt. Die Erschließung erfolgt über eine gewendelte Treppe und einen Aufzug im Eingangsbereich.

Alles Beton

Das gesamte Gebäude ist eine einheitliche Betonkonstruktion, Fassaden, Dach, Decken, Wände und Fußböden sind aus dunkel gefärbtem, mit Eisenoxid schwarz pigmentiertem Beton. Die entstandene, anthrazitfarbene Nuance verleiht dem Baukörper mehr Plastizität, eine besondere Ästhetik und eine aparte Atmosphäre. Der Rohbau wurde gesamt in Ortbeton geschoßweise ausgeführt. Zur Gliederung der Fassade kamen für die Schalung 45 cm schmale und geschoßhohe Schalttafeln zum Einsatz, die auf großformatige Rahmenschalungselemente des Systemherstellers montiert wurden. Dabei hat man die Ankerlöcher exakt in der Mitte der Schaltafeln positioniert. Dieselbe Schalungsstruktur ist auch an den Deckenunterseiten und den tragenden Innenwänden ersichtlich. Eine besondere Herausforderung stellte die Schalung der skulpturalen Treppe dar, deren Planung auf die beengten Platzverhältnisse zurückzuführen ist. Die Schalung wurde aus abgerundeten Kanthölzern und Brettern gezimmert und geschoßweise nach oben versetzt. Die Schalungsbretter an der Unterseite des Treppenlaufs wurden einzeln von Hand aus schmalen, sägerauen Holzlatten keilförmig zugeschnitten. Die Fußböden aus dunklem Sichtestrich vervollständigen das einheitliche Gesamtbild von Wand und Decke. Allein die Gebäudehülle ist im Innenraum mit sägerauen, weiß gekalkten Fichtenholzbrettern verkleidet. Dahinter befinden sich schlanke Stahlbetonstützen aus Fertigbeton und die Innendämmung. Möbeleinbauten aus rohem Stahl ergänzen das Spektrum der Oberflächenstrukturen und deren Haptik. Mit Disziplin ist es dabei den Architekten gelungen, die Schönheit der reduziert angewendeten Materialien zum Ausdruck zu bringen.

Nachhaltiges Energiekonzept

Es war naheliegend und sinnvoll, die Speichermasse des Betons zum Heizen und Kühlen des Gebäudes zu verwenden und so ein optimales Raumklima zu schaffen. Alle Decken sind bauteilaktiviert, damit sparten sich die Architekten auch die Notwendigkeit Heizkörper oder Kühldecken im Haus zu installieren. Drei Erdsonden wurden für die Nutzung der Geothermie etwa 70 Meter in die Tiefe gebohrt. Ein Wärmetauscher gewinnt aus dem Temperaturunterschied die Energie zur Bauteilaktivierung, mittels Wärmepumpe wird temperierte Sole in die Verrohrungen der Decken geleitet. Ein etwaiger temporärer Ausfall der Erdsonden könnte durch Strom überbrückt werden. Mittels eines kontrollierten Be- und Entlüftungssystem wird die Grundbelüftung der Räume gesichert. Zusätzliche Frischluft gelangt über schmale, manuell bedienbare Lüftungsklappen neben den Fenstern ins Haus. Zwei Wohnungen lassen sich mit je einem großen Schiebefenster nach außen öffnen, bei der dritten Wohnung übernimmt diese Funktion eine eingerückte Loggia auf der Stirnseite des Baus. „Stimmungsvoll bis ins Detail und von anregender Radikalität fasziniert uns der Bau nachhaltig“, bekräftigt Bernardo Bader. „All das soll unser architektonisches Denken veranschaulichen und dem Gebäude ein Wesen geben.“

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Datum: 13.07.2021

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