Ethouse Award 2024: Die neuen Sanierkaiser stehen fest
Bereits zum 12. Mal wurde heuer der ETHOUSE Award für herausragende Sanierungsprojekte vergeben. Energieeffizienz, Klimaschutz, Sanierkunst und verdichtete Architekturqualität: Die Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme (QG WDS) wurde wieder fündig.
Bereits seit 2008 wird der vom Interessensverband der heimischen Wärmedämmverbundsystem-Industrie ausgelobte inzwischen traditionelle Award vergeben. Der Preis würdigt Sanierungen, die das Thema Energieeffizienz ganzheitlich umsetzen und dabei auch architektonisch Impulse setzen. Die Auszeichnung geht sowohl an Architekten als auch an WDVS-verarbeitende Betriebe.
Ausgezeichnet wurden die Gestalterinnen und Gestalter sowie die WDVS-verarbeitenden Betriebe für ihre hervorragende Leistungen hin zu einem energieeffizienten Gebäudebestand. Der Preis wurde im feierlichen Rahmen in TU the Sky an die Sieger:innen übergeben und war mit einem Preisgeld von 12.000,- Euro dotiert. Die Siegerprojekte sind von West- nach Ostösterreich lokalisiert – ein öffentliches Mehrwert-Zentrum in Oberösterreich, ein Pfarrhaus mit kultureller Nutzung in Niederösterreich und zwei Wohnhausanlagen in Wien. Die lobende Erwähnung ging an ein Mutter-Kind-Haus der Caritas in Vorarlberg. Die energieeffizienten Gebäudesanierungen schaffen eine Reduktion des Heizwärmebedarfs bis über 80 % nach der Sanierung. Die gekürten Objekte stehen auch für Wärmeschutz mit ästhetischer Qualität und zeichnen sich u. a. durch einen sozialen Mehrwert und einen behutsamen Umgang mit dem Altbestand aus. Hier die Sieger in den jeweiligen Kategorien im Detail:
Favorite Spring, Quellenstraße, Wien
Was die Jury sagt: „Eine meisterliche strategische sowie technische Umsetzung ist gelungen.“
Das denkmalgeschützte Areal aus 1912 im 12. Wiener Gemeindebezirk erhielt durch die Sanierung ihr historisches Erscheinungsbild zurück: Zierteile wurden instandgesetzt, optische Missstände wurden beseitigt und die Farbgebung angepasst. Thermisch wurde das Haus optimiert und ans Fernwärmenetz angeschlossen. Ein Dachgeschossausbau schaffte 26 leistbare Wohnungen mit Freiflächen. Für ein verbessertes Wohnkomfort wurden Wohnungen erweitert, Aufzüge und ein barrierefreier Zugang errichtet, dafür wurde auch das Hofniveau abgesenkt. Um die Lichtverhältnisse in den Innenhöfen zu verbessern, wurde auch je Quertrakt ein Geschoss abgetragen. Dort befinden sich nun Gemeinschaftsterrassen und weitere neue gemeinschaftlich genutzte Flächen, die den Bewohner:innen heute zur Verfügung stehen. Die GSD bewies eine achtsame Revitalisierung des denkmalgeschützten Quartiers.
Johann-Hoffmann-Platz 10-15, 1120 Wien
Was die Jury sagt: „Diese Quartiers-Sanierung beweist den erfolgreichen Umgang mit den Anforderungen des Denkmalschutzes und Berücksichtigung der historischen Bedeutung."
Die Jury verweist auch auf die Aufwertung des Bestandes durch gezielte Gestaltungsmaßnahmen und eine technisch anspruchsvolle Modernisierung. Ebenso zählt die soziale Komponente: Die Interessen von Mieterinneren und Mietern wurden erhoben und berücksichtigt. So finden sich nun Gemeinschaftsterrassen und weitere neue gemeinschaftlich genutzte Flächen. Der Heizwärmebedarf wurde von 179,46 kWh/m2a auf 33,25 kWh/m2a reduziert, was eine 81,5-prozentige Verbesserung ergibt. „Wir haben viele kleine Maßnahmen gesetzt – mit großer Wirkung. Es geht!“ GSD-Geschäftsführer Werner Rebernig und Team holen sich mit der diesjährigen Auszeichnung zum 5. Mal die ETHOUSE Trophäe ins Haus.
Gemeindeamt Sipbachzell, Oberösterreich
Was die Jury sagt: „Die öffentliche Hand hat Vorbildwirkung, was mit diesem Projekt zu hundert Prozent gelungen ist: flächenschonender Umgang durch intensive und vielfältige Nutzung.“
Das Gebäude aus den 1950er Jahren war ursprünglich als Gemeindeamt und Feuerwehrdepot geplant. 2016 erfolgte der Einbau einer Arztpraxis in der ehemaligen Feuerwehrgarage. Flächenschonender Umgang stand über der mehrstufigen Sanierung von mia2/ARCHITEKTUR. Sie wurde bei laufendem Betrieb des Gemeindeamts sowie der Arztpraxis durchgeführt. Die Grundlagen der thermischen Sanierung waren die Nutzung der bestehenden Struktur, der Einsatz ökologischer Materialen und die thermische Aufwertung der gesamten Gebäudehülle. Außerdem wurde der Proberaum des Musikvereins vergrößert, ein Holz-Kuppeldach erstellt, eine technische Optimierung und barrierefreie Erschließung umgesetzt.
Pfarrheim Maria Laach am Jauerling
Was die Jury sagt: „Es ist ein kleines aber auch komplexes Projekt, bei dem neben den Anliegen des Denkmalamtes, auch die Bedürfnisse der unterschiedlichen Nutzer:innengruppen berücksichtigt worden sind.“
Der bestehende Stadl aus dem Jahr 1890 der Pfarre Maria Laach blieb im Zuge der Sanierung mit seinen typischen Merkmalen erhalten. AH3 Architekten verstand es klug, die räumlich begrenzten Möglichkeiten zu nutzen: Es wurde im Stadel ein Gebäude errichtet. Ein Bühnenzubau sowie die energetische Optimierung machen das Gebäude heute zu einem angenehmen kulturellen und gesellschaftlichen Veranstaltungsort der Region.
Haus St. Michael, Feldkirch in Vorarlberg
Was die Jury sagt: „Hier wurde eine respektvolle Sanierung realisiert: gegenüber der Bewohner:innen und des postmodernen Gebäudebestands in Österreich.“
Der postmoderne Bau aus den 1980ern wird von der Caritas als Mutter und Kind Haus geführt – mit Intensivbetreuung 24 Stunden bis zu Startwohnungen. Im Zuge des Umbaus entstanden zusätzlich vier Wohnungen im Dachgeschoss mit einem Aufenthaltsraum und einer gemeinsamen Loggia. Die oberste Decke und Außenwände wurden neu in Holzbauweise errichtet, in der Ostfassade wurden zusätzliche Fenster eingebaut. Die Architektursprache dieses denkwürdigen Gebäudes wurde in Abstimmung mit dem Gestaltungsbeirat der Stadt Feldkirch und dem Denkmalamt beibehalten. postner/duelli/architekten realisierte eine respektvolle Sanierung: gegenüber der Bewohner:innen und des postmodernen Gebäudebestands in Österreich.