© Scala Matta Modellbau Studio e.U.

Architekturmodell: Abstrakt, dreidimensional, analog

Geht Architektur ohne Modell? Wie Modellbauer arbeiten und ob ihre Werke für die Planungs- und Baubranche obligat sind, haben wir mit einem erfolgreichen Wiener Modellbauer besprochen.

Natürlich, alles beginnt mit dem Plan. Ob Einfamilienhaus, Bürotower oder städtischer Wohnkomplex. Jeder Architekt startet seine Arbeit mehr oder weniger gleich: Ideen, Konzepte und daraus resultierende Entwürfe werden zu Papier gebracht. Dann folgt die virtuelle dreidimensionale Darstellung am Computer, die einen räumlichen Eindruck vermittelt und es vor allem dem Laien einfacher macht, sich das Geplante vorzustellen. Noch anschaulicher und für viele Bauherren und die interessierte Öffentlichkeit unverzichtbar ist aber das Modell. Ein Architekturmodell stellt den Entwurf in den Vordergrund.

Ein Maßstabmodell ist das perfekte Kommunkationswerkzeug zwischen Bauträgern, Maklern und Kunden. Exzellente Detaillierung und hochwertige Materialauswahl vermitteln einen klaren Eindruck des Projektes. Je höher die Qualität und je detaillierter die Ausführung – Pflanzen, Möbel, Menschen –, desto besser das Verständnis für die Planung. © Scala Matta Modellbau Studio e.U.

Die maßstabgetreue räumliche Darstellung eines künftigen Bauprojektes soll den Betrachtern, die ja nicht immer Profis sind und zweidimensionale Entwürfe gut entschlüsseln können, ein realistisches Bild des Gebäudes bieten. Einige Architekten fertigen die Modelle selbst an, viele lagern diese Arbeit an spezielle Büros aus. Wir haben uns mit Yuriy Pryveda unterhalten, der in Wien das Modellbauatelier Scala Matta führt, und ihn über den Beruf des Modellbauers und seine tägliche Arbeit befragt.

4W: Beginnen wir am Anfang. Wie wird man eigentlich Modellbauer?

Yuriy Pryveda: Wie in jedem Beruf muss am Anfang natürlich viel ausprobiert und investiert werden. Zeit, Wissen und Geld. Auch sollte man sich mit den aktuellen technologischen Möglichkeiten auseinandersetzen, um stets die besten Lösungsvorschläge bieten zu können. Der technische Fortschritt wirft jährlich neue Maschinen und Technologien auf den Markt. Mit einer Fräse oder einem 3D-Drucker haut man da niemanden mehr vom Hocker.

4W: Viele in Ihrer Berufsgruppe sind selbst Architekten. Warum entscheidet man sich als Architekt dafür, in den Modellbau zu gehen?

Wie ein Architekturmodell präsentiert wird, hängt von seiner Zielsetzung ab. Bei Scala Matta werden die Modelle immer an einer Grundplatte befestigt, die durch das Anbringen von Firmenlogos, Projektnamen etc. noch einmal eine Verbindung zwischen Projekt und CI des Kunden schafft. Oft werden auch Podeste gewünscht, die das Modell im Raum hervorheben, wenn es länger dort gelagert wird. Die Innenbeleuchtung sorgt für bestimmte Stimmungen. © Scala Matta Modellbau Studio e.U.

YP: Ja, da haben Sie recht, auch ich selbst – wie übrigens die meisten meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – bin gelernter Architekt. Aufstiegschancen und die Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung sind als ein Mitarbeiter in großen Architekturbüros begrenzt. Und da ich immer ein eigenes Unternehmen gründen wollte, habe ich mich nach jahrelanger Arbeit als Architekt schließlich für den Modellbau entschieden. Meine Ausbildung und Berufserfahrung sowie das Verständnis für die künftigen Kundenwünsche und Erwartungen gaben mir die notwendigen Voraussetzungen, erfolgreich in dieser Sparte Fuß zu fassen.

4W: Der Architekt als Modellbauer. Wie viele Ihrer früheren Kollegen geben diesen Bereich eigentlich an externe Büros ab und wie groß ist der Anteil jener, die sich ihre Modelle selbst bauen?

YP: Herkömmliche Architekturbüros haben natürlich die Möglichkeit, simple Modelle, also etwa Arbeitsmodelle aus Schaumstoff, intern selbst zu bauen. Das tun die meisten auch. Für den Planungsprozess reichen oft sogar schon 3D-Programme, die den Großteil der Informationen am Bildschirm zeigen. Sobald aber komplexere Modelle benötigt werden, wird dieser Bereich in vielen Fällen ausgelagert. Viele Büros arbeiten auch mit langjährige Partnerschaften mit einem bestimmten Modellbaustudio.

4W: Wie gestaltet sich ganz generell der Markt der “Modellbauer“ in Österreich? Gibt es ihn? Und wenn ja, wie schaut er aus?

YP: Wir haben hier zwei große Richtungen: Immobilien- und Architekturmodelle. Im Immobilienbereich geht es um die ästhetisch ansprechende Optik, einfach darum, wie die Gebäude später aussehen werden. Bei Architekturmodellen geht es vorwiegend um die konzeptuelle Darstellung des Projektes. Der Markt in Österreich ist grundsätzlich ganz gut aufgestellt.

4W: Schaumstoff, Holz, Kunststoff, Glas. Wie in der großen Version auch gibt es ja eine Fülle an Materialien, aus denen Sie die Modelle bauen. Mit welchen Materialien arbeiten Sie am häufigsten?

YP: Generell richtet sich die Materialauswahl natürlich immer nach dem Projekt selbst. Welche Materialien passen zu dem Konzept? Was ist das Ziel des Modells? Welche Stimmung soll vermittelt werden? Für Immobilienmodelle verwenden wir meistens Kunststoff, da es uns eine besonders saubere Bearbeitung ermöglicht. Hier greifen wir, soweit das möglich ist, auch gerne zu authentischen Materialien wie zum Beispiel Holz, um ein möglichst realistisches Abbild zu schaffen. Wir versuchen jedoch eine breite Materialauswahl anzubieten, wie z. B. 3D-Druck, Plastik, Metall, Holz, Acrylglas, Gips, Schaumstoff, Pappe. Architekten haben oft selbst schon eine klare Vorstellung von den einzusetzenden Materialien – da sind wir dann flexibel.

Mehr erfahren? Das ganze Interview zum Nachlesen gibt es hier

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Datum: 15.03.2021

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