Wohnen wird öffentlich
Unter dem Titel "Future Urban Living - Funktionale Reduktion mit maximalem Raumgewinn" lud JP architektur perspektiven zu einer Gesprächsrunde über den Wohnraum der Zukunft.
Moderiert von Wolfgang Pauser diskutierten die ArchitekturexpertInnen Elke Delugan-Meissl, Lilli Hollein, Anna Popelka und Harald Gründl über die künftigen Anforderungen an das städtische Wohnen der Zukunft. In einem Punkt waren sich alle ExpertInnen einig: Die Wohnung der Zukunft wird sich von den tradierten Standards Eingang, Flur, Zimmer verabschieden.
Smart Living ist mehr als Wohnraum
So werde die Verdichtung des Wohnraums kleinere Wohnungen nötig machen, entsprechend des Trends zum "Smart Living", wobei Architektin Elke Delugun-Meissl hervorhob, dass Smart Living mehr ist als verkleinerter Wohnraum wie es derzeit vor allem im sozialen Wohnbau meist der Fall ist. Übereinstimmend mit der Architektin Anna Popelka hob sie auch hervor, dass die Rolle der ArchitektInnen wieder aufgewertet werden muss sowie Bauordnungen und Dergleichen überarbeitet, denn nur so seien neue und innovative Konzepte im Wohnbau umsetzbar. "Will man ein "best-practice-Beispiel" im Wohnbau schaffen, so ist es auch nötig die geltenden Vorschriften neu zu überdenken, besonders im geförderten Wohnbau", so Delugan-Meissl.
Rückzugsort Wohnung
Popelka sieht auch einen Trend zur Verlagerung verschiedener Wohnfunktionen in den öffentlichen und halböffentlichen Raum. Als Beispiel nennt sie den städtischen Lebensstil in Japan, wo die Wohnung nur noch als Rückzugsgebiet und zum Schlafen dient, während sich das soziale Leben hauptsächlich im halböffentlichen Raum abspielt. Für Lilli Hollein, Kuratorin und Direktorin der Vienna Design Week, kann jeder Raum - ob privat oder öffentlich - hochwertig geplant werden. Für sie bedeutet Luxus im Wohnbereich große, exklusive Wohnungen und im öffentlichen Bereich gut durchdachte und gestaltete Flächen, die auch zum Verweilen im öffentlichen Raum einladen sollen.
Hier komme auch der Aspekt der Sicherheit zum tragen, denn fühlt man sich im öffentlichen Raum nicht sicher, zieht man sich in die Wohlfühlzone Wohnung zurück, zeigte sie sich am Podium überzeugt. Der Designer Harald Gründl wies auf ein nötiges Umdenken der Gesellschaft hinsichtlich Bevölkerungswachstum und Migrationsbewegungen hin. So wünscht er sich Minimalstandards für das Wohnen in der Stadt, wobei Leistbarkeit und Vermeidung von Slumbildung im Vordergrund stehen sollen.