Svart: Das erste "energy-positive" Hotel der Welt
Am Fuß des Svartisen Gletschers, direkt über dem norwegischen Polarkreis, entsteht zurzeit ein außergewöhnliches Leuchtturmprojekt. Geplant vom Architekturbüro Snohetta, eröffnet werden soll 2022. Was die Gäste des außergewöhnlichen Kraftwerk-Hotels erwartet.
Der Name leitet sich aus dem Norwegischen ab und bedeutet so viel wie „schwarz“ oder „blau“. Und der Name passt zum Standort des ersten völlig energieautarken Hotels der Welt, am Fuße des in tiefstem Blau schimmernden Svartisen Gletschers, genauer des Berges Almlifjellet am Fjord Holandsfjorden in der Kommune Meloy.
Kjetil Trædal Thorsen, Gründungspartner des norwegisch-amerikanischen Architekturflaggschiffes Snøhetta und seines Zeichens federführend in der Planung des Ausnahmeprojektes, betont die Hommage an das Naturerbe Svartisen, den zweitgrößten Gletscher auf dem norwegischen Festland: „Durch das Bauen in einer solch kostbaren Landschaft sind wir eine Verpflichtung eingegangen. Wir respektieren die Merkmale dieser wertvollen Umgebung und ihrer einzigartigen Flora und Fauna.“
Maritime Architektur
Das Meer lässt sie nicht los, wie es scheint. Nach dem Opernhaus auf einer Osloer Halbinsel und dem ersten unter die Wasseroberfläche ragenden Restaurant der Welt hat Snøhetta nun also ein Powerhouse-Hotel zwischen Gletscher und Nordmeer direkt im Polarkreis konzipiert. Das im Jahr 1989 unter anderem von Kjetil Thorsen und Craig Dykers gegründete Büro für Architektur, Landschaftsgestaltung, Interior und Brand Design mit Zentrale in Oslo und Niederlassungen in New York, San Francisco und Innsbruck, konnte in den vergangenen Jahren viel internationale Aufmerksamkeit erregen und so einige Architekturpreise für seine Werke abräumen. So wurde die Osloer Oper in der Bjørvika-Bucht, die wie eine Eisscholle aus dem Wasser ragt, mit dem Mies van der Rohe Award und dem European Prize for Urban Public Space prämiert. Und „Under“ an Norwegens Südküste, einem an ein Sehrohr erinnernden Betonblock, der imposant fünf Meter ins eisige Wasser abtaucht, ist Europas erstes Unterwasserrestaurant, das nach seiner Eröffnung im Jahr 2019 gleich für mehrere Monate komplett ausgebucht war und inzwischen mehrere Gourmetauszeichnungen für sich verbuchen kann. Doch zurück zum aktuellen Projekt der Norweger: Svart wird von Snøhetta in Zusammenarbeit mit Arctic Adventure of Norway, Asplan Viak und Skanska realisiert. Projekt- und Entwicklungsleiter ist Ivaylo Lefterov von Miris, einem führenden technologieorientierten Immobilienunternehmen, das sich die Nachhaltigkeit auf die Fahnen geheftet hat. Miris hat das Projekt vom lokalen Eigentümer übernommen, der sich für den Ort ein nachhaltiges, funktionierendes Konzept wünschte, dem aber, wie Lefterov es in einem Interview formuliert, „die guten Ideen gefehlt haben“.
Konsequenter Ökozyklus
Architektur, Materialwahl und Design sorgen dafür, dass der jährliche Energieverbrauch von Svart im Vergleich zu einem herkömmlichen, modernen Hotel um circa 85 Prozent reduziert werden konnte. Dazu kommt die Eigenproduktion von Energie durch Photovoltaik, deren Menge den Eigenbedarf sogar übersteigt. Die Nutzung der Sonne scheint auf den ersten Blick nicht die naheliegendste Variante zur Energiegewinnung in einem Land wie Norwegen. Die Architekten haben in zahlreichen Analysen eruiert, wie viel Sonneneinstrahlung im Gebirge tatsächlich nutzbar ist und welchen Ertrag vor allem die langen Sommernächte bringen würden. Gebäudeform und -ausrichtung wurden entsprechend angepasst.