© Lothar Schaack

Kritik an Arbeitszeitregel: Thema verfehlt

Künftig soll bei aktiven Reisezeiten und bei Gleitzeit die Möglichkeit bestehen, die tägliche Höchstarbeitszeit auf zwölf Stunden auszudehnen. Industriellenvereinigung und FMMI sind damit nicht zufrieden.

Die Sozialpartner verhandeln gerade mit den zuständigen Ministerien über ein größeres Arbeitsrechtspaket. Darin soll es unter anderem um die leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche, die Beschränkung von All-in-Verträgen und um Verbesserungen im Lohn- und Sozialdumpinggesetz gehen. Bei aktiven Reisezeiten und bei Gleitzeit soll künftig die Möglichkeit bestehen, die tägliche Höchstarbeitszeit auf zwölf Stunden auszudehnen.

Zwölf-Stunden-Tag möglich

ÖGB-Präsident Erich Foglar: "12 Stunden tägliche Arbeitszeit soll ausschließlich in Gleitzeitmodellen möglich sein, wenn Kollektivverträge oder Betriebsvereinbarungen das zulassen. Ziel der Gewerkschaften dabei sind längere Freizeitblöcke. Selbstverständlich müssen auch weiterhin Überstundenzuschläge ausgezahlt werden. Es geht hier also nicht um längere Arbeitszeiten, sondern um eine andere Verteilung der Arbeitszeit."

...in eingeschränktem Maße

Dass künftig in Teilbereichen 12-Stunden-Regelungen, wenn auch nur in eingeschränktem Maße, möglich sein sollen, erleichtere es Betrieben zumindest teilweise, flexibel reagieren zu können, sagt der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer. "Die Umsetzung einer modernen Arbeitszeitregelung darf aber nicht durch zusätzliche Verknüpfungen erschwert werden", fordert er.

Ziel müsse nach wie vor eine bessere Verteilung der Normalarbeitszeit sein, die weiterhin im Durchschnitt bei 40 Stunden pro Woche liegen soll. "Das Arbeitszeitgesetz muss eine praxisorientierte und betriebsbezogene Arbeitszeitgestaltung und damit einen Mehrwert für alle Beteiligten ermöglichen. Davon profitieren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber gleichermaßen. Die aktuellen Ankündigungen sind ein erster Schritt, dem im Interesse der Wettbewerbsfähigkeit des heimischen Standortes und seiner Arbeitsplätze weitere folgen müssen", betonte Neumayer.

FMMI: "Klare Themenverfehlung"

Der Fachverband der Maschinen und Metallwaren Industrie (FMMI) sieht die aktuelle 12-Stunden-Tag-Diskussion als "klare Themenverfehlung". FMMI-Obmann Christian Knill: "Bei diesem neuen Ansatz der Regierung geht es lediglich um Detailfragen betreffend die Gleitzeit und Reisezeiten. Das ist auch wichtig und musste angegangen werden. Aber auf die große Herausforderung der Unternehmen - nämlich den Umgang mit Konjunktur- und Auftragsschwankungen - gehen diese Regierungsvorschläge überhaupt nicht ein." So brauche es aus Sicht der Maschinen- und Metallwaren Industrie wesentlich dringender mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit, um mit extremen Auftragsschwankungen umgehen zu können.

 

 

 

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Datum: 11.04.2014

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