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Allianz setzt auf Sparte Prozessfinanzierung

In Österreich gibt es einen wachsenden Markt für die Prozessfinanzierung, sagt Lars Jürgen Hansen von der Allianz ProzessFinanz GmbH. Die Tochter des deutschen Versicherungsriesen ist seit Ende 2007 in Österreich tätig.

In Österreich gibt es einen wachsenden Markt für die Prozessfinanzierung, sagt Lars Jürgen Hansen von der Allianz ProzessFinanz GmbH. Die Tochter des deutschen Versicherungsriesen ist seit Ende 2007 in Österreich tätig. Pro Jahr finanziert sie Prozesse um etwa 100 Mio. € (Streitwert); in Österreich sind es im ersten Jahr bereits vier Mio. €. „Das ist ein sehr erfreulicher Start. Wir hoffen auf weiteres Wachstum, sodass wir bis Jahresende vielleicht fünf Millonen Euro erreichen.“ In den nächsten Jahren soll das Volumen zweistellig werden; das gesamte theoretische Marktpotenzial liege wohl bei 50 bis 70 Mio. € in Österreich.

Indivdiuum statt Masse
Grundsätzlich ist die Prozessfinanzierung eine Vertretung gegen Erfolgsbeteiligung. Die Allianz übernimmt also den Fall eines Geschädigten, der die Prozesskosten nicht selbst aufbringen kann oder will. Sie setzt dabei im Gegensatz zu bekannten Branchenvertretern wie Advofin allerdings weniger auf die bekannten Sammelklagen, also die Zusammenfassung größerer Gruppen von Geschädigten, als auf Einzelpersonen. „Wir betrachten alle Fälle immer unabhängig voneinander.“ Hansen tritt vor allem dort in Aktion, wo die Person keine Rechtschutzversicherung hat bzw. das Streitgebiet von Rechtsschutzversicherungen üblicherweise nicht abgedeckt wird, etwa im Gesellschafts- oder Erbrecht. „Die Kunden kommen in 90 Prozent der Fälle über ihren Anwalt zu uns“, sagt Hansen. Damit die Allianz einen Prozess finanziert, sollte der Streitwert bei mindestens 80.000 € liegen (Forderungsvolumen). Weitere Kriterien sind eine ausreichende Bonität des Gegners (der schließlich am Ende, nach gewonnenem Rechtsstreit, auch bezahlen können muss) und „überwiegende Erfolgsaussichten“, sagt Hansen. Andererseits schließt er kein Rechtsgebiet prinzipiell aus.

Derzeit verteilen sich die übernommenen Fälle etwa 50:50 auf Privatpersonen und Unternehmen. Die Allianz finanziert etwa Klagen auf Honoraransprüche (z.B. für Ingenieurleistungen), Klagen von Arztgeschädigten bzw. Unfallopfern, u.ä. Der Bereich der Klagen wegen medizinischer Kunstfehler wird von Hansen als eines von mehreren Schwerpunktgebieten angesehen. „Wir haben hier im Haus unsere Experten, die Fälle genau beurteilen können“, verweist er auf das Know-how des Versicherungsriesen. Auch Masseverwalter sind ein interessantes Feld; und schließlich sorgen die knapper werdenden Kredite wegen der Finanzmarktkrise auch bei Unternehmen für mehr Interesse daran, sich Prozesskosten finanzieren zu lassen, sagt Hansen. Es sind aber auch ausgefallenere Dinge vorgekommen: So waren Klagen von Band-Mitgliedern auf nicht bezahlte Tantiemen und von Künstlern wegen Formatklau für eine TV-Show schon dabei.

Einige Bereiche zeigen in letzter Zeit mehr Kundeninteresse, etwa die Klagen von Geschädigten im Bereich der Finanzprodukte. Die Allianz finanziert derzeit Prozesse mehrerer Anleger, die von den Vermittlern der betreffenden Finanzprodukte nicht über extrem hohe Kick-back-Zahlungen zwischen ihnen und dem Emittenten informiert wurden. Durch die Finanzmarktkrise ist natürlich der Kreis der potenziell Geschädigten in Geldanlagefragen enorm gestiegen. Hansen warnt allerdings: „Die Rechtsprechung hat hier bisher sehr restriktiv geurteilt. Die Finanzmarktkrise ist in dieser Dimension einmalig, daher weiß man noch nicht, wie die Gerichte das handhaben werden.“ Daher werde die Allianz das Gebiet zwar nicht ablehnen, aber auch nicht aktiv forcieren. Ein Thema, das die Branche verstärkt beschäftigen werde, sei es allerdings.
(Quelle: Medianet)

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Datum: 12.08.2009

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