Ukraine
Charakteristika und Besonderheiten der aktuellen ukrainischen Bauwirtschaft sowie die wichtigsten Player im Bereich Developement.
Nachmehreren Jahren stetigen Wachstums betrifft die Immobilien- und Wirtschaftskrise auch die Ukraine. Für das Jahr 2008 konstatiertenVertreter ukrainischer Branchenfirmen einen Rückgang des Wohnungsneubaus um circa 1 Mio. qm auf 9 Mio. qm. Die Käufe von
Neu- und Altbauwohnungen sind nach dem Boom der letzten Jahre stark rückläufig. Halbfertige
Neubauprojekte werden wegen fehlender finanzieller Mittel eingefroren, und das auch
dann, wenn die Wohnungen längst verkauft sind. Die Preise auf dem Sekundärmarkt sind im
Zeitraum Januar bis September 2008 um 5 bis 15% gefallen.
Der Wohnungsbau leidet unter der von der Nationalbank veranlassten Einführung strengerer
Konditionen für Hypothekenkredite. Entsprechende Darlehen sind selbst unter Hochzinsbedingungen
kaum zu erhalten. Firmen der Bau- und Immobilienwirtschaft sind darüber hinaus
von den verschärften Eigenkapitalregelungen bei Kapitalmarkt-Finanzierungen betroffen.
Auch im Gewerbebau häufen sich die Fälle, in denen Projekte zurückgestellt und bereits begonnene
Bauvorhaben gestoppt werden. Solegte etwadie russische Mirax Group im September 2008die Errichtung eines Büro- und Ladenzentrums in Kiew mit insgesamt 46 Etagen und 300.000 qm Nutzfläche für unbestimmte Zeit auf Eis.
Teilbereiche des stark auf den Großraum Kiew konzentrierten Gewerbebaus, so zum Beispiel die
Sparten Hotels und Logistik-Immobilien, blieben bisher (noch)weitgehend vom Abschwung verschont.
Die Investitionen in Einrichtungen der Tourismusindustrie sind in der Ukraine nicht
erst seit der Vergabe der Fußball-EM 2012 stark angezogen. 2005 bis 2007 hatten die Ausgaben
für Hotelneubauten und -modernisierungen mit durchschnittlich 280 Mio. bis 300 Mio. US$ per
annum bereits deutlich über dem Niveau der Vorjahre gelegen. Die Investitionsdynamik müsste
sich in den kommenden Jahren noch verstärken, sollen die staatlichen Ziele für die Euro-2012
erreicht werden. Ob die Euro auch tatsächlich mit Spielstätten in der Ukraine stattfinden kann, steht derzeit aufgrund etlicher Bauverzögerungen bei Stadien und Infrastruktur noch in den Sternen.
Was den öffentlichen Infrastrukturbau anbetrifft, so sollte eigentlich wegen der vielen Vorhaben
im Vorfeld der EM ein Aufschwung programmiert sein. Administrative und rechtliche Probleme,
Kompetenzstreitigkeiten sowie Finanzierungsengpässe lassen indes nur bescheidene
Fortschritte zu. Die Verwirklichung der meisten Großvorhaben steht und fällt mit der Beschaffung
von internationalen Kapitalmitteln. Hier scheint Kiew im Zuge der globalen Finanzmarktkrise
auf erhebliche Schwierigkeiten zu stoßen, auch im Zusammenhang mit der jüngst verschlechterten
Einstufung der Ukraine bei internationalen Rating-Agenturen.
(Quelle: bfai)