Talkrunde in der Blauen Lagune: Raus aus der Komfortzone
Der Wandel als einzig beständige Konstante? Die österreichische Antwort fällt hier meist zweischneidig aus: Wohin in der Immobranche die Reise künftig gehen dürfte, war Gegenstand einer inhaltlich breit gefächerten Diskussionsrunde zu der Hausherr Erich Benischek (rechts im Bild) am 22. November eine illustre Runde in die Blaue Lagune geladen hatte. Rund 40 Gäste lauschten den Experten, die gemeinsam nach Antworten auf Fragen von heute und morgen suchten.
Unter der Regie von Moderatorin Gisela Gary war eine Vierer-Runde angetreten, ein breites Themenspektrum aus ihrem jeweiligem Branchenblickwinkel heraus zu erörtern. Am Podium mit dabei: Ingrid Fitzek-Unterberger - Präsidentin von Salon Real und Kommunikation- und Marketing-Leiterin der Buwog (im Bild: Zweite von rechts), Karin Fuhrmann von der TPA Steuerberatung (Zweite von links), Warimpex-Vorstandsvorsitzender Franz Jurkowitsch (Erster von links) und Kallco-Geschäftsführer Winfried Kallinger (Bildmitte).
Rechtliche Unbeweglichkeit, architektonische Kurzsichtigkeit
Ein Teil der Debatte in der Blauen Lagune drehte sich um die fortbestehende – typisch österreichische – rechtliche Unbeweglichkeit, mit der Branchenplayer weiter zu kämpfen hätten. Beim Talk am Tapet: die Fragen über Sinn und Unsinn der auf dem föderalistischen Prinzip basierenden Bauordnung, das einzementierte Mietrecht oder die nun weiterhin bestehenbleibende Zweckentfremdung der Wohnbauförderung.
Die Vier widmeten sich darüber hinaus Fragen der architektonischen Globalisierung und des fortschreitenden gesellschaftlichen Wandels. So wurde andiskutiert, den sich verändernden Wohngewohnheiten mit neu durchmischten, ästhetischen Konzepten zu begegnen. So wäre etwa der Bau von Kleinsteinheiten, die hauptsächlich den Vorsorgemarkt ankurbelten, die falsche Antwort auf den steigenden Bedarf an leistbaren Single-Wohnungen. Eine Entwicklung, die dem Podium zufolge einerseits zur Verarmung der Architektur führe und andererseits Wohnformen auf Basis des heutigen Bedarfs einbetonieren würde – ohne Rücksicht auf mögliche Nachnutzungsmöglichkeiten.
Alternative Konzepte – etwa geförderte partizipative Wohnformen – wurden hingegen ausgelobt. Internationale Trends wie Coworking oder Coliving seien aber noch weitgehend unterm Radar und würden erst langsam salonfähig, wie die Experten befanden.
Differenzierte Analyse
In puncto Immobilienkreditfinanzierung ortete man am Podium trotz Basel III und IV keine großen Probleme. Das Thema Crowdfunding wurde als noch nicht wirklich branchenrelevant bezeichnet, der Bereich der Digitalisierung hingegen schon. Zukunft hätten ihrer Meinung nach schnelle Immo-Online-Plattformen und entsprechende Verwaltungs-Tools.
Fazit des Abends: Die Branche ist hoch motiviert – und das trotz rechtlichem Gegenwind. Der Aufbau nachhaltiger (Service-)Konzepte schreite laut Experterunde voran, der Level solle aber weiter angehoben werden. Dem stimmte auch das Gros des Publikums zu. Unter den Gästen: u.a. Martin Sabelko (HOI Group), Markus Werner (Werner Consult), Christian Steininger (Vasko & Partner), Reinhard Waltenberger (S Immo AG), Ottokar Benesch (Esterházy Betriebe), Frank Brün (Phorus Management), Eva Haas und Peter Friedrich Berchtold (beide Buwog Group) und Andrea Hollander (ÖSW).