Bosporus-Boom: Istanbuls Gewerbefläche platzt aus den Nähten
Istanbul rangiert in den Expansions-Hitparaden nach wie vor im Spitzenfeld. Ein bitterer Wermutstropfen: Die Bürofläche geht zur Neige. 2007 wurden lediglich 50.000 m² neue Bürofläche geschaffen. Das Ergebnis: ins Uferlose steigende Mieten und Stadtflucht.
22 Euro pro Quadratmeter - diese satte Summe lassen sich die glücklichen Besitzer von Gewerbeimmobilien im europäischen Teil der türkischen Trend-Metropole ihre mit weiser Voraussicht errichtete Bürofläche kosten. Etwas gemäßigter, aber dennoch üppig - die 13 Euro im arabischen Teil. Das sind bis zu 40 Prozent Erhöhung im Vergleich zu 2005. Und unternehmen können sich noch glücklich schätzen, diesen Preis bezahlen zu dürfen, denn in der Innenstadt der Bosporus-City ist Nutzfläche seltener als guter arabischer Heavy Metal. Die Leerstandsquote hat sich 2008 im Vergleich zum Vorjahr auf 4,9 Prozent nahezu halbiert.
Dabei geht die von Nordamerika ausgehende Krise des Immobilien- und Finanzsektors auch an der Türkei nicht vorüber. Die Entwicklung der Bautätigkeit in der Türkei hatte sich schon im 2. Halbjahr 2007 deutlich verlangsamt. Für das Gesamtjahr war daher nur eine reale Zunahme von 5,0% zu verzeichnen - nach 18,2% 2006. Der nominale Produktionswert der Branche stieg von umgerechnet 40,2 Mrd. Euro auf 48,4 Mrd. Euro. Ein Detail am Rande: Der Bausektor trug 2007 rund 5% zum BIP der Türkei bei. Die Bauinvestitionen stellten damit knapp die Hälfte (46,8%) der gesamten Investitionen des Landes. Etwa 60% entfielen auf den Wohnungsbau, 20% auf andere Gebäude und weitere 20% auf Infrastrukturprojekte (Quelle: bfai.de).
Der Investitionsbedarf für den Ausbau industrieller Kapazitäten ist aber auch 2008 unverändert hoch. Daher bestehen mittelfristig wieder deutlich bessere Wachstumsaussichten. Viele Unternehmen sehen zur Zeit aber keinen anderen Ausweg, als Standort-Pläne in zentraler Lage aufzugeben und in die nähere Umgebung der pulsierenden Weltstadt auszuweichen. Wo natürlich die Mieten ebenfalls unaufhaltsam im Steigen begriffen sind, die Infrastruktur aber bei weitem nicht so entwickelt ist.
Ein Teufelskreis, den Unternehmen mit ehrgeizigen Bauplänen durchbrechen wollen. Die türkische Tochter des Immobilienberaters DTZ beispielsweise soll bis 2010 mit fünf Großprojekten insgesamt 180.000 Quadratmeter jungfräuliche Bürofläche generieren.