Starker Druck auf dem Wiener Wohnungsmarkt
Wien wächst rasant weiter, im letzten Jahr zogen rund 28.000 Menschen in die Bundeshauptstadt. Damit steigt die Misere auf den Wohnungsmarkt, wie auch der erste Wiener Wohnungsmarktbericht für das Jahr 2017, der heute von der Buwog und EHL im Architekturzentrum Wien präsentiert wurde, belegt. Fazit: der Nachfrageüberhang wird nicht gedeckt. Das hat steigende Mieten und Kaufpreise zu Folge.
Für die Alt- und Neuwiener wurden im letzten Jahr nur rund 7.500 Wohnungen fertiggestellt. Aber schon heuer wären rund 15.000 notwendig, um mit dem steigenden Wachstum mithalten, wie die Autoren verdeutlichten. Dem Markt würden aber nur rund 8.000 zur Verfügung gestellt. Die Mietpreise, die 2016 im mittleren Marktsegment um 1,2 Prozent gestiegen sind, dürften somit weiter anziehen. Wer in der Lage ist zu kaufen, darf mit einem noch kräftigeren Preisplus rechnen. Im Vergleich: Schon im letzten Jahr sind im Vergleich zu 2015 um 2,75 bis 3,75 Prozent mehr verlangt worden, wie der Bericht zeigt.
Steigende Preise, kleinere Wohnungen, Qualität in Gefahr
Die Angebotslücke sei zwar kleiner als 2016 und im Rekord-Zuzugsjahr 2015, "aber dennoch wächst der Fehlbestand an Wohnungen weiter“, erklärt Sandra Bauernfeind, Geschäftsführerin von EHL Immobilien Management (im Bild: zweite von rechts). Steigt der Preis, wird zwangsläufig die Quadratmeterzahl reduziert. „Die durchschnittliche Größe neuer Wohnungen ist auch 2016 gesunken und auch für 2017 und darüber hinaus rechne ich mit einem ähnlichen Trend“, sagt Bauernfeind. „Einzimmerwohnungen sind heute 30 Quadratmeter groß, vor vier bis fünf Jahren waren es noch bis zu 40 Quadratmeter.“ Aber auch Zweizimmerwohnungen unter 40 Quadratmeter seinen keine Seltenheit mehr.
Auch Michael Ehlmaier, Geschäftsführender Gesellschafter von EHL Immobilien (erster von links), blickt skeptisch nach vorn. „Einige Zeit konnten die geringeren Größen durch bessere Wohnungsplanung ausgeglichen werden, aber mittlerweile sind die Wohnungsgrundrisse so effizient, dass jede Verkleinerung einen Abstrich bei der Wohnqualität bedeuten muss.“ Darüber hinaus sei es wichtig, dass sehr kleine Wohnungen so geplant werden, dass sie relativ leicht zusammengelegt werden können. „Irgendwann wird der Größentrend auch wieder in die andere Richtung gehen und wer das nicht bereits jetzt berücksichtigt, könnte in einigen Jahren auf nicht mehr marktgerechten Wohnungen sitzenbleiben.“
Baulandmobilisierung: Regierung am Zug
Andreas Holler, Geschäftsführer der Buwog Development Österreich (zweiter von links), sieht ein anderes Problem immer größer werden. „Wir könnten im mittleren Preisbereich Tausende neue Wohnungen verkaufen oder vermieten, aber wir können sie nicht bauen, weil es schlicht zu wenig verfügbare Grundstücke zu vertretbaren Preisen gibt.“
Daniel Riedl, CEO der Buwog Group (erster von rechts), sieht hier die Regierung am Zug, die er auch gleich an ihre Versprechen in ihrem Regierungsprogramm erinnerte. „Baulandmobilisierung wird ja explizit erwähnt, jetzt kommt es aber darauf an, die Ankündigung rasch und konsequent in die Praxis umzusetzen. Wenn mehr geeignete Grundstücke vorhanden sind, wird die Wohnbaubranche Milliarden investieren und binnen kurzer Zeit sind wir bei einer weit höheren Neubauleistung als heute.“ Großes Potenzial böte auch die im Regierungsprogramm ebenfalls enthaltene Möglichkeit für private und institutionelle Investoren, sich an gemeinnützigen Wohnbauträgern zu beteiligen. „Damit fließt privates Kapital in den Wohnbau und die Beteiligung wettbewerbsorientierter Investoren führt zu höherer Effizienz und letztlich zu günstigeren Preisen“, so Riedl.