Michael Pisecky (Fachgruppenobmann WK Wien), stv. FV-Obmann Reinhold Lexer, FV-Obmann Georg Edlauer, stv. FV-Obmann Gerald Gollenz und Eugen Otto (Otto Immobilien Gruppe) © WKÖ/Leithner

Immobilienpreisspiegel 2017: Moderate Entwicklung

Langsamere Preissteigerungen in allen Segmenten – im Schnitt nahe an der Inflationsrate: Der Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder präsentierte heute vor Journalisten den Immobilienpreisspiegel 2017, der in Kooperation mit ZT datenforum erarbeitet wurde.

Georg Edlauer (im Bild: Dritter von links), Gerald Gollenz (Zweiter von rechts) und Reinhold Lexer (Zweiter von links) lieferten im Rahmen der Pressekonferenz in der Wirtschaftskammer Österreich einen bundesweiten Lagebericht. Michael Pisecky (Erster von links) analysierte Wien, Eugen Otto (Erster von rechts) steuerte als Premiere den Wiener Zinshausbericht bei.

Ihr jüngstes Baby, so Georg Edlauer, Obmann des Fachverbandes der Immobilientreuhänder in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), reflektiere Daten aus 2016, die allesamt auf tatsächlichen Verkaufs- und Mietabschlüssen basieren würden und auch Qualitäts- und Lagekriterien berücksichtigt hätten. Allein 116.000 Kaufverträge seinen in die Analyse eingeflossen, in Summe wurden 10.296 Einzelwerte erfasst. Was über das Zahlenmaterial hinaus auffällt? „Käufer und Mieter werden immer qualitätsbewusster“, so Edlauer.

Der Blick in das Material bestätigt indes den Trend der letzten Jahre: große regionale Unterschiede bei sich weiter verlangsamenden Preissteigerungen. Ausnahmen bestätigen die Regel. „Es werde nicht mehr um jeden Preis gekauft oder gemietet“, sagt der Obmann. Zugeschlagen werde bei Top-Lagen, vor allem wenn die Ausstattungsqualität stimmt.

Entwicklung bei Baugrundstücken

Baugrundstücke für freistehende Einfamilienhäuser kosten im Durchschnitt 238,53 Euro pro Quadratmeter und sind damit im Jahresvergleich um 3,7 Prozent gestiegen. Den höchsten Anstieg wurde mit einem Plus von 7,2 Prozent in Vorarlberg verzeichnet, die geringsten Steigerungsraten meldet der Fachverband für Niederösterreich (Plus 1,8 Prozent).

Trend im Einfamilienhaussegment

Bei Einfamilienhäusern wurde im Bundesschnitt eine Preissteigerung von plus 1,1 Prozent errechnet. Der Quadratmeter Wohnfläche kostete rund 1.795 Euro. Deutlich über diesem Schnitt lag Wien mit plus 4,7 Prozent. Die Steiermark bleibt das günstigste Pflaster (1.194,90 Euro pro Quadratmeter), im Spitzenfeld liegt auch hier Vorarlberg mit 2.587,35 Euro. Keine allzu großen Sprünge machten im Beobachtungszeitraum die Preise von Reihenhäusern: mit einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von gut 1.704 Euro sind sie im Durchschnitt nur um 0,5 Prozent gestiegen.

Entwicklung beim Eigentum

Sehr einheitlich ist die Entwicklung im Bundesländervergleich bei den Eigentumswohnungen (Erstbezug): Im Durchschnitt kostet der Quadratmeter 2.447,50 Euro (plus 0,8 Prozent). Im Bundesländervergleich liegt Wien deutlich an der Spitze, die Entwicklung war aber auch in der Hauptstadt sehr moderat mit einem Plus von 1,2 Prozent. Bei gebrauchten Eigentumswohnungen hat sich der Höhenflug der Preise weiter eingebremst. So stiegen die Preise nur um 1,4 Prozent und die gebrauchte Eigentumswohnung kostet durchschnittlich 1.575,05 Euro pro Quadratmeter. Hier waren in Vorarlberg und Burgenland sogar Rückgänge bemerkbar. Deutliche Zuwächse über dem Bundesdurchschnitt gibt es nur in Wien.

Mieten: Wohnen um durchschnittlich 7,50 Euro netto am Quadratmeter

Mietwohnungen sind im Jahresvergleich um 2,8 Prozent gestiegen. Am niedrigsten waren die Durchschnittsmieten pro Quadratmeter in Kärnten, am höchsten in Wien. Platz zwei belegte in diesem Ranking Vorarlberg und Platz drei geht ex aequo an Salzburg und Tirol. Bei den Landeshauptstädten wohnt man günstig in St. Pölten sowie Klagenfurt.

Wiener Mietmarkt: Nachfragekurve flacht nicht ab

Zahlen und Insights zu seinem „untypischen Markt“ (mit nur rund 20 Prozent Eigentum und rund 80 Prozent Mieten) hatte Wiens Fachgruppenobmann Michael Pisecky parat. Die Bundeshauptstadt sei nach wie von einer steigenden Nachfrage durch den starken Zuzug geprägt, so der Insider. Beliebt bleiben ihm zufolge kleinere Wohnungen bis rund 700 Euro. Jene über 1.500 Euro monatlich wären hingegen nur schwer verwertbar. Im Eigentum seien sowohl Erstbezug als auch gebrauchte Wohnungen gestiegen. Da jedoch mit einer Abflachung der Preise bei Erstbezügen zu rechnen ist, geht Pisecky davon aus, dass sich auch das Preisniveau für gebrauchte Wohnungen auf dem hohen Niveau einpendeln werde.

Büromarkt: keine Verwerfungen

Nur wenig Bewegung gab es am Büroimmobilienmarkt, sagt Fachverbandsobmann-Stellvertreter Reinhold Lexer über den Bereich Gewerbeimmobilien. Dennoch sei insgesamt ein Aufwärtstrend zu beobachten. Im Österreichdurchschnitt sind die Büromieten netto um 2,7 Prozent gestiegen. Gedämpft bleiben die Nettomieten für Geschäftslokale, die im Vergleich zum Vorjahr um 0,9 Prozent gestiegen sind. Preise für Betriebsgrundstücke stiegen im Österreichschnitt um 3,5 Prozent.

Wiener Zinshausmarkt bleibt attraktiv

Von einer aus seiner Sicht erfreulichen Entwicklung sprach auch Eugen Otto, Chef der Wiener Otto Immobilien Gruppe, der die Zahlen zum Ersten Wiener Zinshausbericht präsentierte. Das "attraktive Marktsegment" sei, so sein Bericht, umsatzmäßig weiter auf Rekordkurs und habe im Vorjahr die magische Milliardengrenze klar überschritten. Ausschlaggebend dafür seien einige größere Verkäufe vor allem in der Wiener Innenstadt gewesen, wo im Vorjahr fast ein Viertel des Transaktionsvolumens getätigt wurde, so der Experte.

Edlauer: "Freier Markt als Grundvoraussetzung für leistbares Wohnen"

Einigkeit herrschte am Podium darüber, dass das freie Spiel der Markt- und Preiskräfte im Rahmen einer sozialen Marktwirtschaft zu fördern sei – auch im Sinne einer optimalen Versorgung. Laut Edlauer gebe es vor allem in den Ballungszentren einen Wohnungsengpass. Folglich müsste in jenen Gebieten, wo erhöhte Nachfrage herrsche, Wohnbau gefördert und dieser mit Verve angegangen werden: durch Investitionsanreize, eine erleichterte Grundstücksbeschaffung, durch steuerliche Erleichterungen und eine weitreichende Entbürokratisierung. Ohne private beziehungsweise gewerbliche Investoren sei ein funktionierender Wohnungsmarkt undenkbar, so der Fachverbandsobmann in seiner Analyse.

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Datum: 07.06.2017

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