LifeCycle Tower: Hoch hinaus in Modulbau
Vorgefertigte Module und Holz-Hybrid-Bauteile ermöglichen die Errichtung von Hochhäusern aus Holz in wenigen Tagen. In Dornbirn wurde der Rohbau eines achtstöckigen LifeCycle Towers innerhalb von acht Tagen fertig gestellt.
Bis zu hundert Meter hohe Mehrgeschosser aus Holz mit Fertigteilcharakter – was utopisch klingt, ist bereits Realität. Die Vorarlberger Cree GmbH, zur Rhomberg-Gruppe zugehörig, hat mit einem Hybrid-Bausystem für Hochhäuser, das übergehend aus Holz besteht, den LifeCycle Tower entwickelt. Was 2009 als internationales Forschungsprojekt gemeinsam mit dem Architekten Hermann Kaufmann, dem Ingenieurbüro Arup, dem Holzbauunternehmen Wiehag und der technischen Universität Graz begann, wird im Herbst 2012 Realität. Ein Prototyp des Hochhauses entsteht bereits in Dornbirn, Vorarlberg, und soll im November offiziell seine Pforten öffnen.
Modulare Systembauweise
Der LifeCycle Tower wird in Systembauweise errichtet: viele Module werden bereits vorgefertigt und am Bauplatz montiert. Damit lässt sich laut Cree die Bauzeit um die Hälfte reduzieren. Außerdem seien die Belastung durch Schmutz und Lärm weit geringer als bei konventioneller Bauweise. Die tragenden Elemente des LifeCycle Towers sind nicht beplankt – eine weltweite Innovation, die durch umfangreiche Brandversuche ermöglicht wurde. Die offene Holz-Struktur ist sogar wichtiger Teil des Brandschutzkonzepts. So werden in den offenen Balkenfeldern der Decken etwa Haustechnik und Löschanlagen integriert. Die offene Holzverbund-Rippendecke erschwert im Ernstfall die Branderweiterung, da die einzelnen Holzbalken nicht direkt miteinander verbunden sind. Der Einsatz von Hybrid-Decken, bei denen neben Holz auch Stahlbeton verwendet wird, soll ein Optimum an Lärm- und Brandschutz erzielen.
Um Feuchtigkeits- und Feuereinwirkung von außen auf das Holztragwerk des Systembaus ausschließen zu können, wird das mit dem Grundstück verbundene Geschoss in konventioneller Massivbauweise errichtet. Das Tragwerk besteht aus Holz-Doppelstützen, worüber die Kräfte direkt in die Decke ein – und aus der Decke wieder direkt in das darunter stehende Stützenpaar abgeleitet werden.
Energieeffizient und kostenschonend
Das Baukastensystem und die Serienfertigung reduzieren die Lebenszykluskosten bereits bei der Entstehung, meinen die Projektentwickler. Durch die Bauzeitreduktion stehen die Flächen früher zur Verfügung. Das erhöht die Rendite. Außerdem sei das Hochhaus voll recyclebar und kann sowohl in Passivhaus- Niedrigenergie-, oder Plusenergiestandard gebaut werden. Im Inneren kommen keine tragenden Trennwände zum Einsatz, dadurch kann das Gebäude flexibel genutzt werden und auch die Gestaltung der Fassade sei individuell möglich.
2010 wurde das Projekt der Cree GmbH für den Österreichischen Staatspreis in der Kategorie Forschung & Innovation nominiert. Mag. Michael Zangerl, Leiter Organisation, Marketing & Finanzen, Cree GmbH, ist überzeugt, dass das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) geförderte Beispiel, weltweiten Bedarf gegenüber steht: „Bis 2050 werden voraussichtlich so viele Menschen in Städten wohnen, wie heute insgesamt auf der Erde leben. Ein Umstand, der bereits bestehende Probleme wie hohen Energie- und Ressourcenverbrauch, CO2-und Abfallaufkommen, weiter verschärfen wird.“
Erste Projekte
In Dornbirn in Vorarlberg steht bereits der erste LifeCycle Tower – der LCT ONE – und wird Ende November 2012 feierlich eröffnet. In acht Tagen konnte der Rohbau montiert werden. Der LCT ONE besteht aus acht Stockwerken und hat laut Auskunft der Cree GmbH bereits einige Mieter gefunden. Abgesehen von Cree selbst, werden vor allem Unternehmen in dem Hochhaus beheimatet sein, die sich mit Nachhaltigkeit und Energieeffizienz beschäftigen.
Als erstes Kundenprojekt befindet sich ein Bürogebäude der Vorarlberger Illwerke AG seit Anfang März 2012 in Bau. Das Illwerke Zentrum Montafon (IZM) wird mit seinen rund 10.000 Quadratmetern Geschossfläche zu den größten Bürogebäuden der Welt in Holzbauweise zählen. Die Fertigstellung ist für Sommer 2013 geplant.
Abmessungen:
Länge: beliebig wählbar
Breite: beliebig wählbar
Höhe: bis zu 100 m; bis zu 30 oberirdische Geschosse
Raster:
1,35 m, Deckenspannweite wahlweise 8,10 m oder 9,45 m stützenfrei. Ein System für die Nutzung als Büro, Einzelhandel, Hotel oder Wohnbau. Umnutzung durch flexible Systembauweise möglich.
Materialien:
UGs und EG Stahlbeton, Decke ab 1. OG Holzbetonhybridbauweise, Fassadenstützen Holz, Erschließungskern wahlweise Holz oder Stahlbeton
Energiestandard:
z.B. Plusenergiehaus oder Passivhaus, Stromerzeugung mit Photovoltaik-Fassade, Lüftungsanlage auf Wunsch mit Klimatisierung
Gebäudehülle:
Elementfassade mit erhöhtem Schall- und Wärmeschutz; integrierter Sonnenschutz; wahlweise manuelle Lüftungsflügel für natürliche Belüftung; Oberflächenarchitektur individuell gestaltbar
LCT ONE:
Bauherr: Cree GmbH, Bregenz/Dornbirn
Architekt: Architekten Hermann Kaufmann ZT GmbH, Schwarzach
Baustart: September 2011
Fertigstellung: August 2012
Dimensionen:
Länge: ca. 24m
Breite: ca. 13m
Höhe: ca. 27m
Stockwerke: 8
Geschossfläche: ca. 2.500m² (brutto)
Rauminhalt: ca. 7.500m³ (brutto)