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Marktbericht "Senior Living 2023" - Erstausgabe

Der erste Markt- und Trendbericht „Senior Living Austria 2023+“ liefert interessante Einblicke in die Bevölkerungs- und Marktentwicklung. Was sind die Bedürfnisse der Altersgruppe 65 plus und wie steht es um das regionale Potenzial?

Es ist ein boomender Markt. Seniorenwohnen spielt im Immobilien- und Hotelsegment eine immer wichtigere Rolle. In Österreich ist dieser Zukunftsmarkt gegenüber Deutschland jedoch noch geringer ausgeprägt. Um eine fundierte Einordnung des heimischen Potenzials zu erhalten, beauftragte EPHIC Real Estate das Standort-Beratungsunternehmen RegioPlan Consulting GmbH mit der Studie „Senior Living Austria 2023+“, die im Jahr 2022 in Zusammenarbeit mit der Senior Living-Expertin Samantha Riepl, Geschäftsführerin der SR Immobilien GmbH, und der IIBW – Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen GmbH ausgearbeitet wurde.

Der Bedarf wächst – bis 2050 plus 159 Prozent

Mit Stand 2022 befanden sich in Österreich rund 1,52 Mio. Menschen in der Altersgruppe 65 bis 84 Jahre, je nach Bundesland entsprach das einem Anteil von 15 bis 20 % an der Gesamtbevölkerung. Am meisten Senioren zwischen 65 und 84 Jahren lebten 2022 in Niederösterreich (306.500) und Wien (283.200), am wenigsten Personen dieses Alters gab es im Burgenland und in Vorarlberg. Eine ähnliche Verteilung zeigte sich 2022 bei der Altersgruppe 85 plus. Blickt man ins Jahr 2050, wird für Gesamt-Österreich ein starker Anstieg der 65-84-Jährigen mit +35 % vorhergesehen – am deutlichsten wird dieser in Vorarlberg (+47 %) und Kärnten (+23 %) ausfallen. Für Personen im Alter 85+ wird bis 2050 eine Steigerung um +159 % prognostiziert, wobei mit je über +170 % am meisten Menschen in Tirol, Salzburg und Vorarlberg dieses Alter erreichen werden. Auf Basis der Bevölkerungsentwicklung identifiziert der Trendbericht insbesondere in B- und C-Städten Österreichs Chancen für neue Seniorenwohnprojekte – etwa auch durch die zukünftige Umwidmung von Industrie- und Gewerbeflächen.

Wanderungsverhalten beeinflusst Standortwahl

Im Zuge der Bedarfsanalyse beleuchtet die Studie auch die Ab- und Zuwanderung von Menschen im Alter 60 plus. Im Jahr 2021 wurde die stärkste Zuwanderung von Personen im Seniorenalter nach Niederösterreich verzeichnet, gefolgt vom Burgenland, der Steiermark und Kärnten. Die mit großem Abstand höchste Abwanderung von Senioren wurde in Wien beobachtet, gefolgt von leichtem Wegzug aus den Bundesländern Salzburg und Tirol.

Senioren bleiben länger fit und leben großzügig

Österreichs Ältere leben zumeist in großzügigen Wohnsituationen: Mit 45 % besaß der Großteil der Senioren ab 65 Jahren im Jahr 2020 Hauseigentum, lediglich 10 % lebten in Eigentumswohnungen. Mit 17 % war auch die Hauptmiete gut vertreten. Menschen ab 60 standen im Jahr 2021 zudem durchschnittlich 86 Quadratmeter und drei Zimmer pro Wohneinheit zur Verfügung, wobei am meisten Wohnfläche im Burgenland gefolgt von Niederösterreich erhoben wurde. Dem stehen vergleichsweise geringe Wohnkosten von im Schnitt 328 Euro mtl. gegenüber (Stand 2020). „Der Umzug in ein Seniorenwohnprojekt – die angebotenen Flächen liegen zumeist zwischen 40 und 50 Quadratmeter – stellt für Senioren nicht selten einen Einschnitt dar. Es liegt daher an den Betreiberfirmen für bestmögliche Annehmlichkeiten wie Modernität, Vernetzung, Designorientierung und Individualität der Wohneinheiten zu sorgen“, kommentiert Dr. Klaus Weichselbaum. Als eindeutige Entwicklung erkennt die Studie, dass Senioren in Zukunft fitter, gesünder und digital-affiner sein werden.

Betreutes Wohnen statt Seniorenwohnheim

„Das Credo der heutigen Generation 65+ lautet Selbstbestimmtheit im Alter. In Folge ist etwa mit einem steigenden Bedarf an Betreutem Wohnen, als Gegenmodell zum klassischen Seniorenwohnheim, zu rechnen“, weiß Samantha Riepl, MA, Geschäftsführerin der SR Immobilien GmbH, die an der Erstellung des Trendberichts federführend beteiligt war. Entsprechende Wohnanlagen werden nach ÖNORM CEN/TS 16118 „Betreutes Wohnen für Senioren“ bzw. ÖNORM B 1600 und B 1601 „Planungsgrundlage für Barrierefreies Bauen“ umgesetzt. Als richtungsweisendes Konzept identifiziert die Studie das „Bielefelder Modell“: Barrierefreie Wohnungen werden in allen Stadtteilen an Senioren vermietet, ein sozialer Dienstleister steht rund um die Uhr an Stützpunkten zur Verfügung. Das angebotene Hilfs- und Betreuungsangebot ist von den Bewohnern lediglich im Bedarfsfall zu bezahlen. Ein weiterer Trend liegt im „Active & Assisted Living“ (AAL): Der technische Fortschritt, etwa bei Sturzmeldesystemen, Hilferufanlagen und diversen Meldesystemen, soll künftig einerseits den Erhalt der Autonomie der Senioren fördern, andererseits das Pflegepersonal entlasten.

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Datum: 13.02.2023

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