Mitbestimmt von Grundstück bis Steckdose
In einer der größten innerstädtischen Entwicklungszone Wiens plante einszueins architektur ein besonderes Wohnhaus. Dabei wurde partizipativ vorgegangen. Die Bewohner nahmen schon bei der Planung an allen Entscheidungsprozessen teil.
In einer der größten innerstädtischen Entwicklungszone, am ehemaligen Gelände des Wiener Nordbahnhofs, plante das Architekturbüro einszueins architektur ein besonderes Wohnhaus. Dabei wurde partizipativ vorgegangen. Das bedeutet, die künftigen Bewohner nahmen von Anfang an, an allen Entscheidungsprozessen teil.
Gemeinsam individuell leben
Nachhaltiges Wohnen und Arbeiten, generationsübergreifender Austausch, individuelles Leben in der Gemeinschaft: Das sind die Eckpunkte des Konzepts, mit dem sich der „Verein für Nachhaltiges Leben“ – in Kooperation mit dem Bauträger Schwarzatal – 2010 beim Wettbewerb für einen Bauplatz am Nordbahnhofgelände durchsetzen konnte. Insgesamt 39 Wohneinheiten und 700 Quadratmeter Gemeinschaftsflächen sind in dem neuen Viertel im zweiten Wiener Bezirk entstanden. Das Ergebnis ist ein Bau, der nicht nur auf verschiedene Lebensentwürfe Rücksicht nehmen will, sondern auch das Miteinander fördern soll.
Gemeinschaftsflächen von Sauna bis Werkstatt
Aus den Grundsätzen des Vereins ergaben sich die wesentlichen Anforderungen an Planung und Entwurf. Neben Energieeffizienz – das Gebäude erreicht annähernd Passivhausstandard – war dies vor allem das Schaffen von Gemeinschaftsräumen. "Wir haben Treffen veranstaltet, zahlreiche Mails ausgetauscht und Fragebögen erstellt, um die Wünsche der Bewohner zu sammeln und Gemeinsamkeiten zu finden", erklärt Markus Zilker, einszueins architektur den Planungsprozess. So entstanden am Dach ein Saunabereich, in den unteren Geschoßen eine Gemeinschaftsküche, Werkstätten sowie Räume für Kinder und Jugendliche. Die Wohnungen selbst wurden individuell in Absprache mit den einzelnen Parteien entworfen.
Schlüssel zu Nachhaltigkeit
Katharina Bayer, einszueins architektur: „Die frühzeitige und kontinuierliche Einbindung der BewohnerInnen ist der Schlüssel zu Nachhaltigkeit und zur Identifikation mit dem Gebäude. Gerade dieser Aspekt war beim Wohnprojekt Wien essenziell. Es galt, Gemeinschaft, Selbstbestimmung sowie sozialer und ökologischer Verantwortung baulichen Ausdruck zu geben – und dabei die Weisheit der Gruppe zu nutzen.“
Kostenpunkt
Verwaltet wird das Gebäude von der Gruppe. Auch wer einziehen darf, entscheiden die Bewohner gemeinsam. Pro Quadratmeter sind 570 Euro an Eigenmittel einzubringen, 69 Euro beträgt das Nutzungsentgelt (inklusive Betriebskosten und Vereinskosten) im Monat. Studenten haben die Möglichkeit, auch ohne Eigenmittel in das Projekt zu ziehen, in die eigens errichtete WG für vier Personen. Die Wohnungen - von 37 bis knapp 140 Quadratmeter groß - sind übrigens alle schon vergeben.