Das Klimaschutz-Hochhaus
Die Bauarbeiten für den Zubau zum Raiffeisenhaus Wien laufen auf Hochtouren. Die Tiefbauarbeiten wurden bereits abgeschlossen, auch die Ausgestaltung der Untergeschosse ist fertig, der mit einer Höhe von 78 Metern geplante Bau wächst.
Das neue Bürogebäude der Raiffeisen Holding Niederösterreich-Wien am Wiener Donaukanal gilt als Meilenstein für Klimaschutz, Ressourcenschonung und Energieeffizienz und wird als zertifiziertes Bürohochhaus international ein Vorzeigebeispiel sein. Um sich allerdings „Passivhaus“ nennen zu dürfen, benötigt das Gebäude eine Zertifizierung eines unabhängigen Institutes.Der Zubau zum Raiffeisenhaus wird daher gemäß den Kriterien für die Zertifizierung von Passivhäusern mit Nicht-Wohnnutzung des Passivhausinstitutes Darmstadt - Dr. Wolfgang Feist, vom österreichischen Institut für Baubiologie und Ökologie zertifiziert.
Vasko+Partner entwickelten als Generalkonsulent nach Vorgabe der Raiffeisen-Klimaschutz-Initiative das Gebäudekonzept mit Photovoltaik, Kühlung über das Donaukanalwasser, Erdwärmenutzung (Geothermie), Bauteilaktivierung, Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung mittels Biogas sowie einer Klimafassade. Dadurch, dass Vasko+Partner bereits vor der Widmung als Generalkonsulent beauftragt wurde, wurde die Umsetzung des ambitionierten Konzepts möglich. Die bautechnische Herausforderung bildeten zwei bestehende Hochhäuser in Mischbauweise direkt an der Baugrubenkante; der Betrieb in diesen beiden Gebäuden muss während der gesamten Bauzeit möglichst störungsfrei aufrecht bleiben.
Aufgrund der heiklen bautechnischen Aufgabe – die Verbindung mit alt und neu, die Aufrechterhaltung des Betriebes – mussten potentielle Setzungen im Bereich der Bestandsgebäude strengstens beobachtet werden. Christian Marintschnig, Vasko+Partner: „Über 200 Messpunkte würden Setzungen im Zehntelmillimeterbereich sofort aufzeigen. Seismographen überwachen darüber hinaus die in den angrenzenden Gebäuden befindlichen Rechenzentren. Es darf durch den Bau natürlich keine Erschütterung geben.“ Der Bauablauf wurde optimiert – während in den Obergeschossen der Rohbau entsteht, wird in den darunterliegenden Geschossen bereits am Innenausbau gearbeitet – diese Bauweise spart dem Bauherren Baukosten und rund ein Jahr Bauzeit.
Zertifiziertes Passiv-Bürohochhaus
„Mit der Klimafassade sowie dem vorgesehenem Haustechnikkonzept gelingt uns der Passivhaus-Standard. Die zweischalige 11.000 Quadratmeter große Klimafassade mit außenliegenden Screens ermöglicht eine Optimierung des Sonnenschutzes im Hinblick auf Tageslichtnutzung, Vermeidung von Hitzeeintrag sowie der Möglichkeit einer natürlichen Lüftung“, erklärt Marintschnig. Zudem gibt es ein Baustoffmanagement: beim Zubau zum Raiffeisenhaus Wien kommen nur ökologisch unbedenkliche Baustoffe zum Einsatz.
Vor wenigen Tagen erhielt das Bürogebäude die Vorzertifizierung – diese fand auf Basis der Planungsdaten im Bereich der Bauphysik, Haustechnik und einer Vielzahl an energietechnischen Kennzahlen statt. Nach der Fertigstellung werden die Daten überprüft und die Vorzertifizierung durch die endgültige Zertifizierung ersetzt.Auf den rund 20.000 Quadratmetern Nutzfläche werden an die 900 Mitarbeiter ihr neues Büro beziehen. „Die hochqualitative Planung und Ausführung garantiert einen hohen Mitarbeiterkomfort“, ist Wolfgang Vasko überzeugt. Doch mit der geplanten Übergabe im 3. Quartal 2012 ist der Part von Vasko+Partner noch nicht abgeschlossen. Es folgt eine Optimierungsphase im laufenden Betrieb. Vasko setzt sich verstärkt dafür ein, dass bei Ausschreibungen die Lebenszykluskosten bereits mit einbezogen werden – „denn nur so erhält der Bauherr die Kostenwahrheit.“ Die Mehrkosten für die Energieeffizienz amortisieren sich in 14 Jahren. Im Foyer des Gebäudes werden die Energieflüsse multimedial in Echtzeit dargestellt. Mit den von Vasko+Partner geplanten Maßnahmen wird eine Reduktion des Energieverbrauchs von über 50 Prozent gegenüber vergleichbaren Bürobauten mit konventioneller Haustechnik gelingen.